Montag, 28. Februar 2011

Gebäude der Genossenschaft, Vorbild + Modell

Wie schon beschrieben war die Bäuerliche Bezugs- und Absatz Genossenschaft einer der Hauptkunden für den Güterverkehr am Bahnhof Ondrup. Bis heute gehören 3 der 4 Gebäude an der Ladestraße zur Raiffeisen Genossenschaft, heute RaiLog.


Ein Lageplan der alten Gebäude an der Ladestraße, ca. 1960.

Hier nochmal mein 2010 veröffentlichter Bericht: Güterverkehr und Ladestraße

Herzstück einer solchen Genossenschaft ist eine Waage, mit der Liefer- und Abfuhrmengen festgehalten und abgerechnet werden. Die ursprünglich errichtete 10 to Waage wurde 1984 durch eine größere Waage ersetzt, die bis heute vorhanden aber nicht mehr regelmäßig in Betrieb ist. Bis mindestens in die 1990er Jahre wurde das alte Wiegehäuschen erhalten, der Neubau ist noch heute vorhanden.


Pferdefuhrwerk vor der Ondruper Genossenschaftswaage. Deutlich ist auch die Holzfläche der eigentlichen Waage zu erkennen. (Foto: Hermann Nopto)


Das Wiegehäuschen im Jahr 1984 (Foto: Hermann Nopto)

Der Nachbau ist eine Fingerübung eines ruhigen Sonntagnachmittags. Eine Hand voll Mauerreste aus Volmer-Platten wurde zum Frokeln des kleinen Gebäudes verwendet. Das Fenster ist aus der Restkiste, die Tür aus Furnierholz und das Dach aus Naßschleifpapier.


Fast wie das Original: Das Wiegehäuschen und die Holzfläche der Waage mit Betoneinfassung.

Das Hauptgebäude der Genossenschaft war ein großer Holzschuppen, in dem sich auch das kleine Büro der Genossenschaft befand. Hier wurden vor allem Dünger und Saatgut gelagert.


Hauptgebäude der Genossenschaft im Jahr 1976 (Foto: Hermann Nopto

Für die Nachbildung in 1:87 konnte ich die sehr schönen Platten von Auhagen benutzen, die genau die richtige Rastergröße der Deckleisten aufweisen. Die meisten anderen Teile sind aus der Restekiste, bzw. aus Polystyrol-Leisten zusammengesetzt.


Das Hauptlager der Genossenschaft als Modell

Sehr schön auch das große Firmenschild der Genossenschaft, wo mag es nach dem Abbruch des Gebäudes 1997 wohl gelandet sein? Es ist garantiert von Hand gepinselt und schon deshalb ein absolutes Unikat.


Firmenschild der Genossenschaft im Jahr 1976 (Foto: Hermann Nopto

Für den Nachbau habe ich mir zunächst eine ungefähr passende Schrift aus dem Internet herunter geladen. Die Schriftart "Schwaben-Alt" passte ganz gut, was bei einem von Hand gemalten Schild schon an ein mittleres Wunder grenzt. Im PowerPoint wurde das Schild dann in die richtige Form gebracht und die Telefonnummern in üblicher Arial-Schrift eingefügt.
Um die Holzstruktur nachzubilden habe ich das Papier vor dem Bedrucken mit Lösemittelhaltigem und ganz leicht schmutzigen weiß streifig vorgestrichen. Nach dem Bedrucken wurde wurden mit einem stumpfen Gegenstand die Bretterfugen eingeprägt.


Genossenschaftsschild im Modell

Ein weiteres von der Genossenschaft genutztes Gebäude ist ein Holzschuppen mit längs zum Gleis ausgerichtetem Giebel. Früher gehörte dieser der Firma Havestadt, ein Landhandel für Saatgut, Dünger und andere Materialien.
Heute ist dieses Gebäude noch vorhanden und wird von einer Holzwerkstatt genutzt. Im Jahr 2010 wurden aber umfangreiche Arbeiten zur Sicherung des Gebäudes durchgeführt, wobei die Dachkonstruktion abgedichtet und vereinfacht wurde.


