Nach dem Empfangsgebäude des Ondruper Bahnhofes beschreibe ich nun den Bau des Nebengebäudes mit Stall und Toiletten, das sich neben dem Empfangsgebäude befand. Fast jeder Bahnhof verfügte früher über solche Nebengebäude, um zum Einen den Reisenden zu erlauben ihre Notdurft zu verrichten, und zum Anderen einige Tiere für die Selbstversorgung zu halten. Neben dem Stall gehörte auch ein Obst- und Gemüsegarten zu den Eisenbahnerwohnungen in den Empfangsgebäuden.
Hier ein Bildausschnitt, in dem das Nebengebäude zu sehen ist. Dies stand dort von 1908 bis in die 1960er Jahre.
Zunächst einmal zu meiner Baumethode und der verwendeten Materialien:
Wände: Pappe, Vollmer Mauerplatten Spur N (entsprechen halbwegs 1:87)
Fachwerke: Furnier Hölzer
Fenster/Regenrinnen: Auhagen 41615, 48643
Scheiben: irgendwelche Verpackungen
Dächer: Pappe, Sandpapier
Regenfallrohre: Messingdraht 1mm
Klebstoff: Pattex Classic, Revell Contacta
Farben: Revell Aqua Color (oder Revell Nitrofarben, was halt gerade da ist)
Werkzeug: Cuttermesser, Geodreieck, feste Unterlage
Und dann kann es auch schon losgehen:
Nachdem ich den Bahnhof als technische Zeichnung erstellt und maßstäblich auf Pappe ausgedruckt habe, wurden die Wandteile erstellt. Die bogenförmigen Stürze gab es auch bei Auhagen:
Wichtig ist dabei absolute Maßhaltigkeit und die vorherige Überlegung, wie die Ecken zusammengefügt werden.
Danach wurde alles farblich bearbeitet. Beim nächsten Mal denke ich vielleicht vorher daran die Fachwerkteile vor dem Einkleben zu bemalen. So war eine ruhige Hand nötig.
Als Belohnung gab es dann aber erstmal einen Blick auf den oberen Teil des Gebäudes. Die Fugen an den Ecken verschwinden später unter einer weiteren Schicht Farbe.
Die ersten Fenster sind auch schon drin, wobei das bei meiner Baumethode immer das fummeligste ist: Ich versuche immer, die Fenster entsprechend dem Vorbild zu gestalten. Der Auhagen Satz hat zwar verschiedene Fensterbreiten, aber meist sind diese, in meinem Fall, zu breit. Also immer mit dem Messer in einem Zug durchschneiden, kürzen, und wieder verkleben. Fluchen hilft da nicht, nur Geduld führt zum Ziel!
Dann war endlich die passende Mauerplatte besorgt (danke, das ging ja rasch). Das Zuschneiden mit dem Kuttermesser erfordert vor allem Kraft und Ausdauer. Wenn man das einige Wochen macht bekommt man tatsächlich Hornhaut am Zeigefinger! Wichtig ist es, wie ich mittlerweile aus schmerzlicher Erfahrung weiß, die Kanten zu versäubern, da die Klinge einen Grat wirft, der beim bemalen sehr auffällt.
Die Wände wurden zuerst Grau bemalt, und dann mit diagonal zu den Fugen mit einem leicht feuchten Pinsel bemalt. Revell Ziegelrot passt sehr gut zu den Ziegeln des Münsterlandes, also nehme ich das einfach immer.
So, und dann ist auch schon der Fensterbauer da gewesen. Und die Türen sind auch bereits drin!
Die Türen entstanden natürlich auch aus Furnierhölzern.
Eine Innengestaltung ist vorerst nicht vorgesehen. Tatenlos kann man im Innenraum jedoch nicht bleiben. So werden, auch zur Versteifung und Biegungskorrektur, Wände eingeklebt und weiß angemalt. Außerdem sähe es ja schön doof aus, wenn man durch das Fenster vom Männlein Abort auf die Tür vom Weiblein Abort schauen könnte.
Oberhalb der Fenster sorgen Hochkant eingeklebte Pappstreifen außerdem für eine Aussteifung der Wände, die sich sehr gerne durchbiegen, als hätte man einen Architekten an die Planung des Vorbildes herangelassen!
