Dienstag, 7. Dezember 2010

Gleisbau am Modell

Ich habe ja im September schon von den Holzarbeiten berichtet. Nachdem die Segment-Kisten im Dezember 2009 fertig gestellt waren ging es im Januar los mit der Gleisverlegung. Mit dem Einbau der Weichmotoren dauerte das insgesamt etwa einen Monat.


Die Gleisbaustelle. Die ersten Segmente sind bereits fertig. Verlegt wurde auf einer Korkbettung.

Material:
Verwendet habe ich Flexgleise von Peco, direkt importiert aus England. Die Weichen stammen alle von Tillig, wobei die Einfahrtweichen EW6 sind, die Weichen in den Rangiergleisen EW3. Die Weichenstellmotoren schließlich sind Circuitron Tortoise Antriebe aus den USA.


Weiterer Fortschritt. Das Stumpfgleis an der Westseite des Bahnhofs.

Verlegen:
An den Stirnplatten der Module habe ich Messingschrauben eingedreht. Diese wurden abgeschnitten, um die Gleise dort aufzulöten. Probleme dabei: Die Schrauben reißen leicht ab. Lösung: Etappenweise anziehen. Die Messingschrauben werden durch die Reibung beim Eindrehen so heiß, dass sie weich werden und brechen. Wenn man die Schrauben nach dem halbem Weg abkühlen lässt hat man keine Probleme. Die Schraubenköpfe würde ich immer abschneiden, denn man sieht sie nachher immer, auch bei farblicher Behandlung. Unverzichtbares Werkzeug ist natürlich die Minibohrmaschine mit Koron-Trennscheiben.


Andere Blickrichtung. Der Versprung der Kisten mit dem gerade verlaufenden Gleis ist hier gut sichtbar.

Das Gleis wird auf die richtige Länge gebracht und vorverzinnt, genau wie die Schraubenköpfe. Am Gleis werden jeweils 2 Kabel je Schiene angelötet, die durch passende Löcher unter das Trassenbrett geführt werden. Erst dann werden Trasse und Schwellen mit Pattex bestrichen, und nach einer kurzen Lüftungszeit aufgelegt und leicht angedrückt. Zügig werden dann die Schienenenden auf die Schrauben aufgelötet und das Gleis an einer gerade Latte ausgerichtet und fest angedrückt. Der Kleber haftet sofort, ist aber noch einige Minuten wieder lösbar. Nach dem Aushärten wird das Gleis mittig für die Dehnungsfuge getrennt, dafür wurden ja 2 Kabel angebracht.

Verlängerung zum Ersten:
Nach dem Verlegen der Gleise entschloss ich mich schnell eine weitere 90 cm Kiste an der Westseite des Bahnhofes zwischen zu schieben, denn der Abstand zwischen den Weichen wirkte sehr jämmerlich. Da noch genügend Holz auf Lager war konnte ich die Kiste schnell fertig stellen.


Die Erweiterung nach dem Einbau der Gleise. Dieses Teil (B) kann optinal eingesetzt werden.

Da sich auf dieser Erweiterung keine Weichen befinden kann sie optional eingesetzt werden. In kleinen Räumlichkeiten ist die kurze Version eine Option.

Elektrik:
Die Verkabelung der Gleise wurde unter jedem Segment zu einem Knäuel vereint und endete in einer Lüsterklemme. Dort werden die Gleise an die durchlaufende Leitung aus 2,5 mm² 2-Pol-Kabel angeschlossen, die an den Enden des Bahnhofes jeweils in die FREMO-Normverkabelung mit 4 mm Buchse und Stecker über geht. Zwischen den Segmenten schwebte mit eine alternative und simplere Verkabelung vor. Nach langem Suchen wurde ich auf eine 2-Polige Verbindung der Firma Conrad aufmerksam, die Eigentlich für den Anschluss von Akkus bei RC-Modellen konzipiert ist. Die 4 mm Goldkontaktstecker sind äußerst Verlustarm und daher ideal für meine Zwecke, denn Digitalstrom ist kostbar und darf daher nicht durch den Widerstand in schlechten Verkabelungen verbraten werden.


