Sonntag, 20. September 2020

FremOld 2020 in Obermarsberg

Besondere Zeiten verlangen besondere Maßnahmen. 2020 ist auch für den Fremo ein Jahr, in dem nichts ist wie früher. Die Covid19-Pandemie hat zwischen März und August keine Treffen zugelassen. Das erste Treffen unter Coronaregeln (Die Unbelehrbaren aus dem Süden kehre ich dabei bewusst unter den Teppich) verlangte von allen Teilnehmern ein Höchstmaß an Disziplin. Da auch Teilnehmer aus Hochrisikogruppen teilnahmen bestand die Notwendigkeit der Rücksichtnahme.


Die Schützenhalle St. Peter und Paul in Obermarsberg war zum dritten Mal Austragungsort für ein FremOld-Treffen.

Die Maßnahmen waren sehr umfangreich: Das Arrangement wurde bewusst luftig und linear gehalten. Es gab eine Seite für die Bahnhofsmanschaften, und eine für die Zugmanschaften. Wenn möglich waren im Arbeitsbereich der Bahnhofbediener Plexiglascheiben angebracht. Die Halle war ständig mit offenen Oberlichtern, offenen Türen und dort nach außen gerichteten Ventilatoren gelüftet. Ausreichend Desinfektionsmittel war vorhanden und in der Halle war zwar keine durchgehende Maskenpflicht, sofern die Arbeitsplätze fest und mit genug Abstand waren, doch eigentlich wurden Mund-Nasen-Schütze von allen Teilnehmern durchgehend getragen. Gemeinsame Mahlzeiten wurden immer unter freiem Himmel und mit ausreichend Abstand abgehalten. Tagesgäste mussten sich vorher anmelden und alle Teilnehmer musste die Beachtung der Teilnahmebedingungen schriftlich bestätigen. Als Hallenschläfer war nur eine Person als Nachtwache erwünscht.


Der Triebwagen hat den Schattenbahnhof verlassen und überquert gleich die Ondruper Kanalbrücke.

Das Arrangement war wie bereits erwähnt absolut Linear, also ohne Abzweig oder Abzweigbahnhof. Der achtgleisige Schattenbahnhof Welte stand am Anfang einer durchgehend eingleisigen Strecke. Über meine flachen Münsterlandmodule ging es zur ersten Station Heiligenfeld. Danach wurde die Gestaltung schnell, der realen Umgebung entsprechend, hügeliger. Der folgende Bahnhof Eichfelden hat eine für Fotos reizvolle Hanglage. Danach folgte die Anschlussstelle Waldenau, wo Personenzüge keinen Halt hatten. Bülthausen mit der Formsandverladung ware der größte Bahnhof, und betrieblich mit Waldenau verbunden. Nach einigen weiteren Hügeln und einer kurzen Flachlandpassage erreichte man das Örtchen Allagen am Fluß Möhne, wo ein Marmorwerk mit Frachten auf die Bahn wartete. Zum Schluss erreichten die Züge dann den Endbahnhof Bad Rönningen, wo die Triebfahrzeuge umsetzen mussten.


Heiligenfeld ist ein Landbahnof mit Industrieanschlüssen.

Alle Regeln eingehaltend verlief der Aufbau am Donnerstag wie bei der Gruppe üblich so zügig, dass schon um 20 Uhr der erste Fahrplan gespielt werden konnte. Ein Fahrplan dauerte immer ca. 2 Stunden und bot Beschäftigung für 11-12 Personen. Bei am Wochenende insgesamt gefahrenen 10 Plänen hätte man damit fast jeden Job einmal machen können.


Personenzug auf einer Brücke kurz vor dem Bahnhof Eichfelden.

Der Dienst im Schattenbahnhof erforderte wiedermal eine gewisse Übersicht der vorhandenen Betriebsstellen. Mit etwas Routine war es aber kein Problem Betrieb zu machen, und zwischendurch die Züge für den nächsten Tag mit Frachten zu bestücken und zu bilden.


In Eichfelden gab es einmal täglich einen Betriebsknoten, bei dem alle Hauptgleise belegt waren.

Die Dienste in den Bahnhöfen waren gewohnt abwechslungsreich. Trotz der geringen Zugdichte gab es wenig Leerlauf, da in jedem Bahnhof 2-3 Güterzüge bzw. ein PmG behandelt werden musste.


Waldenau ist eine Holzverladung, die einmal am Tag durch eine Übergabe von Bülthausen bedient wurde. Typisch waren dabei die zweiteiligen Langholzwagen.