Und nun ist es soweit fertiggestellt:
Die Fallrohe enstanden aus Messingdrähten. Ein erster Versuch, da die Form für die Auhagen Fallrohe sowas von auf sind, die können in die Tonne! Zwar dürfte die Rohre 1 oder 2 Zehntel zu Dick sein, aber damit kann man doch leben.
Das Dach, welches zuerst mit Sandpapierstreifen beklebt worden war, habe ich nun mit Mattlack überzogen. An der Unterseite wurde die Verschalung angebracht und die Teile des Dachtragwerkes montiert.
Natürlich wird das Gebäude an seinem endgültigen Standort in den Untergrund eingelassen, ich vermute Stufenlose Eingangsbereiche.
Hier noch ein Beweisfoto für Türgriffe und Beschläge. Mit etwas schwarzer Farbe oder einem feinen Bohrer sollte ich noch für ein Schlüsselloch sorgen.
Sonntag, 24. Oktober 2010
Freitag, 8. Oktober 2010
Empfangsgebäude Ondrup im Modell
Am Anfang meiner Bautätigkeit stand das Empfangsgebäude, welches schon vor 34 Jahren, 1976, abgerissen wurde.
Zum Vorbild des Empfangsgebäude: Gebaut wurde es 1908. Es liegt mitten im Nirvana des Münsterlandes, die nächste Hauptverkehrsstraße ist 2,5, die nächsten größeren Städte, Dülmen und Lüdinghausen, ca 7 km entfernt. Das Dorf Seppenrade, vielleicht durch seine frühere Postleitzahl 4711 einigen noch bekannt, liegt auch ca. 5 km entfernt. Unter diesen Vorraussetzungen ist das Empfangsgebäude schon ein riesen Klopper.
Um das gesamte Projekt voran zu bringen, und um bei meinen Recherchen einen gewissen Aha-Effekt bei den Anwohnern zu erzielen, um das Erinnerungsvermögen etwas anzuschieben, wollte ich das Empfangsgebäude zuerst bauen. Als Vorlage dienten einige Bilder, die ich von Anwohnern erhielt, und auf denen das Gebäude kurz vor der Abrissbirne von allen Seiten aufgenommen wurde. Hier sind einige der Bilder zu sehen:
Anhand der Bilder habe ich die Maße geschätzt, und anschließend eine CAD Zeichnung erstellt. Diese habe ich dann im Maßstab 1:87 auf Karton ausgedruckt und mit dem Bastelmesser geschnitten. Um die verschiedenen Ebenen der Putzfläche zu erhalten habe ich die einzelnen Ebenen jede für sich ausgeschnitten, und dann den Karton in mehreren Höhenlagen aufeinander geklebt. Herausgekommen ist dabei dies:
Die Fenster sind alle Einzelanfertigungen. Grundlage war die Auhagen Tüte Nr.41615. Die Rahmen wurden mit dem Cuttermesser auf die richtige Größe geschnitten und mit Kunststoffkleber wieder verbunden. Anschließend wurden sie weiß gestrichen, um den Kunststoff den Glanz zu nehmen.
Die aufwändigen unteren Fenster habe ich nach einem älteren Vorbild erstellt, denn zunächst war es mein Plan den Bauzustand der 30er Jahre darzustellen.
Zusammengesetzt sah der Mittelteil dann so aus:
Der Seitenanbau, der auch in der Frühphase des Vorbildes anders aussah, wurde auch erstellt, und so kam es zur ersten Stellprobe:
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch recht unzufrieden, doch das änderte sich schlagartig nach dem Auftragen der richtigen Revell-Farbmischung. Plötzlich wirkte der Bahnhof richtig lebhaft.
Wichtig war dabei Farben auf Nitrobasis zu benutzen, da der Karton sonst aufgequollen wäre und sich die Form des Gebäudes verzogen hätte.
Die Uhr war auch lange so am Gebäude vorhanden und stammt aus dem Auhagen Programm.
Das Nebengebäude verfügte von der Straßenseite aus über einen recht aufwändigen Baustil, den ich aus Mauerplatten (Volmer) und Läuferbögen (Auhagen) zusammengesetzt habe.