Die 2-Pol-Steckverbindung für die interne Stromversorgung.

Durch die großen Griffflächen lassen sich die Stecker gut aus den Buchsen heraus ziehen. Beim Transport werden sie durch Holzwäscheklammern an der Stirnwand der Segmente gehalten.

Sonntag, 24. Oktober 2010

Stall und Abort im Modell

Nach dem Empfangsgebäude des Ondruper Bahnhofes beschreibe ich nun den Bau des Nebengebäudes mit Stall und Toiletten, das sich neben dem Empfangsgebäude befand. Fast jeder Bahnhof verfügte früher über solche Nebengebäude, um zum Einen den Reisenden zu erlauben ihre Notdurft zu verrichten, und zum Anderen einige Tiere für die Selbstversorgung zu halten. Neben dem Stall gehörte auch ein Obst- und Gemüsegarten zu den Eisenbahnerwohnungen in den Empfangsgebäuden.


Hier ein Bildausschnitt, in dem das Nebengebäude zu sehen ist. Dies stand dort von 1908 bis in die 1960er Jahre.

Zunächst einmal zu meiner Baumethode und der verwendeten Materialien:
Wände: Pappe, Vollmer Mauerplatten Spur N (entsprechen halbwegs 1:87)
Fachwerke: Furnier Hölzer
Fenster/Regenrinnen: Auhagen 41615, 48643
Scheiben: irgendwelche Verpackungen
Dächer: Pappe, Sandpapier
Regenfallrohre: Messingdraht 1mm
Klebstoff: Pattex Classic, Revell Contacta
Farben: Revell Aqua Color (oder Revell Nitrofarben, was halt gerade da ist)
Werkzeug: Cuttermesser, Geodreieck, feste Unterlage

Und dann kann es auch schon losgehen:


Nachdem ich den Bahnhof als technische Zeichnung erstellt und maßstäblich auf Pappe ausgedruckt habe, wurden die Wandteile erstellt. Die bogenförmigen Stürze gab es auch bei Auhagen:

Wichtig ist dabei absolute Maßhaltigkeit und die vorherige Überlegung, wie die Ecken zusammengefügt werden.

Danach wurde alles farblich bearbeitet. Beim nächsten Mal denke ich vielleicht vorher daran die Fachwerkteile vor dem Einkleben zu bemalen. So war eine ruhige Hand nötig.


Als Belohnung gab es dann aber erstmal einen Blick auf den oberen Teil des Gebäudes. Die Fugen an den Ecken verschwinden später unter einer weiteren Schicht Farbe.



Die ersten Fenster sind auch schon drin, wobei das bei meiner Baumethode immer das fummeligste ist: Ich versuche immer, die Fenster entsprechend dem Vorbild zu gestalten. Der Auhagen Satz hat zwar verschiedene Fensterbreiten, aber meist sind diese, in meinem Fall, zu breit. Also immer mit dem Messer in einem Zug durchschneiden, kürzen, und wieder verkleben. Fluchen hilft da nicht, nur Geduld führt zum Ziel!



Dann war endlich die passende Mauerplatte besorgt (danke, das ging ja rasch). Das Zuschneiden mit dem Kuttermesser erfordert vor allem Kraft und Ausdauer. Wenn man das einige Wochen macht bekommt man tatsächlich Hornhaut am Zeigefinger! Wichtig ist es, wie ich mittlerweile aus schmerzlicher Erfahrung weiß, die Kanten zu versäubern, da die Klinge einen Grat wirft, der beim bemalen sehr auffällt.



Die Wände wurden zuerst Grau bemalt, und dann mit diagonal zu den Fugen mit einem leicht feuchten Pinsel bemalt. Revell Ziegelrot passt sehr gut zu den Ziegeln des Münsterlandes, also nehme ich das einfach immer.

So, und dann ist auch schon der Fensterbauer da gewesen. Und die Türen sind auch bereits drin!