Der Holzschuppen im Jahr 2009. Die Dachkonstruktion ist schon arg strapaziert.

Auch beim Nachbau dieses Gebäudes kamen wieder die Kunststoffplatten mit Fugenleistennachbildung aus dem Hause Auhagen zum Einsatz. Für die Fundamentmauern wurden Volmer Mauerplatten verbaut. Auf das Dach aus Polystyrolplatten wurde als Naßschleifpapier als Dachpappenimitation aufgeklebt. Beim Aufkleben von Schleifpapier sollte kein Wasserhaltiger Kleber verwendet werden, denn sonst quillt Sandpapier auf und wirft Falten und Blasen.


Modell des Holzschuppens

Das größte der alten Gebäude an der Ladestraße ist ein Fachwerkhaus. Dabei handelt es sich um eine Art Kötterhaus mit Wohnung und Arbeitsräumen. Der Bau wurde vielfältig genutzt. So befanden sich dort zu gleichen Zeit ein Baustoffhandel (Firma Kock), eine Schweinewaage (Prumann) und ein Landhandel (auch Havestadt).


Der Fachwerkschuppen im Jahr 2009

Der Fachwerkbau wurde auf der dem Gleis abgewandten Seite erweitert, wobei es zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Anbauten gab. Im Modell stelle ich diese Anbauten aus Platzgründen nicht dar. Dafür habe ich den Hundezwinger, der auf dem Bild mit dem Pferdefuhrwerk links im Hintergrund zu sehen ist, nachgebaut.


Der Nachbau des Fachwerkgebäudes

Dieses Gebäude war nicht so einfach nachzubauen. Grundlage war 120g Papier. Die Gebäudewände wurden mit dem vor Ort vermessenen Fachwerkmuster im ACAD gezeichnet und auf das Papier aufgedruckt. Aus Furnierhölzern, doppelt gelegt, wurden dann die Fachwerke geschnitten und aufgeklebt. Die Zwischenräume wurden mit Volmer Mauerplatten ausgestückelt. Verklebt wurde alles mit Pattex, wasserhaltiger Kleber hätte das Trägerpapier aufgeweicht.


Das Fachwerkgebäude in der Bauphase. Erst nach dem Zusammenbau wurde es farblich behandelt.

Das Ziegeldach besteht aus Dachplatten von Auhagen, die farblich nachbehandelt wurden. Regenrinnen und Fallrohre werden noch folgen.
Die Türen, Tore und Fensterläden bestehen wieder aus Furnierhölzern. Die Eingangstür wurde aus einzelnen Stückchen zusammengesetzt.

Auch wenn die Gebäude der Ladestraße fertiggestellt sind gibt es noch viel zu tun. Um den Eindruck eines richtigen Landhandels wiederzugeben müssen viele Kleinigkeiten aufgestellt werden, die zu einem Landhandel gehören. So gehören Traktoranhänger, Vörderbänder, Kisten und VIELE Säcke zur Ausstattung, auch einige Tiere müssen noch verteilt werden.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Stelldrähte

Vorbild
Bis zum Schluss im Jahr 2004, der Aufgabe von Ondrup als Blockstelle, verfügte der Bahnhof Ondrup über ein mechanisches Stellwerk. Zuletzt wurden von dort nur noch die Signale der Blockstelle bedient. Gebaut wurde das Stellwerk im Jahr 1937. Auch das schon lange abgerissene Stellwerk Ondrup West wurde in diesem Jahr errichtet. Über die Vorläufertechnik ist mir nicht viel bekannt. Doch schon vor dem Neubau waren einige Weichen ferngestellt. Das Stellwerk Of war im Empfangsgebäude integriert, und an der Stelle von Ow gab es auch einen Stellwerks- oder Postenbau.