Die Nahgüterzüge waren wie gewohnt die schönsten Dienste. Diese starteten morgens beide in Welte. Zunächst fuhr ein Zug für die Bahnhöfe Bülthausen, Allagen und Bad Rönningen aus. Kurz darauf dann der für die Betriebsstellen Heiligenfeld und Eichfelden bestimmte. Zusätzlich gab es für Bülthausen einen Ganzzug mit Leerwagen für die Formsandverladung. Heiligenfeld und Eichfelden wurden täglich mit leeren Viehwagen beliefert.


Viele Güterwagen in Bülthausen. Die Langholzwagen sind nur kurz abgestellt und werden mit dem nächsten Güterzug versendet.

Personenzüge waren wenige unterwegs. Zu vier Fahrten des Triebwagens, den wir öfters durch kleine Dampfzüge ersetzt haben, gesellten sich zwei Fahrten eines regulären Personenzuges. Dann fuhr noch ein Pmg, der die Zusatzaufgabe hatte den Bahnhöfen Stückgutwagen zuzustellen.


Allagen ist fertig durchgestaltet. Der soeben eingefahrene Güterzug wird gleich mit den Rangierarbeiten beginnen.

Der Fahrplan war natürlich vom Fahrplanbüro Harburg so konzipiert worden, dass alle Züge und Wagen am Ende des Betriebstages, der nach Modellzeit 12 Stunden dauerte, zurück zum Ausgangspunkt gelangten.


Das Marmorwerk Dassel ist nun wunderbar gestaltet.

Regeln und Corona hin oder her, was in solchen Zeiten zählt ist der Teamgeist. Gemeinschaft ist problematisch, aber wenn jeder mitmacht die Regeln einzuhalten ist trotzdem viel möglich. Auch wenn die Chance auf dem Heimweg in einen Unfall verwickelt zu werden größer ist, als sich an diesem Wochenende anzustecken, so will der Fremo nicht durch Presseberichte über Neuinfektionen bekannter werden. Dabei ist es garnicht so schwer wie man denkt. Ist man erstmal ins Spielen vertieft blendet man die Masken aus, und eigentlich ist es fast wie immer. Trotzdem hoffe ich, bald wieder ohne die ganzen Maßnahmen mit meinen Freunden Betrieb machen zu können.


Im Endbahnhof Bad Rönningen wartet der Personenzug auf die Ankunft des Güterzüges, der gerade auf den letzten Metern seiner Fahrt ist.

Auch wenn das jetzt vielleicht etwas viel Pathos und Geschwafel war danke ich fürs Durchhalten. Noch ein paar mehr Bilder von mir gibt es hier zu sehen: Galerie FremOld Obermarsberg 2020.

Sonntag, 26. April 2020

Nachbau der Dürener Dreigurtbrücke Teil 9

In diesem Post zeige ich etwas über der Bau der Schrebergärten auf dem Segment östlich der Brücke. Beim letzten Foto des vorherigen Beitrages war die leere Fläche zu sehen, auf der sich auch beim Vorbild zwischen Rur und Rurstraße die Städter im Garten verwirklichen.


Kantensteine aus Polystyrolprofilen und die zum Einsatz kommenden Hütten, Liste weiter unten im Text.

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle etwas schwafeln von einem Bellingrodt Foto und keinem genauen Nachbau der Vorbildes. Wenn ich mir jetzt aber die Stelle bei Google noch einmal genau anschaue, dann bin ich verdammt nah dran gekommen: Gleichmäßig angelegte Parzellen mit durchgehendem Weg in der Mitte.


Ein Stahllineal hat während des Trocknens geholfen die Einzelteile noch einmal auszurichten.

Schrebergärten sind sehr typisch für das Umfeld von Bahnanlagen, oftmals sogar auf bahneigenen Grundstücken. Sie wurden zur Eigenversorgung der Eisenbahner von den Bahngesellschaften planmäßig angelegt. Heutzutage erfreuen sich diese Gartenanlagen weiterhin großer Beleibtheit, denn durch die fortschreitende Verstädterung lächzen die Bürger nach kleinen Oasen. Oft bedarf es jahrelangen Wartens, um so eine Parzelle mieten zu können.


Grundlage für alles, außer der Wege: Aufgesiebter Sand aus dem Garten oder vom nächsten Feld um die Ecke.