Die Türen entstanden natürlich auch aus Furnierhölzern.
Eine Innengestaltung ist vorerst nicht vorgesehen. Tatenlos kann man im Innenraum jedoch nicht bleiben. So werden, auch zur Versteifung und Biegungskorrektur, Wände eingeklebt und weiß angemalt. Außerdem sähe es ja schön doof aus, wenn man durch das Fenster vom Männlein Abort auf die Tür vom Weiblein Abort schauen könnte.
Oberhalb der Fenster sorgen Hochkant eingeklebte Pappstreifen außerdem für eine Aussteifung der Wände, die sich sehr gerne durchbiegen, als hätte man einen Architekten an die Planung des Vorbildes herangelassen!

Und nun ist es soweit fertiggestellt:



Die Fallrohe enstanden aus Messingdrähten. Ein erster Versuch, da die Form für die Auhagen Fallrohe sowas von auf sind, die können in die Tonne! Zwar dürfte die Rohre 1 oder 2 Zehntel zu Dick sein, aber damit kann man doch leben.

Das Dach, welches zuerst mit Sandpapierstreifen beklebt worden war, habe ich nun mit Mattlack überzogen. An der Unterseite wurde die Verschalung angebracht und die Teile des Dachtragwerkes montiert.




Natürlich wird das Gebäude an seinem endgültigen Standort in den Untergrund eingelassen, ich vermute Stufenlose Eingangsbereiche.


Hier noch ein Beweisfoto für Türgriffe und Beschläge. Mit etwas schwarzer Farbe oder einem feinen Bohrer sollte ich noch für ein Schlüsselloch sorgen.

Freitag, 8. Oktober 2010

Empfangsgebäude Ondrup im Modell

Am Anfang meiner Bautätigkeit stand das Empfangsgebäude, welches schon vor 34 Jahren, 1976, abgerissen wurde.

Zum Vorbild des Empfangsgebäude: Gebaut wurde es 1908. Es liegt mitten im Nirvana des Münsterlandes, die nächste Hauptverkehrsstraße ist 2,5, die nächsten größeren Städte, Dülmen und Lüdinghausen, ca 7 km entfernt. Das Dorf Seppenrade, vielleicht durch seine frühere Postleitzahl 4711 einigen noch bekannt, liegt auch ca. 5 km entfernt. Unter diesen Vorraussetzungen ist das Empfangsgebäude schon ein riesen Klopper.

Um das gesamte Projekt voran zu bringen, und um bei meinen Recherchen einen gewissen Aha-Effekt bei den Anwohnern zu erzielen, um das Erinnerungsvermögen etwas anzuschieben, wollte ich das Empfangsgebäude zuerst bauen. Als Vorlage dienten einige Bilder, die ich von Anwohnern erhielt, und auf denen das Gebäude kurz vor der Abrissbirne von allen Seiten aufgenommen wurde. Hier sind einige der Bilder zu sehen:
Anhand der Bilder habe ich die Maße geschätzt, und anschließend eine CAD Zeichnung erstellt. Diese habe ich dann im Maßstab 1:87 auf Karton ausgedruckt und mit dem Bastelmesser geschnitten. Um die verschiedenen Ebenen der Putzfläche zu erhalten habe ich die einzelnen Ebenen jede für sich ausgeschnitten, und dann den Karton in mehreren Höhenlagen aufeinander geklebt. Herausgekommen ist dabei dies:



Die Fenster sind alle Einzelanfertigungen. Grundlage war die Auhagen Tüte Nr.41615. Die Rahmen wurden mit dem Cuttermesser auf die richtige Größe geschnitten und mit Kunststoffkleber wieder verbunden. Anschließend wurden sie weiß gestrichen, um den Kunststoff den Glanz zu nehmen.


Die aufwändigen unteren Fenster habe ich nach einem älteren Vorbild erstellt, denn zunächst war es mein Plan den Bauzustand der 30er Jahre darzustellen.

Zusammengesetzt sah der Mittelteil dann so aus:


Der Seitenanbau, der auch in der Frühphase des Vorbildes anders aussah, wurde auch erstellt, und so kam es zur ersten Stellprobe:


Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch recht unzufrieden, doch das änderte sich schlagartig nach dem Auftragen der richtigen Revell-Farbmischung. Plötzlich wirkte der Bahnhof richtig lebhaft.