Wer sich näher über Stellwerkstechnik informieren möchte, dem seien die MIBA Hefte "Mechanische Stellwerke Band 1 u. 2" empfohlen. Das Studium dieser Bücher zeigte mir, warum in Ondrup überhaupt 2 Stellwerke nötig waren. Die Entfernung zur Westausfahrt in Richtung Dülmen war einfach zu groß, um Weichen und Signale vom Stellwerk Of bedienen zu können, die Stelldrähte wären zu lang geworden um die Längenausdehnung mit Spannwerken auszugleichen. Auch der Stellwiderstand erhöht sich mit der Drahtlänge.

Beim Rückbau des Stellwerkes Ow wurde die Ausfahrtsweiche weiter in Richtung des Empfangsgebäudes verlegt und die Entfernung damit verkürzt. Erst dadurch wurden im Bahnhof an der Oberfläche Spannwerke sichtbar. Bis dahin waren die Spannwerke im Keller unter Of, bzw. im Erdgeschoss von Ow in den Spannwerksräumen aufgestellt.

Heute ist von den Stellwerksdrähten nur noch ein Druckrollenkasten und einige Rollenhalter auf dem noch erhaltenen Bahnsteig von Gleis 1 erhalten. Das Aussehen der restlichen Stelleinrichtungen kann nur geraten werden. Es ist aber anzunehmen, dass die Stelldrähte im Bereich der Ladestraße und Abstellgleise unterirdisch verlegt waren.


Noch erhaltener Druckrollenkasten am Bahnsteig Gleis 1, Foto von 2010.

Modell
Für die Darstellung musste zunächst festgelegt werden, wo genau frei laufende Stelldräht gespannt oder nur Kabelkanäle verlegt werden mussten. Für die gespannten Drähte kamen nur die Rollenhalter und Druckrollenkästen der Firma Weinert Modellbau aus Messing in Frage. Auch Kabelkanäle sind bei Weinert erhältlich, jedoch entschied ich mich für die ebenfalls sehr guten Kanalattrappen von Auhagen. In der Zwischenzeit hat auch Auhagen Rollenhalter aus Kunststoff im Angebot, die aber nicht die Qualität und Filigranität von Weinert erreichen. Die 90° Umlenkungen erhielt ich bei Mehbu Lasertechnik. Die Weichenantriebe lagen den Tillig-Elite Weichen bei bzw. konnten nachgekauft werden (bei den älteren Exemplaren). Für die dünneren Kabelkanäle, welche die Gleise in den Schwellenfächern queren, nutzte ich die alten Auhagen Regenrinnen.

Sehr einfach war der Einbau der Kabelkanäle. Um Material zu sparen verbaute ich die Kanäle sehr flach, so dass diese auf langen Strecken von Erdreich und Bewuchs überdeckt sind.


Die teilweise überdeckten Kabelkanäle zwischen Gleis 1 und 5

Auch die Ansteuerungen der Weichen wurden so abgeflacht gefeilt, dass sie im Boden zu verschwinden scheinen. Dabei sind sie so auszurichten, dass sie auf die ebenfalls im Boden versenkten Druckrollenkästen zwischen den einzelnen Kanal-Elementen zielen.


Der aus dem Boden auftauchende Stelldraht-Kanal führt zum Weichenantrieb

Am Stellwerk Ow mussten nur kleine Entfernungen überbrückt werden. Trotzdem sind 3 Signale und eine Weiche zu bedienen.


Umlenkungen zu den Ausfahrt-Signalen an der Westseite

Die Stellwerksdrähte werden dabei durch Gummilitze immitiert, die bei Weinert oder im Handarbeitsfachgeschäft erhältlich ist. Fixiert wird das Garn dabei mit Sekundenkleber. Die Gummilitze ist robuster, als sie auf den ersten Blick wirkt, und nur mit großer Kraft zu zerreißen.