Natürlich konnte ich nicht die korrekte Anzahl an Gärten anlegen, sonst wären die super schmal geworden. Erst hatte ich 6 geplant, aber als ich dann die Hütten von Model Scene und Busch zusammengebaut und probeweise aufgestellt hatte, bin ich bei drei Gärten gelandet. Da ich die Rurstraße, an welche die Gärten angrenzen, nicht mehr darstelle, musste ich außerdem ein gutes Stück vor dem Modulende mit den Gärten aufhören. Auch ohne den Garten an der Straße wären es aber eigentlich 7 Gärten gewesen.


Wenn das Begrasungsgerät einmal aufgebaut ist sollte man direkt alle Flächen bearbeiten. Da jeder Gärtner anders sät, mäht und düngt, hat das Gras in den Gärten unterschiedliche Farben.

Zunächst noch einmal die Hütten:
Model Scene 98503 Ziegenstall
Model Scene 98518 Hühnerstall
Model Scene 98523 Landlicher Hof (daraus nur der Kaninchenstall)
Busch 1393 Gartenlaube (ja, DDR-Vorbild, ist bekannt)
Busch 1521 Tauben- und Entenhaus
Noch 14357 Gewächshaus
Die Hütten wurde teilweise etwas farblich behandelt (vor allem der Ziegenstall), aber eigentlich sehen die für einen solche Gartenanlage, wo sich die Nachbarn gegenseitig mit der Pflege zu überbieten versuchen, schon O.K. aus.


Ziegenstall und Hühnerstall von Model Scene sind Lasercut Bausätze, die ich sehr gut montieren konnte.

Maschendrahtzäune gibt es schon seit der Neuzeit, so ab 2005, bei Busch. Die Qualität dieses Drahtgewebes ist schauerlich, aber irgendwie habe ich im Handarbeitsladen noch nicht den passenden Tüll gefunden, den man alternativ benutzen kann. Von Busch empfehle ich die Nutzung des Materials im Maßstab TT. Das ist hoch genug, aber nicht so grob wie das für H0. Da die Drahtmatten aber nicht im 45° Winkel zur Webrichtung geliefert werden muss man jede Matte nachschneiden. Busch: das ist MIES!


Die DDR-Gartenlaube kann ich mir auch gut im Jahr 1928 vorstellen.

Die Kantensteine als Wegeinfassung bestehen aus 1x1 mm Polystyrol-Profilen. Die habe ich in 1,15 cm lange Stücke (im Vorbild 1 m) geschnitten, mit Uhu aufgeklebt und dann in einem Rutsch Betongrau angemalt. Da die Wege, Gras und Boden erst später aufgestreut werden, ist die überschüssige Farbe auf der Grundplatte kein Problem.


Die Rankenbohnen von Busch würde ich niemandem empfehlen, die Kürbisse sind ein Klassiker der selben Marke.

Ansonsten war die Gestaltung der Gärten dann ein recht umfangreicher Griff in die Restekiste. Diverse Boden- und Sandreste aus irgendwelche Döschen, die bei anderen Projekten übrig geblieben sind, wurden aufgestreut. Das Gras für die Wiesen stammt auch Tüten ohne Beschriftung, Busch, Heki, Faller MiniNatur und was weiß ich.


Die linke Hälfte der Schrebergärten fertig gestaltet mit menschlichen und tierischen Bewohnern.

Für die Bepflanzung der Gemüsegärten habe ich noch eine Packung Bohnenranken von Busch gekauft. Würd ich nicht wieder machen, die von Noch sind schöner. Einige nicht allzu unansehnliche Schaumflocken für das Salatbeet, die Kürbisse von Busch (ja, im Sommer, irgendwann muss die Packung mal leer werden) und Kohlköpfe von Freund Oliver, die Wohl als Grundlage einen Pfefferkorn und etwas Alufolie haben.


Auch rechts ist einiges Los. Ich hoffe die Gänse vertragen sich mit den Tauben.

Die Bewohner der Tiergehege sind die Üblichen von Preiser und Noch. Hühner, Gänse und Tauben. Die Kaninchen im Stall sieht man durch die Gitter nicht. Auch die menschlichen Figuren sind nicht aus einer speziellen Packung, über die Jahre sammeln sich auch da einige Figuren, die bei so einem Projekt passen.


Überblick von weiter weg. Der Abstand zum Ufer ist angenehm großzügig gewählt.

Damit war das Gartenprojekt abgeschlossen. Entstanden übrigens auf einem Basteltreffen mit einem Haufen netter anderer Leute. In der nächsten Runde geht es weiter mit den Telegrafenleitungen und dazu noch einem Hausklassiker.