Wichtig war dabei Farben auf Nitrobasis zu benutzen, da der Karton sonst aufgequollen wäre und sich die Form des Gebäudes verzogen hätte.

Die Uhr war auch lange so am Gebäude vorhanden und stammt aus dem Auhagen Programm.

Das Nebengebäude verfügte von der Straßenseite aus über einen recht aufwändigen Baustil, den ich aus Mauerplatten (Volmer) und Läuferbögen (Auhagen) zusammengesetzt habe.


Und hier das Ganze nochmal von der Straßenseite aus. Nach der Montage eines Daches aus feinkörnigem Sandpapier durfte Ondrup vor dem Duckmodul "Einschnitt" posieren, denn einen eigenen Bahnhof hatte das Empfangsgebäude da noch lange nicht.


Dann kam eine Wende in meinem Projekt: Die Nachforschungen trugen Früchte, und durch einen Vereinskollegen bekam ich Material aus dem Lüdinghauser Bauamt. Dieses bestätigte, was ich lange nicht wahrhaben wollte: Der Anbau war schon früh in den 30er Jahren, möglicherweise auch vorher, aufgestockt worden. Also habe ich dann eines düsteren November abends das Dach mitsamt Fachwerk abgesäbelt und aufgestockt.


Wenig später begann dann auch der Bau des Stellwerkes Ondrup Fahrdienstleiter (Of), welches beim Vorbild im Jahr 1937 entstand. Wieder waren es Volmer Mauerplatten und Fenster von Auhagen.

Auch bei der Inneneinrichtung wollte ich etwas Neues probieren, und so bastelte ich die Hebelbank und das Blockwerk aus Pappe nach.


Von Außen entspricht das Stellwerk dem Stand der 60er Jahre, später entfielen einige Fenster. Fenster, ja, das war wiedermal ein Akt. Das war eine Arbeit, die möchte ich wirklich nicht wiederholen. 16 Fensterteile alle genau gleich breit und hoch herzustellen, ich habe die Stunden zum Glück nicht gezählt...


Die Monate Dezember und Januar standen dann ganz im Zeichen des Modulbaus. Doch mitte Januar war es dann soweit, und das Empfangsgebäude absolvierte erste Stellproben an seinem Bestimmungsort. Die Höhenanordnung der Gebäude war dabei noch zweitrangig.


Und im nächsten Monat posierte man schon mit Fundament und Nebengebäude, mal wieder von der Straßenseite aus abgelichtet.


Auch vor der Fototapete ist alles sehr schön.


Damit war mein Empfanggebäude realität geworden. Sicher entsprechen nicht alle Maße dem Vorbild, in Breite und Tiefe fehlt dem Modell ca. 1 cm. Aber für die Entstehung des Bahnhofsnachbaus hat es für mich auch schon einen gewissen ideellen Wert. Daher gehört das Gebäude auf meinen Nachbau, schon beim Umbau auf den aufgestockten Anbau blutete das Herz.
Mittlerweile ist der ganze Bahnhof betriebsbereit, und konnte auf dem Fremo-Himmelfahrtstreffen in Cloppenburg eingesetzt werden. Als Abschluss noch einige Impressionen von dieser Veranstaltung.





Das Nebengebäude werde ich in einem anderen Bericht behandeln.

Dienstag, 28. September 2010

Güterverkehr und Ladestraße

Der Bahnhof Ondrup entstand 1908 nur aus einem Grund: Die Bäuerliche Absatzgenossenschaft benötigte einen Bahnanschluss. Daher entstand eine große Ladestraße nördlich der Dortmund Enscheder Eisenbahn Strecke.
Das Ladestraßengleis hatte eine Nutzlänge von 126 m, das Stumpfgleis in Richtung Lüdinghausen endete an der Seitenrampe des Empfangsgebäudes und hatte eine Nutzlänge von 62 m. Das Stumpfgleis der Schutzweiche in Richtung Dülmen wurde ebenfalls als Ladestelle genutzt, die Nutzlänge dort betrug 20 m.













Ein Lageplan der alten Gebäude an der Ladestraße, ca. 1960.