Da das Stellwerk Ow etwas Abstand zu den Gleisen aufweist müssen die Stelldrähte erst durch Kabelkanäle in die direkt an den Gleisen befindliche Gruppenumlenkung geführt werden. Als Abdeckungen für die Gruppenablenkung verwende ich Riffelbleche, die den Antrieben der Elite-Weichen beilagen aber eh in die Bastelkiste gewandert wären.


Gruppenumlenkung mit dem erstem Stelldraht

In Richtung der Ostausfahrt nach Lüdinghausen verlaufen die Stelldrähte über weite Strecken im Freien. Zunächst wird die Straße unterquert. Als Austritt habe ich ein Stück Kabelkanal gewählt. Am Hochpunkt sorgt ein Druckrollenkasten für die Umlenkung der Drähte in die Ebene.


Vor dem Stellwerk Of befindet sich die Gruppenumlenkung, nach der Straße verlaufen die Drähte im Freien.


Der Druckrollenkasten im Detail. Das Befestigen der Gummilitze in verschienen Höhenlagen ist sehr fummelig aber nicht unmöglich.


Schmaler und breiter Druckrollenkasten von Weinert, Best.-Nr. 7209

Bei der Segmentbauweise des Bahnhofs Ondrup ist eines der zu lösenden Probleme der Übergang zwischen den Modulkästen. Die 6-fach Rollenhalter werden auf von Weinert mitgelieferte Stahldrähte gesetzt, die 1-1,5 cm Tief im Untergrund verklebt werden. Zur Übergabe an den Kanten habe ich jeweils eine Seite der Blenden an den Rollenhaltern abgetrennt. So waren zwar 2 Rollenhalter je Übergang nötig, doch müssen so nach dem Aufbau keine Verbindungsschnüre mehr gezogen werden, wie z.B. bei diesem Fremo-Bahnhof: Wernersgrüben. Die Stelldrähte liegen dort in der Aufbauphase noch nicht verbunden auf der Wiese.


Der doppelte Rollenhalter mit gekürzten Wetterschutz-Blenden am Modulübergang












Sechsfach Rollenhalter von Weinert, Best.-Nr. 7206

Beim Vorbohren der Löcher für die Stahldrähte, auf denen die Rollenhalter sitzen, ist exaktes Arbeiten gefragt. Am Besten mit einem Handbohrer (Kölbchen) entlang eines Lineals in gleichmäßigen Abständen. Im Vorbild beträgt der Abstand zwischen den Rollenhaltern 8-12 m, also maximal 13,8 cm im Maßstab 1:87. Bei mir es aber trotzdem ein Abstand von 15 cm geworden, weil das Rastermaß der Segmente bei einer gleichmäßigen Verteilung der Rollenhalter keine anderen Abstände zuließ. Geschenkt gibt es Weinert-Teile bekanntlich auch nicht, und eine gleichmäßige Verteilung erschien mir zum Zeitpunkt des Baus sinnvoller.

Sind die Rollenhalter eingebaut und verklebt kommt das langwierige ziehen der Stelldrähte dran. Hier geht man Draht für Draht vor. Als Klebstoff verwende ich Sekundenkleber, gern auch aus dem 1€ Laden. Wichtig ist zunächst die Fixierung am Anfangshalter eines Segmentes. Dann den Draht zum Endhalter führen (durch die restlichen Rollenhalter-Portale hindurch) und spannen, wobei die Länge der Gummilitze ruhig um knapp die Hälfte gestreckt werden kann. Einen Tropfen Sekundenkleber auf die Litze kurz vor dem Rollenhalter geben und dann so weiter Spannen, dass der Tropfen in der Blende verschwindet. Bis 10 zählen und fertig. Bei der Fixierung an den mittleren Haltern zuerst die Litze aus dem Halter herausziehen, dann den Kleber aufbringen. Durch den Spannungausgleich sollte der Klebstofftropfen von allein Litze und Rollenhalter verkleben. So hat man viele Stunden Bastelfreude mit tollem Ergebnis.

