Mittwoch, 6. Dezember 2017

FremOld Treffen Leipzig 2017

Der erste Advent ist im Fremo alljährlich ein Epoche II Wochenende. In Dreiskau-Muckern nahm ich wieder am Treffen in der Mehrzweckhalle auf dem Gutshof teil. Thema war das Jahr 1927/1928. Meine Mitgift war nur meine Landwirtschaftskurve, ein Waggon und einige Kutschen und Pkw als Dekoration. Die anderen hatten da größer aufgefahren.


Ein PmG (Personenzug mit Güterbeförderung) mit einigen Stückgutwagen auf der zweigleisigen Strecke.

Das Arrangement bestand aus einem komplett zweigleisigen Außenring ohne Oberleitung. Vom Bahnhof Dörpen zweigte der Böhmische Streckenast zur Zeche Hrabova, dem Bahnhof Loket und dem Schattenbahnhof Petrov ab. Holstedt war der betriebliche Mittelpunkt mit Zugbildungsaufgaben für verschiedene Verkehre. Auf freier Strecke kurz vor dem Schattenbahnhof zweigte eine eingleisige Strecke auf die Nebenbahn zum Hafen Wilhelmsburg mit dem Kirchenpauerkai, über Klausthal und Willischtal ab. Von Klausthal zweigte noch eine kurze Schmalspurstrecke ab.


Holstedt hatte die Aufgabe die Stückgüt-, Vieh- und Milchverkehre zu verteilen.

Die Verteilung der Güter erfolgte mit einigen Nahgüterzügen, einem Sammler und einem Verteiler je Fahrplan. Dazu kamen einige Durchgehende- und Ganzgüterzüge.


Der Nahgüterzug von der Nebenbahn zum Schattenbahnhof war stets an seiner Lastgrenze.

Eine große Bereicherung waren die Umläufe mit Pmg, also Güterzügen mit Personenbeförderung. Diese pendelten zwischen dem kleinen Schattenbahnhof Königsfeld (am Abzweig hinter Willischtal) und Holstedt, wo die jeweiligen Güterfrachten durch die Ortslok in den Personenzug eingestellt bzw. abgezogen wurden. Es gab Fahrten nur mit Postwagen, mit Viehwagen, mit Stückgutwagen und Milchwagen. Dabei zeigte sich sehr deutlich, welche Fahrdienstleister die Unterlagen vor Eintreffen des Zuges gut studiert hatten, oder aber bei der Ankunft des PmG hektisch begannen, die einzustellenden Wagen aus der hintersten Ecke heraus zu rangieren.


Auch am Abzweig musste ein Stückgutwagen zugestellt werden. Dies war Aufgabe des Triebwagenpendels zwischen Klausthal und Wilhelmsburg.

Die eingesetzten Fahrzeuge waren wieder sehr schön anzusehen. Nach der Elektrotraktion im Jahr 2016 war wieder König Dampf die bestimmende Fahrzeuggattung. Aber auch einige Verbrennungstriebwagen waren im Einsatz. Sehr viele schöne Personenzuggarnituren waren im Einsatz. Leider hatten die Besitzer noch nichts an deren Innereien unternommen. Ich würde mir für die Zukunft lange Züge mit Fahrgästen und etwas Innengestaltung wünschen!


Der Triebwagenpendel zwischen Dörpen und Petrov macht im wunderschönen Bahnhof Loket halt.

Der Fahrplan war zweigeteilt. Es gab einen Vor- und einen Nachmittagsfahrplan, jeweils von 4-13 und von 13-22 Uhr. Am Wochenende wurden 7 Fahrpläne, also 3 1/2 Tage gespielt. Aufgrund der recht humanen Zeitbeschleunigung mit Faktor 3 bis 4 (aufgrund der langen Strecken und langsamen Fahrzeuge war mehr nicht nötig) hielt sich der Stress beim Rangieren in Grenzen, ohne dabei Langeweile zu verursachen.


An der Zeche Hrabova stehen die Kohleganzzüge zur Beladung bereit.

Unterkunft und Verpflegung im Gutshof waren wie immer gut. Drei Mahlzeiten pro Tag hielten die Teilnehmer bei Laune.


Der Kirchenpauerkai mit Waggonkipper der Firma DEMAG.

Auch 2018 habe ich eine Teilnahme fest eingeplant, gern auch wieder mit mehr Material. Vielleicht wage ich mich ja noch an ein Stück zweigleisige Strecke heran, damit Holstedt nicht immer die Hauptlast tragen muss...