An der Ladestraße entstanden bis in die 30er Jahre mindestens 4 Gebäude. 2 Holzschuppen, von denen einer (3) der Absatzgenossenschaft gehörte, einer (4) privaten Nutzern, z.B. dem Getreide- und Düngemittelhändler Havestadt. Dazu gab es noch 2 Fachwerkbauten, die wahrscheinlich schon vor der Entstehung des Bahnhofes dort gestanden haben. Sie müssen aber nach dem Bau der Bahnstrecke 1875 entstanden sein, denn ihre Giebel sind parallel zur Bahnstrecke ausgerichtet. Das größere der beiden Gebäude (1) war früher ein Wohnhaus mit Stallungen, das Nebengebäude (2) war eine Scheune, in der sich ebenfalls Ställe befanden. Das Wohnhaus wurde später vielfältig genutzt. So befanden sich dort zu gleichen Zeit ein Baustoffhandel, eine Schweinewaage und ein Landhandel.
Mit Ausnahme des Holzschuppens der Absatzgenossenschaft sind die Gebäude heute alle noch vorhanden und werden genutzt.
Ein weiteres Nebengebäude war das Wiegehäuschen. Eine Waage war schon immer für den Handel mit Schüttgütern von großer Wichtigkeit. Dieses kleine Gebäude überlebte leider nur bis 1984, dann wurde eine neue größere Waage mit einem größeren Wiegehäuschen gebaut und die alte abgetragen.










Das Wiegehäuschen neben einem Pferdefuhrwerk, Aufnahme wahrscheinlich um 1970. Foto: Hermann Nopto




Das Wiegehäuschen im Hintergrund einer Aufnahme, die 1984 bei setzen des neuen Troges der großen Waage entstand. Foto: Hermann Nopto


In den 1970er Jahren entstand eine große Lagerhalle der Absatzgenossenschaft. Der Holzschuppen der Genossenschaft überlebte bis 1997, dann musste es einer weiteren neuen Lagerhalle weichen. Auch diese beiden neuen Lagerhallen sind heute noch vorhanden.
Der Güterverkehr war sehr ländlich geprägt. Im Wesentlichen wurden Landwirtschaftliche Güter geliefert. Das waren:
- Dünger
- Saatgut
- Jungvieh

Ein weiterer Wirtschaftszweig war der Handel mit Bau- und Brennstoffen. Genauer genommen:
- Kohle
- verschiedene Schüttgüter
- gesackte Baustoffe wie Zement






Entladung von Dünger 1976. Der Radlader gehörte zu Raiffeisen Genossenschaft. Foto: Hermann Nopto





Sehr akkurat wurden die Düngerhaufen auf der Ladestraße gezogen. Im Hintergrund das große Fachwerkhaus und der gerade neue Düngersilo. Foto: Hermann Nopto


Die Anlieferung der Waren erfolgte zumeist in G-Wagen aller Typen. Dazu kamen Wagen für Schüttgüter und Düngemittel.

Viel verschickt wurde vom Bahnhof Ondrup aus nicht. Größe Mengen wurden nur während der alljährlichen Rübenkampagne verladen, dann waren mehr als 10 Wagen täglich möglich.




Rübenverladung in Wagen der Omm-Baureihen. Im Hintergrund das große Fachwerkgebäude (1) und der kleine Holzschuppen (4). Die Förderbänder gehörten zur Ausstattung des Bahnhofes. Foto: Hermann Nopto


Die Seitenrampe am Empfangsgebäude wurde zudem immer wieder zur Verladung von Kriegsgerät wie Panzern genutzt, der nahe gelegene Truppenübungsplatz „Borkenberge“ machte Ondrup zum nächstgelegenen Bahnanschluss bei Truppenmanövern. An der Rampe wurde auch Vieh entladen, das Treiben von Jungkälbern war für die jungen Ondruper alljährlich eine große Freude. Die Rampe wurde ansonsten zum Umschlag von Stückgütern genutzt, der Güterschuppen war der Lagerplatz für die Dinge des täglichen Lebens, die mit der Bahn geliefert wurden.