Am Ende der geraden oberirdischen Drahtführung werden zuerst die Ausfahrtsignale in Richtung Lüdinghausen, dann die Einfahrtweiche und zuletzt das Einfahrtsignal angesteuert.

Die Umlenkung zu den Signalen erfolgt durch Absenkung der Stelldrähte in die Umlenkungen. Von dort werden die Gleise durch Kabelkanäle (bestehend aus Auhagen Regenrinnen) in den Schwellenfächern gekreuzt. Dann wieder eine Umlenkung in Richtung des Signalantriebes, der sich im Kasten am Signalfuß befindet. Natürlich handelt es sich im Vorbild um Doppeldrähte die über Seilscheiben umlaufend bewegt werden. Im Modell stelle ich die Doppeldrähte mit jeweils einer Gummmilitze dar.

3 weitere Drähte werden für die Weichenstellung und Verriegelung durch einen Kabelkanal in den Weichenantrieb geführt. Natürlich verschwindet die Gummilitze kurz hinter dem Anfang des Kabelkanals im Untergrund und ist dort fixiert.


Der Verlauf der Stelldrähte und die Ansteuerung von Signalen und Weiche












Dreifachrollenhalter aus Weinert Set Best.-Nr. 7205

Der letzte übrige Draht führt zum Modulende in Richtung des Einfahrtsignals, den Verlauf auf den angrenzenden Modulen muss sich der Betrachter dann denken, denn die Einfahrtsignale können universell in Modulen mit Wattenscheider-Schächten eingesetzt werden.












Einfachrollenhalter aus Weinert Set Best.-Nr. 7205

Insgesamt stellte sich das Strippen ziehen als weniger dramatisch dar, als anfangs vermutet. Ob ich die Stelldrähte noch einfärbe weiß ich nicht genau. Im Vorbild sind sie oft silbrig glänzend und nur an den Umlenkrollen durch Abrieb dunkel verfärbt. Ich hoffe noch auf Erfahrungswerte anderer Modellbauer, mit welchen Farben man die Drähte einfärben kann, ohne die langfristige Flexibilität zu zerstören.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Schranken

Der Bahnhof Ondrup verfügt über 2 beschrankte Bahnübergänge. Jedes Stellwerk bedient und überwacht einen davon. Von der Schranke am Stellwerk Ondrup West gibt es keine Aufnahmen. Im Lageplan kann man die Standorte der Schrankenbäume erkennen. Beide Schrankenanlagen sind gleichläufig. Da es sich bei Ondrup um einen Landbahnhof handelt verfügten alle Schranken über Behang, welcher das Durchlaufen von Kleinvieh, wie Schafen, verhindert.


Lageplan am Bahnübergang auf Höhe des Empfangsgebäudes


Lageplan vom Bahnübergang am Stellwerk Ondrup West

Im Modell wollte ich unbedingt bewegte Schranken haben. Wer Schranken mit Behang nachstellen will, der kommt nicht an den Messingschranken von Weinert Modellbau vorbei. Es gibt sie in den Längen 5, 7 und 9 m, mit oder ohne Behang. Hier geht es zur Seite von Weinert Modellbau.

Als erstes war die 5 m Schranke am Bü Ondrup West dran. Diesen konnte ich von einem Hobbykollegen schon fertig lackiert erstehen. Nur der Behang war noch nicht montiert. Die Montage des Behangs ist immernoch eine der großen Herausforderungen. Mit einiger Übung klappt es aber ganz gut die fertig abgelängten und gebogenen Drähte wie beschrieben flach zu quetschen, einzufädeln und wieder flach zu quetschen. Mit etwas Glück findet sich in der eigenen Werkzeugkiste eine passende Zange. Wenn nicht sollte man besser gleich die von Weinert angebotene Zange kaufen, damit geht es dann perfekt. Auf oft beschriebene Montagehilfen habe ich verzichtet, es ging also auch freihändig. Bei schlechteren Augen sollte unter einer Lupe gearbeitet werden.

