Dienstag, 24. April 2018

Nachbau der Dürener Dreigurtbrücke Teil 1

Nach der Ondruper und der Lüdinghauser Kanalbrücke brauchte ich für 2018 ein neues Projekt. Beim FremOld Treffen in Leipzig hatte ich mich am Vorabend des 1. Advent 2017 dazu hinreißen lassen, anzukündigen jetzt auch mal Module mit zwei Gleisen zu bauen. Einige Wochen zuvor hatte ich auf der Rückreise aus dem Kurzurlaub der Dreigurtbrücke in Düren einen Besuch abgestattet, und nun juckte es, daraus ein Modulprojekt zu machen.


Ein Talentfrei am 03.11.2017 auf der Dürener Dreigurtbrücke über die Rur.

Zur Geschichte: Die Bahnstrecke Köln-Aachen wurde am 01.09.1841 eröffnet. Bereits 1845 wurde die Strecke aufgrund des starken Verkehrsaufkommens, die Strecke führte ins benachbarte Belgien, zweigleisig ausgebaut. Westlich von Düren überquert diese Bahnstrecke die Rur, ein Fluss der in der Eifel entspringt, und bei Roermond in die Maas mündet. In den 1920er Jahren stellte die neu gegründete Reichsbahn fest, dass diese massive fünffach geteilte Steinbogenbrücke nicht mehr standfest war. Aufgrund der weggeschwemmten Sicherung der Sohle waren die Fundamente unterspült worden, ein Sanierung wäre einem Neubau gleich gekommen.


Kaum erkennbar und schlecht zu erreichen ist die Rurbrücke heute.

In der Zeitschrift "Die Bautechnik" hatte der Brückendezernent der Reichsbahndirektion Köln Dr. Ing. Tils in der Ausgabe Nr. 38 vom 04.09.1928 einen Aufsatz über die technischen Möglichkeiten zum Bau einer Brücke mit nur drei Trägern veröffentlicht. Da diese Konstruktion nun ausgeführt werden sollte, und die in Düren neu zu errichtende Brücke mit einer Stützweite von 78 m ohne Stützpfeiler leicht über der Grenze von 75 m lag, ab der man sich Einsparungen bei den Material- und Baukosten erhoffte, wurde bei der Firma Dörnen in Dortmund der Bau der Brücke in Auftrag gegeben. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Tief- und Fundamentarbeiten von der Firma Dyckerhoff ausgeführt wurden.


Total zugewuchert ist die Brücke nur fußläufig über Wanderwege erreichbar.

In der Zeit zwischen 1928 und 1930 wurde die neue Brücke direkt neben der alten Steinbogenbrücke errichtet, von der sogar einige Teile abgebrochen werden musste. Die Strecke verläuft im Bereich der Rurquerung in einem langen Bogen. Die neue Brücke wurde nach innen versetzt, die Gleis und der Bahndamm wurden nach innen verlegt. Die Eröffnung der neuen Konstruktion erfolgte am 03.08.1930.


Blick auf das Tragwerk und die massiven Längsträger.

Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges wurde die Brücke zerstört. Fotos lassen auf eine gezielte Sprengung dieses wichtigen Flussübergangs schließen. Der Wiederaufbau erfolgte jedoch zügig. 1964 wurde die Strecke elektrifiziert und entsprechende Träger an der Brücke nachgerüstet. Unter Denkmalschutz steht sie seit 1989.


Der Blick längs der Brücke von unten zeigt die gigantischen 2 m hohen Rippen, welche die beiden unteren Längsträger miteinander verbinden.

Die Recherche zum Vorbild brachte viele Bilder vom Bau der Brücke zum Vorschein, da der oben genannte Dr. Ing. Tils in der Bautechnik 1931 in den Heften 6 und 8 auf mehreren Seiten berichtete. Auch in der Schweizer Bauzeitung 1931 Heft 17 findet sich der Bericht eines Schweizer Bahnbeamten. Bisher konnte ich nicht heraus finden, um welche Zeitschrift es sich bei "Z.d.B. 1931, Nr. 22" handelt, in der sich ebenfalls ein Artikel finden soll. Auch die MIBA hat der Brücke sowohl einen Bericht zum Vorbild und Bauvorschläge (MIBA 10/91 S.28 ff.) und einen Baubericht eines Modellbahners aus Messing (MIBA 02/95 s.24 ff.) gewidmet.


An meinem provisorischen Arbeitsplatz auf dem Esstisch liegen hier schon die ersten Bauteile.

Einen Nachbau der Brücke wollte ich auf die gleiche Weise durchführen, wie den der Lüdinghauser Dreigurtbrücke. Meine letzten Polystyrol Reserven wurden zusammen gekratzt und es konnte los gehen. Hauptsächlich kam wieder die Materialstärke 1 mm zum Einsatz, aber auch einige 0,5 und 1,5 mm starke Teile musste ich herstellen.


Jede Menge Werkzeuge, die ich für meine mittlerweile gut erprobte Bautechnik benutze.

Nach leidigen Erfahrungen mit der Montage der vielen Kleinteile der Lüdinghauser Brücke habe ich dieses mal mehr auf die vorherige Herstellung von Lehren gesetzt. Dadurch wird die Herstellung exakter und deutlich beschleunigt, weil nicht vor jedem sich dauernd wiederholenden Schritt vorher die Maße angerissen werden müssen.


Lehren erleichtern die Montage der Kleinteile.

Auch neue Werkzeugtechnik kam zum Einsatz, denn ich habe mir auch eine Proxxon Tischkreissäge zugelegt. Bei der Herstellung der Schnitte in den Rippen hat das die Arbeit sehr erleichtert.


Einsatz der Proxxon Tischkreissäge beim Bau der Rippen.


Die sieben fertigen Rippen stehen bereit.

So konnte ich bereits nach einer guten Woche Richtfest feiern und die Brücke erstmals zusammen stellen, um einen Eindruck von der Wirkung des Modells zu erhalten.


Stellprobe mit den provisorisch zusammengesetzten Rippen und Fahrbahnträgern.

In den nächsten Tagen berichte ich weiter vom Bau des Brückenmodells, über den ersten Mai geht es aber jetzt zur Fremo Jahrestagung.

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