An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich Frau Nopto danken, die mir die Bilder aus der Sammlung ihres Mannes zur Verfügung gestellt hat. Erst so war dieser Blick in die Vergangenheit des Bahnhofes möglich.

Donnerstag, 16. September 2010

Stellwerk Ondrup West

Heute möchte ich das Stellwerk Ondrup West, Stellwerkskürzel „Ow“, vorstellen. Als ich mit der Forschung um den Bahnhof begann erzählte mir eine Anwohnerin von einem Stellwerk. Ich konnte es zunächst nicht glauben, doch es stimmt tatsächlich: Am 1. Bahnübergang in Richtung Dülmen stand bis in die 60er Jahre das Stellwerk Ondrup West. Die Ausfahrtsweiche befand sich bis dahin noch hinter dem Bahnübergang, der damals also 2-gleisig war. Das Stellwerk entstand im Jahr 1937, wie Pläne des Bauamtes Lüdinghausen belegen. Der Nachbau des Stellwerkes entstand im November 2009.

Da das Stellwerk bereits ca. 1965 abgebrochen wurde liegen mir bisher noch keine Fotos vor. Im Bauamt Lüdinghausen befand sich aber noch der Bauantrag, dem ein Plan des Gebäudes beilag. Auszugsweise zeige ich diese Bilder hier.













Die Südansicht des Stellwerkes. Plan: Bauamt Lüdinghausen













Das Stellwerk Ondrup West von Westen gesehen. Plan: Bauamt Lüdinghausen


Diese vermassten Zeichnungen, die auch Angaben mit Material enthielten, dienten mir als Vorlage, um daraus eine ACAD-Zeichnung zu erstellen. Wie üblich druckte ich diese im Maßstab 1:87 auf Karton aus. Mit dem Cuttermesser als Schnittwerkzeug entstand dann das Stellwerk, Vorsprünge wurden als zusätzliche Schicht aufgeklebt.
















Das Stellwerksmodell von der Straße aus gesehen. Foto: Voelker


Dank der Hilfe der Forengemeinde von „Drehscheibe Online“ konnten die Blockschriften der Pläne entziffert werden. Das Dach ist ein „Doppelpappdach“, die Wände sind „Edelputzflächen“. Letzteres konnte nie sicher geklärt werden, ist aber plausibel, da auf der Westmünsterlandbahn oft anzutreffen. Die Fenster entstanden aus der Fenstertüte von Auhagen, sie wurden aus einzelnen Abschnitten zusammengesetzt und anschließend Revell matt weiß übergestrichen.














Mit etwas Farbe fängt das Modell an zu leben, der grobe Karton kommt einer Putzoberfläche sehr nahe. Foto: Voelker


Das Dach war eine Baustelle für sich, der Knick in den Dreiecksteilen war aber dank CAD-Unterstützung leicht zu konstruieren. Auch hier habe ich die Einzelteile wieder auf Karton aufgedruckt.
















Das Dach nach dem Verkleben der 8 Einzelteile, als Klebstoff verwendete ich wasserfesten Parkettleim. Foto: Voelker


Nach dem Bekleben mit Dachpappen aus Nassschleifpapier konnten Dach und Stellwerk verbunden werden. Der Dachüberhang reicht bis über die Treppe, die ich aus einzelnen Pappstreifen konstruiert habe. Die Modellbahnhersteller hatten keine Treppen mit der passenden Auftritthöhe im Programm. Die Türen entstanden aus der Restekiste, bzw. als einzelnen Furnierhölzern.
















Das Stellwerk Ow mit der Treppenanlage, die Lage der Fenster und Türen war im Plan ebenfalls genau vermasst. Foto: Voelker


Ein richtiges Stellwerk braucht auch eine Inneneinrichtung, und wenn man schon mal einen Plan, hat, dann wird auch das gründlich umgesetzt. Die Hebelbank entstand mal wieder aus Pappe. Als Hilfe diente dabei ein Locheisen und das Cuttermesser. Durch die Simulation des Stellwerkes am PC gelang es den Aufbau nachzuempfinden.
