Das in der Montageanleitung von Weinert beschriebene Vorgehen "quetschen, einfädeln, quetschen" funktioniert sehr gut, den richtigen Druckpunkt für die Zange hat man schnell heraus. Wie so oft gilt: Nach fest kommt ab!


Vorgehensweise beim Einbauen der Behangdrähte (Mit freundlicher Genehmigung von Weinert Modellbau)

In der Praxis sehen die Schritte so aus:

Der an einem Ende gequetschte Draht wird durch die Ösen am Schrankenbaum gefädelt


Nach dem Einfädeln in den Hänger wird das Ende des Drahtbügels platt gequetscht.

Empfehlung:
Am Anfang den ersten und den letzten Draht anbringen, dann ist der Hänger im Verhältnis zum Schrankenbaum schon in der Lage fixiert und verdreht sich nicht so schnell, was zum Herausrutschen der Drähte führen kann.


Die Drähte an beiden Enden der Schranke wurden zuerst montiert


Die fertig montierte und eingebaute Schranke am Bü Ondrup West

Der mitgelieferte Fulgurex Antrieb ist ein alter aber zuverlässiger Geselle. In Zukunft werde ich aber die Laufgeschwindigkeit des Motors, der über eine Schnecke den Antrieb bewegt, verlangsamen.
Konstruktiv sieht der Weinert Antrieb gegenläufige Schranken voraus. Da dies bei mir nicht gegeben war wurden die zugehörigen Bauteile der Bastelkiste zugeführt und eine eigene Lösung erstellt. Die Messingstangen, die sonst an einer Traverse angeschlossen werden, habe ich direkt am Antrieb befestigt. Durch die mitgelieferten Lüsterklemmen erhält man die Möglichkeit der Feinjustage. Da nun die gesamte Geometrie des Antriebes aus dem Gleichgewicht geraten war habe ich den Laufweg des Antriebes verkürzen müssen. Dazu wurden Polystyrolstreifen aufgeklebt, durch welche die Abschaltkontakte eher betätigt werden. Die ganze Konstruktion sah zwar erst wild aus, wurde aber mittlerweile mit Führungen verstärkt.


Der Fulgurexantrieb mit direkt angeschlossenen Stellstangen. Links befinden sich die Umlenkungen unter den Schrankenfüßen.

Der Bahnübergang am Empfangsgebäude besitzt 7 m Schranken. Diese wurden bestellt (am besten direkt per Mail an Weinert) und musste somit komplett von mir gebaut werden. Zunächst werden die Einzelteile passend von den Spritzlingen getrennt und ausführlich von Gußästen und leichten Unebenheiten befreit. Auch die 2 Nasen für den bei mir nicht benötigten Schrankenfuß müssen entfernt und glatt geschliffen werden. Dann wird der geätzte Balken mit den Löchern für den Behang befestigt. Ich habe das mit Sekundenkleber gemacht, andere Bastler löten.


Die fertig montierte Schranke bei einer ersten Stellprobe am Bahnübergang.

Dann erfolgte die Grundierung der Schranke. Da ich mir eine weiße Lackierung ersparen wollte habe ich weiße Grundierung aus der Sprühdose benutzt. Dünne Schichten sind wichtig, um die Löcher für den Behang nicht zu verstopfen. Der Schrankenbaum und der Lochbalken verpappen so endgültig.
Bei den roten Streifen habe ich mich an das Vorbildfoto vom ersten Beitrag in diesem Blog gehalten. Die Schrankenbäume erhalten also 2 rote Binden in der Mitte. Diese passen aber zu den eingravierten Markierungen. Die restlichen Markierungen fallen nicht weiter auf. Auch hier wird wieder mit dünnen Farbschichten gearbeitet. Über die Größe der Löcher muss man sich, solange diese frei bleiben, keine Gedanken machen, denn sobald sich ein Loch nicht zusetzt ist auch genug Spielraum für den Behang. Und ganz ohne Lack bekommt man die Drähte fast nicht so breit gequetscht, das sie halten.
Die passenden Farben gibt es natürlich auch bei Weinert, wobei mattes weiß nicht so schwer zu treffen ist. Den richtigen Rot-Ton (RAL 3002) gibt es alternativ von Model Masters (Vertrieb durch Faller), bezeichnet als Red Flat.