Noch ein paar mehr Bilder von mir gibt es hier zu sehen: Galerie Leipzig 2017

Sonntag, 26. November 2017

Varianten des Packwagens Pwgs41

Einer meiner Lieblinge bei den Waggons ist der Pwgs41. Dieser Güterzugbegleitwagen wurde 1941 in insgesamt 700 Exemplaren mit leichten Veränderungen durch die DRG gebaut. Nach den in Massen gebauten Pwg preußisch 13 und 14, insgesamt über 10.000 Exemplare wurden von diesen gebaut, gab es damit von den Pwgs41 nur eine vergleichsweise geringe Stückzahl. Die knapp 300 nach dem Krieg vorhandenen Wagen hielten sich aber bis in die späten 80er Jahren im Bestand der Bundesbahn. Da es sich um den letzten "richtigen" Güterzugbegleitwagen mit Komfort für das Personal handelte, erfreute er sich großer Beliebtheit und überlebte die beiden Nachfolger Pwgs44 und 54, die aus normalen G-Wagen abgeleitet wurden, um Jahrzehnte. Daher sind diese Wagen vielen Eisenbahnfreunden heute noch in Erinnerung, besonders für einige Einsätze als Steuerwagen.

Drei Hauptvarianten wurden gebaut, die ich anhand meiner Modelle einmal vorstellen möchte:


Der in 26 Exemplaren gebaute Pwgs41 mit Stromlinienkanzel. Modell abgeleitet von Märklin/Trix. Die Kanzel einstand im Eigenbau.

Der Pwgs 41 mit Stromlinienkanzel war noch stark an den Pwgs38 angelehnt, mit denen Begleitwagen für den beschleunigten Güterverkehr mit 100 km/h erprobt wurden. Die Stromlinienform hatte dabei keine aerodynamische Bewandnis, entsprach jedoch dem Zeitgeist.


Die nachfolgende Variante verfügte über eine eckige Dachkanzel. Mit dieser wurden knapp 400 Stück produziert. Auch dieses Modell ist eines von Märklin/Trix.

Die nächste Variante war etwas vereinfacht und verfügte über ein Fenster weniger. Auffälliger ist jedoch die nun eckige Kanzel.


Der zuletzte gebaute Pwgs41 ohne Dachkanzel. Später wurden bei der Bundesbahn alle vorhandenen Wagen auf diesen Stand zurückgebaut. Das Modell ist ein Bausatz von Weinert Modellbau.

Mit Fortschreiten des Krieges wurden die spät gebauten Wagen weiter vereinfacht. Neben Änderungen bei der Inneneinrichtung entfiel nun die Kanzel zur Beobachtung den Zuges komplett. Später wurden bei der Bundesbahn die Kanzeln bei regulären Revisionen demontiert, wenn diese undicht oder nicht mehr betriebssicher waren. (Sachdaten aus Stefan Carstens "Güterwagen Band 6")

Dem Modellbahner stehen in Spur H0 Modelle von Weinert und Märklin/Trix zur Verfügung. Das Weinert Modell, ein Messingbausatz, ist sehr gelungen. Bei einem Wagen im dreistelligen Preisbereich ist das aber zu erwarten. Leider nur ohne Dachkanzel, dafür aber auch als Steuerwagen erhältlich.

Den Mätrix-Wagen ist sowohl im aktuellen Programm, als auch auf Börsen erhältlich, meist sogar im einstelligen Preisbereich. Es gibt ihn mit eckiger Dachkanzel, oder ohne. Einen absoluten Tiefpunkt der Göttinger Modellbahngeschichte stellt hier aber das Fahrwerk dar. Neben der bei Märklin üblichen 1,5 mm Höhendifferenz, die nur über die Achshalterbleche heraus geholt wurde, ist der Rahmen völlig vermurkst.


Vergleich eines Wagens mit umgebauten Achshaltern (links) mit der ursprünglichen Ausführung (rechts).

Anstatt den Rahmen einfach vom Bereich unterhalb der eingezogen Türen nach hinten zu verlängern wurde ein neuer Verlauf erfunden, der jeweils um 1,5 mm zu weit innen liegt. Dadurch stehen die ohnehin schon zu hohen Achshalter weit vor diesem Rahmen.


Der Rahmen wurde von Märklin (unten), hier zum Vergleich das Weinert Modell (oben), um 3 mm zu schmal gebaut.

Mit diesem Lapsus habe ich lange gelebt, doch als mir neulich ein weiterer Wagen mit eckiger Kanzel in die Hände fiel habe ich mich noch einmal mit dem Thema beschäftigt. Ermutigt durch einen Artikel im Fremo-Hp1 mussten beide Fahrwerke dran glauben.