Das Innenleben von Ow: in der Mitte die Hebelbank, mit den roten Signalhebeln und den blauen Weichen bzw. Riegeln, dahinter der Verschlusskasten. Links die Fahrstraßenhebel mit Blockaufsatz. Der Raum hinten Rechts ist der Luftschutzraum. Foto: Voelker


So wurde das Stellwerk Ow zu einem der Schmuckstücke des Bahnhofsmodells. Das größte Lob war für mich, als die Tochter des Stellwerkers, die immer noch im dortigen Eisenbahnerhaus wohnt, das Modell sah und sagte: „Ja, genau so war das!“

Da der Bahnhof im Moment begrünt wird, ist es am Stellwerk jetzt noch lebhafter geworden. Die Weinert Schranken und Drahtzughalterungen tun ihr Übriges zur Szenerie, natürlich ist die Schranke funktionstüchtig mit beweglichem Behang.
















Ondrup West am Bahnübergang mit Schranke. Mittlerweile ein fester Teil der Landschaft. Foto: Voelker


Mit dem Stellwerk bin ich weitgehend fertig, eine funktionstüchtige Schreibtischlampe wäre noch ein Wunsch. Die Beschriftung des Bahnhofs mit einem Schild „Ow“ habe ich bisher auch immer vor mir her geschoben. Das wird sicher bald nachgeholt.

Und was natürlich am meisten fehlt: Ein Foto dieses Stellwerkes. Die Hoffnung stirbt zuletzt…

Donnerstag, 9. September 2010

Ondrup 2010

2010 war bisher das Jahr in dem ich den Bahnhof mit meinem Nachbau aus dem Dornröschenschlaf geweckt habe. Anscheinend hat die Bahn sich davon inspirieren lassen, denn im August wurden in Ondrup umfangreiche Arbeiten im Gleisfeld durchgeführt. Nachdem die in den letzten 25 Jahren gewachsene Bewaldung vom kompletten, also auch dem nicht mehr genutzten, Gleisplanum entfernt war, wurde der entstande Platz genutzt, um den Aushub der auf der Strecke durchgeführten Gleisbettreinigung auf Lastwagen zu verladen. Zusätzlich zur Gleisbettreinigung under der Erneuerung der Gleise wurde entlang des bearbeiteten Streckenabschnitts ein Kabelkanal verlegt bzw. aufgeständert. Änderungen an den Entwässerungsanlagen wurden durchgeführt, ein Wasserdurchlass ca. 500 m in Richtung Lüdinghausen wurde entfernt. Darüber berichtete die Lokalpresse: Lüdinghauser Zeitung Durchlass

Und hier ein ausführlicher Bericht der Lüdinghauser Zeitung über die Gleisbettreinigung: Lüdinghauser Zeitung Schotterreinigung

Nun sind die Bauarbeiten weitgehend abgeschlossen und ich habe mal wieder einige Bilder am Bahnhof gemacht.

















Blick vom Schotterhaufen über das leere Bahnhofsplanum. Die Ladestraßekante ist auf ihrer ganzen Länge freigelegt. Foto: Voelker

















Die 2 Talent-Triebzüge der Prignitzer Eisenbahn auf dem Weg von Dülmen nach Lüdinghausen. Der Betonkanal beherbergt die Kabel der EStw-Technik, mit der ein großer Teil der Strecke einmal von Coesfeld aus kontrolliert werden soll. Foto: Voelker

















Der Gegenzug nach Dülmen. Dieser Talent fährt nur einteilig. Hinter dem Bahnübergang befanden sich früher die Bahnsteige, auf der linken Seite sind diese jetzt wieder zu finden. Foto: Voelker

















Ein Blick vom Prellbock auf Gleis 5 in Richtung Empfangsgebäude. Den über 300 m Ladestraßenkante haben auch die Bauarbeiten der letzten Wochen nichts anhaben können. Foto: Voelker

















Und hier sieht man die Reste des Bahnsteiges von Gleis 1. In diesem Bereich wurde der neue Kabelkanal aufgeständert. Auf dem Bahnsteig liegt teilweise immernoch fester Kies. Foto: Voelker

Für die nächsten Jahre ist damit erstmal wieder aufgeräumt. Die Schotterflächen werden aber sicher sehr bald wieder zuwuchern, schon im nächsten Jahr wird die Natur sich fast alles wieder erobert haben.

