Donnerstag, 3. Mai 2012

Umbau Stall und Abort

Bereits im Januar 2010 habe ich, nach 2 mir vorliegenden Fotos aus der gleichen Perspektive und den Grundrissen aus dem Katasteramt, das Nebengebäude des Ondruper Empfangsgebäudes, in dem sich nach meinem Wissen die Bahnhofstoiletten und ein Stall befanden, nachgebaut. Im Herbst 2010 habe ich dann auch hier im Ondrup Blog einen Baubericht veröffentlicht.


Vor dem Umbau: Das Nebengebäude von der Straßenseite aus gesehen.

Die Gestaltung der auf den Fotos nicht sichtbaren Außenwände habe ich damals geraten, genau wie die Raumaufteilung. Zeitzeugen konnten sich an solche Details nicht mehr erinnern, doch bestätigt wurde meine Lösung nie. Vor einigen Wochen erhielt ich eine Mail von einem bekannten Eisenbahnhistoriker und Autor. Als Anhang ein Gebäudeplan aus Ondrup mit dem Kommentar "den kanntest du bestimmt schon". Nein, kannte ich nicht. Es handelt sich um den Plan aus dem Bauantrag für das Nebengebäude des Empfangsgebäudes, datiert auf den 25. August 1908.


Die Ansicht aus Richtung Empfangsgebäude

Es stellt sich damit heraus: Alles falsch. Anstatt der von mir vermuteten 2 Toiletten im kleineren Teil, Damen und Herren, gab es 3, nämlich hinter dem Damenklo noch ein zur Dienstwohnung gehöriges, welches über eine zum Empfangsgebäude gerichtete Tür erreichbar war. Im Haupttrakt hatte ich 2 Räume vermutet. Aber auch hier waren es 3, nämlich Magazin, Kohlenlager und Stall, der durch eine weitere Tür an der Straßenseite erreichbar war. An der Rückwand des Stalls befanden sich noch Holzluken, durch die der Viehmist in eine davor befindliche Grube geschoben wurde. Der Duft dieser Grube wird wohl an heißen Tagen am Bahnhof allgegenwärtig gewesen sein. Die Fenster an der abgewandten Seite hatten eine mir bisher in Ondrup nicht bekannte Form, 1 m hoch und 50 cm breit.


Vermaßter Grundriss mit Bezeichnungen der Räume

Während des Fremotreffen in Rastede habe ich über das Für und Wider eines Umbaus des Modells nachgedacht. Es juckte zu sehr in den Fingern, und da mich das historisch korrekte immer reizt musste ich ran. Also habe ich das lange Teppichmesser gezückt und das vor 2 Jahren gebaute vorsichtig aus dem Segment gelöst. Warum vorsichtig weiß ich heute nicht mehr, die Hälfte der Wände musste ja eh in die Tonne...


Der Standort des Nebengebäudes. In die Fugen werden die Wände eingelassen, damit nicht der Eindruck eines schwebenden Modelles entsteht.

Nach dem Zerlegen der zu ändernden Wände konnte es mit dem Umbau richtig losgehen. Mit den üblichen Techniken habe ich alle benötigten Teile aus Auhagen Bauteilen gefertigt und mit Revell Farben bemalt. Auch Details wie Fenstersimse und Türgriffe durften nicht fehlen.


Nach der Demontage sieht alles sehr gefleddert aus


Die 7 für die neuen Wände benötigten Fenster aus Auhagen Teilen

Anschließend erfolgte die Montage der einzelnen Wände, wobei unterschiedliche Materialstärken mit Pappstreifen unterfüttert werden mussten. Wieder zum Einsatz kamen die Vollmer Mauerplatten Spur N im Blockverband. Wahrscheinlich wären Auhagen Platten mit Kreuzverband korrekt, aber alle Wände ändern wollte ich nicht mehr.


Teilweise montierte Wände

Die Montage der Wände und die Kosmetik mit Revellfarben brachten mich dann näher an das Endergebnis, zum Glück hatte ich passgenau gearbeitet, die Fugen konnte ich mit Holzleim verspachteln. Die fehlenden Innenwände wurde mit Pappen ergänzt und weiß beimalt. Was mir dabei wiederum auffiel: Das Nebengebäude hat 6 Außentüren, aber keine Innentüren, wenn man von den Bretterwänden der Aborte ausgeht. Und dann konnte die Stellprobe erfolgen! Wobei mir auffiel, dass ich nie Aufnahmen des Gebäudes im eingebauten Zustand gemacht habe. Hier also nun das Nebengebäude mit allen Änderungen:


Von der Straßenseite aus sieht man hier alle neuen und geänderten Fenster und Türen, auch die Holzluken zur Reinigung des Stalls.


Vorn hat sich nichts geändert, nur der Zugang zur Dienstwohnungs-Toilette und beiden Fenster des Damenabortes fallen mit Enlüftungen im Giebel sind neu.


Der neue Zugang zum Stall.

Aus meiner Sicht hat sich der Umbau absolut gelohnt, denn die etwas tristen Wände am Bahnhofsvorplatz sind jetzt deutlich interessanter. Jetzt noch etwas Mist die der Grube und mit einem Stück Riffelblech die Absaugöffnung für die Abortgrube angedeutet, schon ist der Bahnhof Ondrup wieder etwas mehr zum Leben erweckt. Man sieht also, beim Ondrup Modell muss nichts endgültig sein. Ich werde neue Erkenntnisse weiterhin umsetzten. Also wenn sich noch Material findet: Immer her damit!