Der erste Schritt bei diesem Umbau ist das Durchbohren der Achshalter, um diese später verstiften zu können. Dabei nehme ich in Kauf den Bereich oberhalb der Federpakete nicht zu durchbrechen, erreiche aber beim Zusammenbau eine größere Stabilität.


Durchbohren der Grundplatte und Achshalter durch die vorhandenen Löcher.

Dann habe ich mit der Roco-Säge oberhalb der Scharken, die eine gute Führung geben, die Achshalter abgesägt und anschließend die am preudo-Rahmen verbleiben Reste abgeschnitten und glatt geschliffen. Zum Verstiften nehme ich gekürzte 1 mm Nägel, zum Kleben Stabilit Express.


Die mit Stabilit Express aufgeklebten Achshalter.


Von oben sind die Achshalter mit Nägeln verstiftet.

Die zweite Baustelle ist wie beschrieben der Rahmen. Dieser muss weiter nach außen. Das mache ich mit 1,6 mm hohen Streifen aus Polystyrol in den Stärken 1,5 bzw. 0,75 mm. Dafür müssen die Rippenstützen vom alten Rahmen aus gesehen um 1,5 mm durchbrochen werden. Dann habe ich die passend geschnittenen 1,5 mm Streifen einfach eingeschoben und verklebt. Vor den Achshaltern kommen die 0,75 mm starken Streifen zum Einsatz. Stoßen kann man die Streifen am besten hinter den Rippenstützen, dann fallen die Trennfugen weniger auf. Am vorderen Wagenende reicht es bis 1 mm über das Achhalterblech hinaus zu verlängern, denn der an der Außenseite verlaufende Rahmen ist bei Mätrix am Wagenkasten angespritzt.


Die zwischen alten Rahmen und Rippenstützen eingeschobenen Polystyrolstreifen.

Dann fehlt nur noch etwas schwarze Farbe, und schon ist der Fehler mit vergleichbar geringem Aufwand beseitigt.


Nun liegen die Achshalter hinter dem Rahmen.

Damit kann sich meine Packwagen Flotte wieder sehen lassen, mit etwas Patina und einigen Accesoires vom AW-Lingen lassen sich die Wagen mit Rangierertritten und -Bügeln zusätzlich aufwerten.


Pwgs41-Parade in Ondrup. Das nächste Fremotreffen kann kommen.

Vielleicht zeige ich in Zukunft noch ein paar Packwagenmodelle, ein paar habe ich noch.

Natürlich haben sich auch schon andere Modellbahner des Mätrix-Wagens angenommen, wie der ebenfalls sehr gelungene Umbau bei Tobias Meyers Bf Vierlinden zeigt.

Sonntag, 19. November 2017

3. Modellbaumesse in Velen-Ramsdorf

Nach drei Jahren wurde mal wieder die Modellbaumesse in Velen-Ramsdorf veranstaltet, die dritte dieser Art. Der Modelleisenbahnclub Dülmen wurde erneut eingeladen und erhielt in der Thesingbachhalle genug Platz, um ein representatives Modularrangement aufzubauen.


Gesamtansicht des Modulaufbaus des Modelleisenbahnclub Dülmen.

Um mit dem Platz auszukommen wurde dieses mal ein Aufbau in Schneckenform gewählt. So wurde einer der Schattenbahnhöfe in den Innenraum verlagert.


Der Schattenbahnhof Spiekerhof stand in der Mitte des Arrangements.

Die Strecke hatte drei Bahnhöfe. Zunächst Bülthausen von Oliver Rasch, danach die Bahnhöfe Membach und Merfeld des MEC-Dülmen.


Viel los ist hier am Bahnübergang in Bülthausen. Sowohl Weichen als auch die Schranke werden hier mechanisch bewegt.

Angefahren wurden die Stationen von Personen-, Eil- und D-Zügen. Daneben gab es einen Ganzgüterzug zur Bedienung der Formsandverladung in Bülthausen und einige Ganzgüterzüge, die zwischen den Schattenbahnhöfen pendelten. Für die Spielsüchtigen gab es einige Nahgüterzüge, mit denen in den Bahnhöfen rangiert und Frachten zugestellt bzw. abgeholt werden mussten.


Ein Ganzgüterzug in Form eines Militärzuges mit Panzerhaubitzen im Bahnhof Membach.

Die Fahrzeuge wurden dieses mal zu meiner großen Freude fast epochenrein ausgewählt. Wir begannen mit Fahrzeugen der Epoche II (1919-1928), wechselten nach dem zweiten Fahrplan auf die Epoche III(1949-1968) und im Laufe des Sonntags dann auf Epoche IV (1968-1989).