Mittwoch, 8. September 2010

Alltag am Bahnhof Ondrup

Bei der Projektvorstellung habe ich schon einiges über den Ondruper Bahnhof berichtet. Heute möchte ich noch weiter ins Detail gehen. Bei meinen Recherchen kamen viele Informationen und auch Fotos zusammen, die es absolut wert sind gezeigt zu werden. Besonders danken muss ich dabei Frau Nopto, die mir das Fotoalbum Ihres verstorbenen Ehemannes zur Verfügung stellte. Er hatte lange Zeit im Umfeld des Bahnhofs Ondrup gearbeitet und viele Fotos gemacht.
















Das erste Bild, was im Internet vom Bahnhof Ondrup auftauchte, war dieses Foto von W.Krause. Heute weiß ich, dass es eigentlich ca. 1975 von Herrn Nopto aufgenommen wurde. Foto: H.Nopto

Ursprünglich wurde das Empfangsgebäude ohne das vorgebaute Stellwerk betrieben. Erst im Jahr 1937 kam es am Bahnhof zu umfangreichen Umbaumaßnahmen, wie aus alten Plänen des Lüdinghauser Bauamtes hervor geht. Neben dem Stellwerksvorbau am Empfangsgebäude, Abkürzung war Of (Ondrup Fahrdienstleiter), wurde auch an der Ausfahrweiche in Richtung Dülmen das Stellwerk Ow (Ondrup West) in diesem Jahr gebaut. Auch die Gleisanlagen wurden zu dieser Zeit einem umfangreichen Umbau unterzogen, vermutlich wurde zu der Zeit der 2. Bahnsteig am Gleis 1 erstellt, vorher hatte es nur an Gleis 2 einen gegeben.



Dieser Gleisplan von ca. 1961 lag auch für die Planung meines Modells zugrunde.



Dieses Luftbild zeigt den Bahnhof im Jahr 1961 aus der 90° Ansicht. Im Verhältnis zum Gleisplan ist es um 180° gedreht. Foto: Katasteramt Coesfeld

Der Betrieb im Ondruper Bahnhof war vielseitig. Der Personen-Nahverkehr hielt meist an Gleis 2, dem Streckengleis. Zugkreuzungen waren natürlich möglich, auch bei Personenzügen soll dies vorgekommen sein. Dank der stattlichen Nutz- und Kreuzungslänge von 888 m (!) gab es damit keine Probleme. Vom Güterverkehr werde ich zu einem späteren Zeitpunkt berichten.

















Ein Foto von Gleis 2, aufgenommen am 28.5.1983. Am darauf folgenden Tag hielt der letzte Personenzug am Ondruper Bahnhof.

Das Empfangsgebäude wurde nach dem Krieg als Unterkunft für ausgebombte vermietet. 4 Familien lebten zeitweise im Gebäude, natürlich lief der Betrieb in den Diensräumen weiter. Doch in den 60er Jahren gab die Bundesbahn die Wohnungen auf, und in der Mitte der 70er Jahre war das Gebäude dann gänzlich unbewohnt. Ein Sturmschaden besiegelte im September 1976 endgültig das Schicksal des eigentlich noch gut erhaltenen und handwerklich sehr interessanten Gebäudes, das dazu gehörige Nebengebäude war schon ca. 10 Jahre zuvor abgebrochen worden. Bevor der Bagger kam nutze aber ein Ondruper Bürger die Gelegenheit das Gebäude noch einmal zu von allen Seiten abzulichten.






















Der Anbau des Empfangsgebäudes vom Bahnhofsvorplatz aus. Foto: Familie Messing






















Der Bahnhof Ondrup von der Gleisseite aus. Der Abriss des Güterschuppens hat bereits begonnen. Nur der Stellwerksvorbau blieb noch bis 2006 erhalten. Foto: Familie Messing
















Und nun noch das wahrscheinlich traurigste Bild in der Geschichte des Bahnhofs. Im September 1976 wurde es abgebrochen. Foto H.Nopto