Dienstag, 21. April 2020

Nachbau der Dürener Dreigurtbrücke Teil 8

Nachdem im letzten Teil Brücken und Wasser fertiggestellt wurden, geht es wie angekündigt jetzt an den Landschaftsbau. Damit habe ich im Winter 2019 parallel zum Flussbau begonnen, dann aber nach dem Fremotreffen in Cloppenburg im Juni abgebrochen. Die Dokumentation hier ist daher nicht chronologisch, sondern themenbezogen.

Mein bevorzugtes Material zum Landschaftsunterbau ist und bleibt Styrodur. Nach dem Kauf etwa ein Jahr abgelagert ist die Tendenz zu schwinden gering. Durch gutes Verkleben mit Heißkleber und einen ordentlichen Schuss Leim in der Spachtelmasse konnte ich das Abreißen vom Modulkasten abstellen.


Styrodurplatten mit wabenförmiger Oberfläche haben sich für das spätere Spachteln bewährt.

Wichtig ist es möglichst viele der Landschaftskonturen mit dem Styrodur vorzuformen. Das gelingt gut mit dem Cuttermesser, auch wenn man die Klingen häufig wechseln muss. Dann muss am Schluss nicht mehr so viel Spachtel aufgetragen werden, und das spart den Rest des Modullebens Gewicht.


Fast fertig gespachtelt. Ein Schuss braune Farbe in der Spachtelmasse sorgt direkt für ein vorzeigbares Ergebnis.

Der nächste Schritt ist, wie seit über 20 Jahren bei all meinen Modulen, die Bemalung mit Schokobraun und das Aufbringen von gesiebtem Sand in verdünnten Leim. Erst auf dieser Grundlage beginne ich damit die Landschaft zu gestalten. Da die Gestaltung für Fremotreffen der Epoche II stimmen soll, wollte ich nur dazu passende Szenen verbauen. Eine Neuerscheinung der Firma Artitec im Frühjahr 2019 war ein Ackergaul mit Pflug und Landwirt. Es gibt eine entsprechende Szene auf einem Bellingrodt-Foto, also wollte ich diese nachstellen. Um den frisch aufgeworfenen Acker darzustellen habe ich den gesiebten Sand mit Leim vermengt, und dann auf die vorgesehene Fläche gebröselt. Die Brocken habe ich dann mit einem Stahllineal gleichmäßig zu Furchen modelliert, und am einer zur Hälfte gezogenen Linie das Pfluggespann verbaut.


Das Pferd mit Pflug von Artitec wurde auf den frisch aufgeworfenen Acker gestellt.

Und nun der Sprung ins Jahr 2020: Die alte Brücke war ein weiteres Detail, welches nun auch sinnvoll in die Szenerie integriert werden musste. Es soll ja die Phase kurz nach der Inbetriebnahme der neuen Dreigurtbrücke dargestellt werden. Daher habe ich auf der Steinbogenbrücke und den zugehörigen Zufahrten zwar keine Gleise, wohl aber noch den Gleisschotter mit den noch sichtbaren Spuren der Schwellen dargestellt.


Für die neue Brücke wurde das Gleis weiter nach innen verlegt, der alte Schotter blieb zurück.

Dazu muss man zunächst eine dünne Schicht Schotter auf die Trasse aufstreuen. Ich habe ihn einfach in die frische Farbe eingestreut. Danach habe ich Gleisjoche aufgelegt und grob eingeschottert. Noch bevor ein Tropfen Feuchtigkeit zum Einsatz kam habe ich die Gleisjoche wieder heraus genommen. Erst dann wurde der Schotter gewässert und mit Leimwasser fixiert.


Mit etwas eingestreutem Boden sieht der Schotter schon nicht mehr so frisch aus, wie auf der neuen Trasse daneben.

Für die Begrünung habe ich mir der Fremo-Lehre nach Friedel und LCU bedient: Erst eine Schicht kurze Grasfasern der Sorte Spätherbst von MiniNatur, die mit dem Elektrostaten aufgeschossen wird. Diese saugt man nach dem trocknen ab, natürlich nicht ohne einen alten Damenstrumpf, um Material zurück zu gewinnen.


Die erste Schicht Gras wurde aufgeschossen, auch an einigen Stellen der Alttrasse.

Die Alttrasse sollte schon wieder einigen Grasbewuchs aufweisen, denn ich denke bei solchen Arbeiten wurde der Schotter so stark verunreinigt, dass sich die Natur an einigen Stellen schneller das Terrain zurückerobert hat. An den Stellen, wo Büsche stehen sollten, habe ich eine Mischung aus Laubimitat von Faller oder Busch und etwas feinem Turf von Woodland aufgestreut. Da ich an diesen Stellen vor dem Begrasen keinen Leim aufstreiche, lassen sich die Fasern wieder absaugen.