Fertig lackiert und bereit für die Montage des Behanges.

Dann wieder 2 Abende für den Behang. Pro Schrankenmeter 10 Drähte machen bei dieser Schranke 70 Drähte je Baum. Danach braucht man erstmal eine Woche Bastelpause. Der mitgelieferte Behang war bei mir übrigens kupferfarben angelaufen. Nach Mail an Weinert erhielt ich ein neues Döschen mit einwandfreien silbernen Drähten. Durch die Montage mit schwitzigen Fingern sind die schon so matt, dass keine weitere Bearbeitung nötig ist.

Ergänzung 30.11.11: Mittlerweile hat sich Weinert mit dem Problem des angelaufenen Behangs beschäftigt. Der Austausch gegen neue Drähte ist nicht nötig. Ein Hobbykollege bekam auf Anfrage den Tip Silber-Reiniger zu benutzen. Die Drähte werden dadurch wieder blank, sollten aber nicht an der Luft trocknen sondern trocken getupft werden.


Kompletter beweglicher Behang.

Der Antrieb wurde hier etwas professioneller umgebaut. Der Laufweg musste wieder verkürzt werden. An den Antrieb habe ich einen Balken laminiert. Dieser wurde nötig, da in sich unter dem Trassenbrett eine Aussteifung befindet. Der Balken durchquert durch eine längliche Aussparung den Unterzug. So werden auch die Stelldrähte wieder geradliniger bewegt als beim kleineren Übergang.


Antrieb mit Durchführung durch die Aussteifung.

Im Betrieb machen die Schranken, die vom Stellpult aus mit Kippschaltern betätigt werden, bisher keine Probleme. Ab und zu klemmt der Behang etwas, meist nach längeren Standzeiten. Ich würde auf jeden Fall immer wieder diese Schranken einsetzen, denn sie sind ein toller Blickfang.


Ondrup West


Bahnübergang am Empfangsgebäude, im Hintergrund der Gasthof.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Rost und Gleisschotter

Rost:
Bei den Bildern der letzten Beiträge hat man es schon gesehen: Die Gleise haben Rostfarbe erhalten.
Aber halt! Bevor die Schienen Rost erhalten brauchen die arg glänzenden Kunststoffschwellen einen Anstrich. Mit einer stark verdünnten Siff-Mischung aus Schwarz und Braun wird der Glanz gebrochen. Erst dann können die Schienen behandelt werden.
Nach vielen Jahren des ausdauernden Pinselns bin ich auf eine einfachere Methode gekommen: Airbrush.
Vorteil der Methode ist die Zeitersparnis beim Lackieren. Dafür dauert das Abkleben mit Malerkrep entlang der Kleineisen ewig und 3 Zeiten. Beim Lackieren selbst wird keine heftige Technik benötigt, das billigste am Markt reicht. Wichtig ist ein Arbeiten in dünnen Schichten, damit die stark verdünnte Farbe (Revell Aqua Color) nicht unter das Klebeband zieht. Weniger ist also mehr.

Das richtige Abkleben, hier bei einem Streckenmodul, ist schon die halbe Miete. Kleineisen und Ankerplatten müssen ebenfalls frei bleiben.