Und hier das Ganze nochmal von der Straßenseite aus. Nach der Montage eines Daches aus feinkörnigem Sandpapier durfte Ondrup vor dem Duckmodul "Einschnitt" posieren, denn einen eigenen Bahnhof hatte das Empfangsgebäude da noch lange nicht.
Dann kam eine Wende in meinem Projekt: Die Nachforschungen trugen Früchte, und durch einen Vereinskollegen bekam ich Material aus dem Lüdinghauser Bauamt. Dieses bestätigte, was ich lange nicht wahrhaben wollte: Der Anbau war schon früh in den 30er Jahren, möglicherweise auch vorher, aufgestockt worden. Also habe ich dann eines düsteren November abends das Dach mitsamt Fachwerk abgesäbelt und aufgestockt.
Wenig später begann dann auch der Bau des Stellwerkes Ondrup Fahrdienstleiter (Of), welches beim Vorbild im Jahr 1937 entstand. Wieder waren es Volmer Mauerplatten und Fenster von Auhagen.
Auch bei der Inneneinrichtung wollte ich etwas Neues probieren, und so bastelte ich die Hebelbank und das Blockwerk aus Pappe nach.
Von Außen entspricht das Stellwerk dem Stand der 60er Jahre, später entfielen einige Fenster. Fenster, ja, das war wiedermal ein Akt. Das war eine Arbeit, die möchte ich wirklich nicht wiederholen. 16 Fensterteile alle genau gleich breit und hoch herzustellen, ich habe die Stunden zum Glück nicht gezählt...
Die Monate Dezember und Januar standen dann ganz im Zeichen des Modulbaus. Doch mitte Januar war es dann soweit, und das Empfangsgebäude absolvierte erste Stellproben an seinem Bestimmungsort. Die Höhenanordnung der Gebäude war dabei noch zweitrangig.
Und im nächsten Monat posierte man schon mit Fundament und Nebengebäude, mal wieder von der Straßenseite aus abgelichtet.
Auch vor der Fototapete ist alles sehr schön.
Damit war mein Empfanggebäude realität geworden. Sicher entsprechen nicht alle Maße dem Vorbild, in Breite und Tiefe fehlt dem Modell ca. 1 cm. Aber für die Entstehung des Bahnhofsnachbaus hat es für mich auch schon einen gewissen ideellen Wert. Daher gehört das Gebäude auf meinen Nachbau, schon beim Umbau auf den aufgestockten Anbau blutete das Herz.
Mittlerweile ist der ganze Bahnhof betriebsbereit, und konnte auf dem Fremo-Himmelfahrtstreffen in Cloppenburg eingesetzt werden. Als Abschluss noch einige Impressionen von dieser Veranstaltung.
Das Nebengebäude werde ich in einem anderen Bericht behandeln.
Zum Vorbild des Empfangsgebäude: Gebaut wurde es 1908. Es liegt mitten im Nirvana des Münsterlandes, die nächste Hauptverkehrsstraße ist 2,5, die nächsten größeren Städte, Dülmen und Lüdinghausen, ca 7 km entfernt. Das Dorf Seppenrade, vielleicht durch seine frühere Postleitzahl 4711 einigen noch bekannt, liegt auch ca. 5 km entfernt. Unter diesen Vorraussetzungen ist das Empfangsgebäude schon ein riesen Klopper.
Um das gesamte Projekt voran zu bringen, und um bei meinen Recherchen einen gewissen Aha-Effekt bei den Anwohnern zu erzielen, um das Erinnerungsvermögen etwas anzuschieben, wollte ich das Empfangsgebäude zuerst bauen. Als Vorlage dienten einige Bilder, die ich von Anwohnern erhielt, und auf denen das Gebäude kurz vor der Abrissbirne von allen Seiten aufgenommen wurde. Hier sind einige der Bilder zu sehen:
Anhand der Bilder habe ich die Maße geschätzt, und anschließend eine CAD Zeichnung erstellt. Diese habe ich dann im Maßstab 1:87 auf Karton ausgedruckt und mit dem Bastelmesser geschnitten. Um die verschiedenen Ebenen der Putzfläche zu erhalten habe ich die einzelnen Ebenen jede für sich ausgeschnitten, und dann den Karton in mehreren Höhenlagen aufeinander geklebt. Herausgekommen ist dabei dies:
Die Fenster sind alle Einzelanfertigungen. Grundlage war die Auhagen Tüte Nr.41615. Die Rahmen wurden mit dem Cuttermesser auf die richtige Größe geschnitten und mit Kunststoffkleber wieder verbunden. Anschließend wurden sie weiß gestrichen, um den Kunststoff den Glanz zu nehmen.