Auch Wege und die Standorte für Büsche sollten vor diesem Schritt bereits festgelegt sein. Die Standorte der Büsche sind die hellen Stellen, auf denen hier noch die Grasfasern aufliegen.

Natürlich muss das Gras unter den Brücken aufgebracht werden, wenn die Brücken abgenommen sind. Dafür reicht hier meiner Meinung nach eine Grasauftrag mit dem Spätherbst-Material, weil hier die Vegetation aufgrund des schlechteren Lichts schlechter wächst. Nach dem Begrasen unter den Brücken(erfolgte irgendwann im Herbst 2019) habe ich die Steinbogenbrücke endgültig verschraubt und verklebt, damit das Modul seine endgültige Stabilität erhielt.


Das Gras unter den Brücken wurde aufgebracht, bevor diese fest montiert wurden.

Ein Bereich, dessen Gestaltung ich im nächsten Teil zeigen möchte, ist eine Schrebergartensiedlung, die sich beim Vorbild im Nordosten der Brücke befindet. Diesen Bereich habe ich sowohl beim Besanden, als auch beim Begrasen ausgelassen.


Auch rund um die freie Fläche für die Schrebergärten sind die braunen Stellen zu sehen, an denen die Büsche stehen werden.

Dann kommt die zweite Schicht Grasfasern. Dazu wird eine nur leicht verdünnte Leimmischung auf die getrockneten und mit einer Bürste abgesaugten Fasern des ersten Durchgangs aufgedotzt. Es hat sich bei mir ein Runder Malerpinsel mit ca. 2 cm Durchmesser bewährt. Dabei sollten nicht alle Flächen gleich stark benetzt, und ruhig einmal einige Stellen ausgelassen werden, um keine zu gleichmäßige Grasfläche zu erhalten. Rund um die Büsche und Bäume wirken dunklere Fasern gut, weil Gras im Schatten nicht so schnell vertrocknet.


Am Ufer ist der Bewuchs dichter, da dieser Bereich weder bewirtschaftet, noch durch die Reichsbahn gepflegt wird.

Dann können die Büsche gepflanzt werden. Dazu kommen sehr schöne Exemplare von MBR zum Einsatz, aber auch Material von Polak und vereinzelt mit Schaummaterial begrüntes Seemoos aus der Großpackung von Heki. Wichtig ist es keine zu aggresiven Farben, und kein Frühlings- oder Herbsttöne zu verwenden.


An der Unterführung machen sich neben ein paar Büschen auch epochengerechte Werbeplakate sehr gut.

Soviel zum kleinen Überblick zur Landschaftsgestaltung. Leider habe ich den Begrasungvorgang kaum dokumentiert, aber dabei kommt es auf Sekunden an, um nicht den richtigen Zeitpunkt zu verpassen, bevor der Leim eine Haut bildet und keine Fasern mehr aufnimmt. In der nächsten Episode gibt es dann aber wieder mehr Einzelschritte zu sehen. Dann kommen wir zu den Schrebergärten.

Montag, 13. April 2020

Nachbau der Dürener Dreigurtbrücke Teil 7

Wie versprochen geht es jetzt zügig weiter mit der Dürener Brücke. Genau wie bei der Brücke von Lüdinghausen wollte ich zumindest einen Teil der Nieten darstellen. Auch hier boten sich dabei die Knotenbleche an.


Das Vorbild wurde 1928 komplett genietet.

Leider war die Vorbildbrücke bei meinem Besuch im Herbst 2017 durch das Laub der Bäume sehr zugewachsen, und ich habe es daher versäumt ordentliche Aufnahmen der Knotenbleche zu machen. Aber das Internet ist weit, und so habe ich trotzdem irgendwann alle Bereiche zusammen bekommen.


Mit Pattex aufgeklebte durch MKB aus Karton gelaserte Knotenbleche.

Fünf verschiedene Bleche habe ich im CAD-Programm gezeichnet. In Abstimmung mit dem Chef habe ich die Dateien zu MKB nach Hamburg gemailt. Nach einigen Wochen erhielt ich ein Paket mit reichlich maßgenauen Pappteilchen. Die habe ich dann mit Pattex auf die entsprechenden Stellen des Brückenrohlings geklebt. Der Klebstoff frei von Wasser sein, weil sich die Pappteile sonst gewellt hätten.


