Sonntag, 18. Mai 2014

Die Bahnsteiguhr

Jetzt ist es also passiert. Nachdem ich den Ondrup Blog über Jahre mit Neuigkeiten versorgen konnte, sind mir im letzten Herbst die Themen ausgegangen. Aber ich hatte gute Gründe, denn mit Merfeld wurde für den Modelleisenbahnclub Dülmen, der jetzt in Empfangsgebäude und Stellwerk des Bahnhofs Buldern residiert, endlich auch ein eigener Bahnhof für den MEC mit Vorbild an der Westmünsterlandbahn nachgebaut.

Dabei hing doch in Ondrup seit dem letzten Post ein Thema im Raum. Auf Drehscheibe Online hatte haltepunkt ein weiteres Foto aus der Serie vom letzten Betriebstag veröffentlicht, auf dem am Bildrand tatsächlich noch eine Bahnhofsuhr zu finden war.


Auch auf Drehscheibe Online zu sehen: Den letzten Zug in Ondrup nebst Bahnsteiguhr erwischte Clemens am 29.05.1983 in Form von 624 622.

Bevor das blind nachgebaut wurde habe ich überprüft, ob die Uhr auch im Luftbild von 1961 auftaucht. Und sie tut es!


Der Pfeil zeigt den Schatten, der aufgrund der Lage genau der Uhr auf Haltepunkts Foto entspricht, nur eben 22 Jahre früher.

Also ging es jetzt (wirklich erst heute!) an den Nachbau. Die Marktanalyse hinsichtlich Produkten von der Stange brachte keine befriedigenden Ergebnisse. Weder die simplen Ausführungen noch die Luxusvarianten mit Uhrwerk von Brawa und Viessmann geben das Vorbild für mich befriedigend wieder. Charakteristisch finde ich vor allem den Mast. Achteckig ohne irgendwelche Aufweitungen. Sehr praktisch war, dass am Bahnsteig in Buldern noch ein solcher Mast, seiner Uhr beraubt, herum steht. Die Stärke des Mastes beträgt ca. 20 cm. Die Uhr hängt auf ca. 3,5 m Höhe.

Grundlage für den Mast ist ein 2 mm dickes Messingrohr. Mit einer gut gepolsterten Zwinge auf den Tischgespannt kann man dieses unter Verwendung einer flachen Feile mit acht Kanten versehen. Die Höhe des Modellmastes muss ca. 4 cm betragen.


Fest eingespannt bringt man das 2 mm Messingrohr mit der Feile in Form. Daneben liegt bereits die verwendete Uhr aus Faller-Produktion.

Die Dimensionen des Uhrgehäuses ließen mich an die simple Faller-Uhr denken, die schon beim Empfangsgebäude auf meiner Platte vorhanden war. Mit etwas Nachbearbeitung, vor allem Entgratung, geht sie schon in Ordnung.

Fertig gefeilt und bereits mit Mollak grundiert wurde der Mast.

Google fand auch schnell das passende Ziffernblatt. Bei der Farbgebung der Uhr wollte ich mich nicht von der Erinnerung an meine Kindheit verleiten lassen. Damals waren die Uhrgehäuse erst Bordeauxrot, später dann hellblau. Die Sichtung einiger Literatur mit Farbaufnahmen der 60er-Jahre brachte die Erkenntnis: Dunkelgrau war die Grundfarbe der Gehäuse.

Mit einem Durchmesser von 6,5 mm ausgedruckt und von Hand ausgeschnitten liegen die Ziffernblätter für den Einbau neben dem noch nicht lackierten Gehäuse bereit.

Der Mast bekommt mit der Rundfeile noch die passende Rundung zur Aufnahme der Uhr verpasst. Dann wird er in Betongrau lackiert und vom Rohr mit genug Reserve zum Eingraben abgeschnitten.

Fertig lackiert und zusammengesetzt liegt die Uhr bereit. Vor allem bei Lichteinfall fällt die Vorbildgetreue Form auf.

Bei der Montage ist zu beachten, dass die Ziffernblätter genau gegenüberliegend in der korrekten Stellung aufgeklebt werden. Das klaptt am besten, wenn man sich vorher den Punkt, an dem der Mast angesetzt wird, zur Orientierung markiert. Nach der Montage auf dem Mast wurde die fertige Uhr auch endlich auf dem Bahnsteig aufgestellt.

Die frisch aufgestellte Uhr hält ab jetzt die wartenden Fahrgäste über die aktuelle Uhrzeit informiert.

Was fehlt noch? Die korrekte Verglasung. Ich habe leider meinen Locheisensatz nicht gefunden, wobei ich bezweifle dort ein 6,5 mm Eisen zu finden. Der Bürolocher macht leider nur 5,5 mm. Noch ist die Uhr nur gesteckt, die Folien lassen sich also nachrüsten sobald ich die Folien Verglasung in ansprechender Qualität herstellen kann.

In ein paar Tagen ist schon wieder Aufbruch zum Fremotreffen, dieses mal geht es wieder ins Fremodrom nach Cloppenburg. Ob die Uhr wohl dort jemandem auffallen wird?

Wir sehen uns!