Die aufwändigen unteren Fenster habe ich nach einem älteren Vorbild erstellt, denn zunächst war es mein Plan den Bauzustand der 30er Jahre darzustellen.
Zusammengesetzt sah der Mittelteil dann so aus:
Der Seitenanbau, der auch in der Frühphase des Vorbildes anders aussah, wurde auch erstellt, und so kam es zur ersten Stellprobe:
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch recht unzufrieden, doch das änderte sich schlagartig nach dem Auftragen der richtigen Revell-Farbmischung. Plötzlich wirkte der Bahnhof richtig lebhaft.
Wichtig war dabei Farben auf Nitrobasis zu benutzen, da der Karton sonst aufgequollen wäre und sich die Form des Gebäudes verzogen hätte.
Die Uhr war auch lange so am Gebäude vorhanden und stammt aus dem Auhagen Programm.
Das Nebengebäude verfügte von der Straßenseite aus über einen recht aufwändigen Baustil, den ich aus Mauerplatten (Volmer) und Läuferbögen (Auhagen) zusammengesetzt habe.
Und hier das Ganze nochmal von der Straßenseite aus. Nach der Montage eines Daches aus feinkörnigem Sandpapier durfte Ondrup vor dem Duckmodul "Einschnitt" posieren, denn einen eigenen Bahnhof hatte das Empfangsgebäude da noch lange nicht.
Dann kam eine Wende in meinem Projekt: Die Nachforschungen trugen Früchte, und durch einen Vereinskollegen bekam ich Material aus dem Lüdinghauser Bauamt. Dieses bestätigte, was ich lange nicht wahrhaben wollte: Der Anbau war schon früh in den 30er Jahren, möglicherweise auch vorher, aufgestockt worden. Also habe ich dann eines düsteren November abends das Dach mitsamt Fachwerk abgesäbelt und aufgestockt.
Wenig später begann dann auch der Bau des Stellwerkes Ondrup Fahrdienstleiter (Of), welches beim Vorbild im Jahr 1937 entstand. Wieder waren es Volmer Mauerplatten und Fenster von Auhagen.
Auch bei der Inneneinrichtung wollte ich etwas Neues probieren, und so bastelte ich die Hebelbank und das Blockwerk aus Pappe nach.
Von Außen entspricht das Stellwerk dem Stand der 60er Jahre, später entfielen einige Fenster. Fenster, ja, das war wiedermal ein Akt. Das war eine Arbeit, die möchte ich wirklich nicht wiederholen. 16 Fensterteile alle genau gleich breit und hoch herzustellen, ich habe die Stunden zum Glück nicht gezählt...
Die Monate Dezember und Januar standen dann ganz im Zeichen des Modulbaus. Doch mitte Januar war es dann soweit, und das Empfangsgebäude absolvierte erste Stellproben an seinem Bestimmungsort. Die Höhenanordnung der Gebäude war dabei noch zweitrangig.
Und im nächsten Monat posierte man schon mit Fundament und Nebengebäude, mal wieder von der Straßenseite aus abgelichtet.
Auch vor der Fototapete ist alles sehr schön.
Damit war mein Empfanggebäude realität geworden. Sicher entsprechen nicht alle Maße dem Vorbild, in Breite und Tiefe fehlt dem Modell ca. 1 cm. Aber für die Entstehung des Bahnhofsnachbaus hat es für mich auch schon einen gewissen ideellen Wert. Daher gehört das Gebäude auf meinen Nachbau, schon beim Umbau auf den aufgestockten Anbau blutete das Herz.
Mittlerweile ist der ganze Bahnhof betriebsbereit, und konnte auf dem Fremo-Himmelfahrtstreffen in Cloppenburg eingesetzt werden. Als Abschluss noch einige Impressionen von dieser Veranstaltung.
Das Nebengebäude werde ich in einem anderen Bericht behandeln.
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