In der Seitenansicht sind die Knotenbleche gut wahrzunehmen. Die Nieten an den Träger habe ich wegen zu hohem Aufwandt nicht dargestellt.

Auch von innen habe ich die Knotenbleche an den unteren Knotenpunkten angebracht. Dazu musste ich sie teilen und in der Mitte etwas kürzen. Im Gegensatz zur Lüdinghauser Brücke fallen die inneren Knotenbleche hier sehr auf, da die Dürener Brücke neben der Fahrbahn offen ist, und man die Längsträger so auch von innen sehen kann.


Knotenblech an der Verbindung zwischen Längs- und Giebelträgern. Das stoppschildförmige Blech verbindet beim Vorbild die einzelnen Schüsse des Längsträgers.

Ich vermute die Knotenbleche ließen sich mittlerweile auch in 3D-Druck herstellen. Da mir da aber zum Zeitpunkt des Baus der Zugriff fehlte, und ich über kein 3D-Zeichenprogramm verfüge, steht das erstmal außen vor. Außerdem gibt mir der Erfolg nach wie vor Recht. Ich werde diese Methode auch bei folgenden Projekten anwenden.


Knotenbleche überall.

Dann kam die Lackierung. Da sich das Vorgehen bei der Lüdinghauser Brücke bewährt hatte bin ich hier genau so vorgegangen. Zuerst habe ich die gesamte Brücke mit Kunststoffhaftgrund eingenebelt. Wichtig dabei ist es die Fugen zwischen Kunststoffflächen und Papp-Knotenblechen ordentlich zu fluten. Dadurch werden die Pappteile impregniert und wellen sich bei der späteren Airbrush-Lackierng mit Revell Aquacolor nicht.


Die Brücke wurde zuerst mit klar auftrocknendem Kunststoffhaftgrund aus dem Baumarkt grundiert.

Die Träger der Fahrbahn hatte ich ja in Teil 2 dieser Serie bereits lackiert, weil sie nach der Montage schwer zugänglich sind. Bei den Lackierung kam wieder die 1:2 Mischung aus Revell Aquacolor 99 Aluminium und 75 hellgrau, um den Lack mit der Bezeichnung "Glimmer" darzustellen. Mit der Airbrusch aufgetragen dauert das sehr lang, weil man die Brücke wirklich in jede Richtun drehen und wenden muss, um keine Ecke zu auszulassen. Um den oberen Längsträger von innen zu lackieren habe ich die Brücke auf den Kopf gelegt, und den Hohlkörper mit dünner Farbe geflutet. Nach dem Trocknen scheint der jetzt nicht mehr durch.


Frisch lackiert wie im dargestellten Zustand kurz nach dem Bau des Vorbildes.

Die fertige Fahrbahnplatte, auch bereits in Teil 2 gezeigt, erhielt ebenfalls einen Farbauftrag mit der gleichen Farbe. Die bereits rostigen Kleineisen der Schwellen wurden dabei abgeklebt. Erst dann habe ich die brünierten Tillig-Schienenprofile eingeschoben. Die sitzen sehr stramm, ermöglichen dem Kunststoff der Brücke und den Neusilber der Schienenprofile aber trotzdem sich gegeneinander zu bewegen, damit sich keine Spannungen aufbauen. Jede Schiene hat in der Mitte der Brücke eine Dehnungsfuge.


Erste Fahrversuche auf der begleisten Brücke.

Und dann kam der große Moment der Hochzeit. Die Brückenlager wurden auf die Widerlager geklebt, die begleiste Fahrbahn nach dem Verkabeln auf den Brückenkörper. Dabei wurde die Modulgruppe montiert, um die Lage der Teile genau aufeinander abzustimmen. Minimale Justierungen sind später durch die verstellbaren Brückenwiderlager auf dem Segmentkasten möglich.


Sanfter Rostauftrag auf den Riffelblechen stellt leichte Betriebsspuren dar.

Besonders auf den Riffelblechen der Fahrbahn war Patina nötig. Eine Mischung aus Revell Rost und Lederbraun wurde dünn aufgebrusht. Auch der Brückenkörper erhielten von der Innenseite her einen dünnen Farbnebel. Dies ist kein Rost an der Brücke selbst, sondern der abgesetzte und oxidierte Abrieb der Eisenbahnräder, bzw. Bremsstaub. Das Vorbild befindet sich schließlich in der Bahnhofseinfahrt direkt am Vorsignal. Über etwas Ruß im oberen Bereich der Brücke muss ich noch einmal nachdenken. Dazu fehlen mir aber Vorbildaufnahmen. Das einzige Vorbild-Farbfoto aus den 1960er Jahren zeigt keinen nennenswerten Farbverlauf, eher eine allgemeine rußige Verschmutzung.