Mit der Airbrush Pistole, hier ein Modell von Revell, wird die Rostfarbe in dünnen Schichten aufgetragen, bis sie gut deckt. Dabei muss die Pistole sehr flach gehalten werden, um den Bereich unter den Schienenköpfen nicht auszulassen.

Die Gleise kurz nach dem Rosten
Um die Farbgebung etwas aufzulockern benutze ich für die verschiedenen Gleise unterschiedliche Farbtöne, also Mischungen zwischen Ziegelrot und Lederbraun (der originalen Rostton von Revell mag ich nicht, der ist mir zu rosa). Das Durchgangsgleis, also Gleis 2, hat einen helleren Ton, weil dort frischerer Abrieb liegt. Die Nebengleise 1 und 5 sind wesentlich dunkler gehalten, weil dort mehr Dreck an den Schienen haften bleibt.
Schotter:
Nach dem Ende der Vorarbeiten am Gleisbett, also dem Einbau der Bahnsteig- und Ladestraßenkante und der Bahnübergänge, ist es Zeit für die Schotterorgie. Für 7 m Bahnhof mit 3 Gleisen muss man schon einige Tage einrechnen. 3 m pro Tag waren meine Vorgabe, die ich auch eingehalte habe, also war das Thema nach einer guten Woche durch.

Der Frisch gefegte Schotter auf der Verlängerung der Westausfahrt
Als Material benutze ich Asoa Schotter Nr 1411, Diabas. Aus meiner Sicht gibt es zum Verarbeiten nichts besseres, das Material lässt sich sehr gut in Form bringen.


Die Westausfahrt ist nun komplett geschottert.

Meine Methode beim Aufbringen und Einfegen des Schotters ist schnell erklärt:
Material ist eine Filmdose zum Aufstreuen des Schotters und ein Borstenpinsel mit ca. 15 mm Breite, der also zwischen die Schienen passt.
Mit der Filmdose kann man beim Aufstreuen schon sehr fein vordosieren, für die richtige Menge bekommt man schnell ein Gefühl. Wichtig aus meiner Sicht: Weniger ist Mehr! Gerade im Bahnhofsbereich und auf Nebengleisen reichen 2 mm Neben den Schwellenköpfen.
Mit dem Borstenpinsel wird der Schotter in der Gleismitte regelrecht zwischen die Schwellen gestopft und überschüssiges Material weiter gefegt. Auch auf den Schwellenköpfen wird diese Methode mit dem längs gedrehten Pinsel angewendet.
Die bei vielen Modellbahnern verbreitete Schotterkrone bilde ich nicht aus, denn sie gehört ins Reich der Legenden. Nur auf der Außenseite von Gleisbögen kann man sie im Vorbild vorfinden.

Der Bereich vor dem Stellwerk Ow ist wegen noch fehlender Stellwerkseinrichtungen ausgespart.
Zum Fixieren wird der Schotter zunächst unter Zuhilfenahme eines Deozerstäubers mit Spüliwasser getränkt. Geklebt wird mit normalem Ponal oder Uhu Original Leim, verdünnt im Verhältnis von ca. 1:5, und vom Spüli ist auch hier ein Tropfen drin. Nach ca. 12 Stunden ist alles ausgehärtet. Sollte der Schotter noch nicht fest genug sein wird nochmals Leimwasser aufgetragen.

Auch die im Gleis benötigten Teile der mechanischen Stelleinrichtungen müssen vorm Schottern verbaut werden. Hier die Umlenkungen für die Signale, die in die Wattenscheider Schächte gesteckt werden.
Für den Gesamten Bahnhof habe ich ziemlich genau 1200 ml Gleisschotter verbraucht. Durch die nun vorhandene feste Verbindung zwischen Gleisen und Segmentkästen nimmt der Lautstärkepegel beim Befahren leicht zu.
Zu einem späteren Zeitpunkt soll der Schotter noch mit Staubfarbe verschmutzt werden, damit es nicht zu gleichmäßig aussieht.