Die Brücke Marienweilerstraße wurde ebenfalls eingesetzt.

Die Straßenbrücke über die Marienweilerstraße hat bei dieser Gelegenheit auch eine Lackierung bekommen. Zusätzlich habe ich die Straße bereits gebaut. Dabei kamen Straßenmatten der Firma CH-Kreativ zum Einsatz. Dieses Material ist eine Art eingefärbter Sand, der in Form von Pflastersteinen auf eine Art Mullbinde aufgepresst wurde. Lässt sich super verarbeiten, und man kommt schnell voran.


Die Pflasterstraßen von CH-Kreativ werden bereits gefärbt geliefert. Auch die Gehwege gehören zum System dazu.

Damit endet auch dieser Bauabschnitt. Jetzt konnte endlich gefahren werden, und in diesem Zustand ging es dann auch zum Fremotreffen nach Cloppenburg. Im 8. Teil werde ich dann den lange herausgezögerten Landschaftsbau zeigen.

Samstag, 11. April 2020

Nachbau der Dürener Dreigurtbrücke Teil 6

Beim letzten Bericht über die Brücke vor mehr als einem Jahr hatte ich versprochen, etwas über die Gestaltung des Wassers zu schreiben. Irgendwie bin ich dann aber nicht mehr zum Bloggen gekommen, bzw. Treffenberichte und andere Basteleien waren wichtiger. Aber verschoben ist wie immer nicht aufgehoben. Daher geht es jetzt weiter.

Wichtig war mir natürlich wieder die Nähe zum Vorbild, wobei es nicht auf den letzten Meter ankommt. Die Gewässersohle an der Vorbildörtlichkeit war in den 1840er Jahren befestigt und die Strömung durch das aufstauen an einem Wehr gebremst worden, damit die Steinbogenbrücke nicht unterspült werden konnte. Aufgrund des vorhandenen Sohlgefälles der Rur ergibt sich daraus hinter der Brücke eine Schwelle von ca. 50 cm, über die das Wasser stürzt. Diese Schwelle ist beim Vorbild ca. 50 m von der Gleisachse entfernt. Ich wollte sie aber trotzdem als Teil des Gesamtbauwerkes zeigen, und daher habe ich sie 15 cm von der Modell-Gleisachse entfernt dargestellt.


Das Ober- und Unterwasser der Brücke ist mit einer Höhendifferenz von 5 mm verbaut worden.

Die Klaren Polystyrolplatten mit Riffelung aus dem Baumarkt habe ich schon bei meinen vorherigen Brückenprojekten verwendet, und finde sie weiterhin gut. Auch hier erhielten sie eine dunkelgrüne Lackierung von unten. Um die Sohlschwelle darstellen zu können, habe ich die Platte mit der Stichsäge in einem welligen Schnitt geteilt, und mit einer leichten Überlappung und einer Höhendifferenz von 5 mm auf die Grundplatten geklebt. Diese Höhendifferenz hatte ich natürlich zuvor bei den Modulseitenwänden eingeplant.


Einzelne Verlandungen wurden mit 4 mm Styrodur vormodelliert, und dann mit Spachtelmasse auf der Wasseroberfläche verblendet.

Wie bekommt man nun aber die Wiederlager der Steinbogenbrücke so auf die Wasseroberfläche montiert, dass sie nicht, wie so viele Häuser von Modellbahnkollegen, wie schwebend wirken, weil man die Fuge zum Untergrund sieht? Ich habe dafür Reste von Trittschalldämmung aus Styrodur genommen und auf die Polystyrolwasserfläche geklebt. Die Brückenfüße habe ich dann aufgestellt und mit dem Cuttermesser genau den Bereich ausgeschnitten, in den der Strompfeiler einsinken muss. Die nun senkrechte Fuge kann man kaum sehen, da der Blick von oben durch die Brücke kaum möglich ist. An der Vorderkante des Moduls wird sie durch hohes Gras kaschiert.


In die Verlandungen gestellt ist der Übergang vom Pfeiler auf das Wasser glaubhaft kaschiert.

Die Spachtelmasse habe ich mit einem 1:1 Wasser-Leim-Gemisch und brauner Farbe angerührt. Durch den Kunststoffanteil im Leim wird der Spachtel nach dem Aushärten bruchfester und flexibel. Die Braune Farbe sorgt auch für mehr Flexibilität, und bei Abplatzungen, mit denen ich langfristig trotzdem vereinzelt rechne, kommt keine schneeweiße Bruchkante zum Vorschein.


Für die Stromschnelle habe ich Woodland Scenics Water Effects verwendet.

Für die dynamische Darstellung von Wasser bietet der Modellbahnmarkt verschiedene Produkte an. Weil es beim Händler gerade vorhanden war, habe ich mich für ein Produkt von Woodland Scenics entschieden: Water Effects.


Die Dickflüssige Masse wird nach dem Auftragen mit dem Pinsel nachmodelliert.

Das Material hat die Konsistenz von sehr zähem Leim. Direkt aus der Tube auf eine glatte Oberfläche aufgetragen muss man selbst für unregelmäßige Schlängel sorgen. Dabei hilft auch das Nachmodellieren mit dem Pinsel.


Nach dem Trocknen hilft eine Klinge beim Abheben von der Trägerplatte.

Nachdem die Masse durchgetrocknet ist kann man sie mit dem Cuttermesser von der Trägerplatte abheben. Man erhält dann dauerhaft flexible Lappen, die weiter verarbeitet werden können.


Vor dem Aufkleben des schießenden Wassers, habe ich die Fuge zwischen den Wasserplatten mit dem Water Effects Material verschlossen. Auch Steine, die Rur führt aus der Eifel reichlich Feststoff mit, werden so aufgeklebt.

Dann geht es gemäß der Tutorials bei Youtube weiter. Die Stellen, an denen die Wellen haften sollen, werden mit Water Effects eingepinselt.


Water Effect als Klebegrund für die Wellen.

Dann legt man die 2-3 cm breiten Wellenabschnitte nebeneinander auf die Masse, und modelliert die Übergänge mit einem Pinsel. Besonders an den Seiten sollte man sich vorher passende Wellenabschnitte mit Aussparungen für die Steine vorbereiten. Auch die Steine kann man mit der flüssigen Masse anmodellieren, bzw. das Wasser sogar darüber laufen lassen.


In die Wassermasse gedrückte vorbereitete Wellen.

Das Aufbringen der Wellen erfordert etwas geduld. Die trockenen Wellenabschnitte neigen dazu an den Rändern nicht zu halten. Man muss sie daher immer wieder andrücken und die Übergänge nachpinseln. Nach 1-2 Stunden trocknet das Material aber langsam durch, und die Wellen bleiben da, wo man sie haben will.


Umströmte und teilweise überströmte Steine sorgen für einen realistischen Eindruck.

Ist die Water Effects Masse getrocknet wird sie klar. Man kann aber noch beliebig oft weitere Schichten auftragen und Strukturen nachmodellieren. Besonders im Unterwasser kann man die durch die Steine verursachten Verwirbelungen und Strömungsschatten nachbilden.


Nach dem Trocknen. Im Unterwasser habe ich weitere Wellen und Verwirbelungen aufgebracht.

Was fehlt noch? Schaumkronen! Manche Modellbauer verwenden hier Watte oder Uhukleber. Ich habe einfach mit weißer Farbe die Wellenkämme hervorgehoben. Da der Anteil an Weißwasser in der Rur sich bei dem von mir dargestellten niedrigen Pegel, die Verlandung an der alten Brücke sind schließlich sichtbar, in Grenzen hält, halte ich das auch für glaubwürdig. Trotzdem bringt auch dieser sehr diskrete Farbauftrag viel mehr Leben und Tiefe in die Darstellung des Wassers.


Mit etwas Farbe habe ich die Schaumkronen an der Sohlschwelle hervorgehoben.

Zuletzt habe ich noch ein Paket mit alten Baumstämmen von Woodland zur Darstellung von Treibgut über die den Fluss verteilt. Besonders im Strömungsschatten, am Ufer oder verkeilt an Hindernissen kommt das in der Natur häufig vor. Natürlich hätte ich das Material hierfür auch selbst im Wald sammeln können. Die Stämme von Woodland gefielen mir aber so gut, dass ich mir den Spass gegönnt habe.


Die Rurbrücke mit dem fertigen Wasser und Treibgut auf dem Fremotreffen in Cloppenburg 2019.

In Kürze geht es hier weiter mit den Berichten zu den letzten Handgriffen an der Brücke (Knotenbleche und Farbe), und mit der Dokumentation des Landschaftsbaus.