Der Güterzug, der hier den Haverlandweg überquert, ist schon mit einer Garnitur der Epoche IV, also 1970er Jahre, besetzt.

Ein großer Erfolg war die Veranstaltung für unserer Jugendgruppe. Zu Spitzenzeiten wurde die Anlage von 8 Jugendlichen bedient. Da war für uns Erwachsene fast keine Aufgabe mehr da! Sowohl das mechanische Hebelstellwerk von Bülthausen, als auch die Rangierarbeiten mit den Nahgüterzügen erfreuten sich großer Beliebtheit. Modellbau und Modellbahn ein alte Leute Hobby? Nicht bei uns.


Alt hilft Jung, oder doch schon anders herum? Gemeinsames Rangieren in Merfeld.

Im Gegensatz zur Veranstaltung vor 3 Jahren war die Modellbaumesse in diesem Jahr wieder ein großer Erfolg. Insgesamt konnten 900 Besucher in der Thesingbachhalle begrüßt werden. Die anderen Aussteller präsentierten bis ins letzte Detail gestaltete Feuerwehrautos, ferngesteuerte Minitrucks, stellten Landwitschaftlichen Betrieb im Modell nach, spielten mit Modellbahn in der Spur 0m oder zeigten Papiermodellbau.


Zuschauer aller Altersgruppen bewundern den Betrieb in Membach.

Noch ein paar mehr Bilder von Thomas Woditsch und mir gibt es hier zu sehen: Galerie Velen 2017

Sollte die Veranstaltung in drei Jahren wieder anstehen, sind wir gern dabei.

Dienstag, 11. Juli 2017

Die Dreigurtbrücke von Lüdinghausen Teil 3

Mal wieder gab es eine längere Pause im Ondrup Blog. Das Leben besteht nicht immer nur aus Modellbahn, und so habe ich die Zeit anderweitig genutzt.

Seit zwei Wochen geht die Energie aber wieder in das Projekt Dreigurtbrücke. Die Lieferung aus Velen war endlich da. Bei der Firma Mehbu Lasertechnik hatten wir mit Hilfe von Vectorgrafiken die Knotenbleche geordert. Die Firma aus Velen hat aufgrund von dort angebotenen Bausätzen Erfahrung in der Herstellung von Nietenköpfen als Lasercut-Bauteile. Wichtig war uns zumindest die Knotenbleche darzustellen. Daher waren fünf unterschiedliche Zeichnung nötig. Das Ergebnis ist absolut erstaunlich.


Feine Nieten auf Pappe. Die Nieten auf den Knotenblechen von Mehbu Lasertechnik sind absolut rund.


Bei der Montage zeigt sich, wie gut die Einzelteile auf die Brückenträger passen.

Aufgrund des annehmbaren Preises für die Knotenbleche habe ich entschieden auch auf der Innenseite der Brücke die teilweise überdeckten Knotenbleche zu verbauen. Dafür mussten die Pappteile mit dem Cuttermesser auf das richtige Maß gebracht werden.


Auch auf der Innenseite erhielt die Brücke Knotenbleche.

Zur Befestigung der Knotenbleche habe ich Pattex Alleskleber verwendet. Ich meine dieser Kleber eignet sich gut für die Aufgabe, denn die Kunststoffoberfläche wird leicht angegriffen und die Klebewirkung ist dadurch sehr gut. Auf rahem Karton hält Pattex sowieso. Ein Kleber auf Wasserbasis hätte außerdem die Pappteile angegriffen und möglicherweise wellig werden lassen.


Alle Knotenbleche wurden mit Pattex Alleskleber montiert.

Nun die Lackierung. Zunächst einmal habe ich die Brücke in mehreren dünnen Sichten mit Kunststoffhaftgrund aus der Dose grundiert. Dabei war mir vor allem wichtig, dass die Pappteile einen wasserdichten Überzug erhielten, denn der eigentliche Lack sollte mit Revell Aquacolor aufgebrusht werden.
Die Brücke sollte, wie schom im 2. Teil erwähnt, eine Lackierung mit "Glimmer" erhalten, eine Art Lack die kleine Metallpartikel zur Lieferung von Opferanoden enthält, beim Vorbild ein sehr wirkungsvoller Korrosionsschutz. Dafür habe ich zwei Teile Hellgrau 76 und einen Teil Aluminium 99 gemischt und mit der Airbrushpistole aufgebracht. Mehrere Schichten sind nicht das Thema. Die erhält die Brücke automatisch, wenn man nach und nach alle 100 versteckten Winkel der Konstruktion erreicht hat. Eine Alterung soll die Brücke erst später erhalten.


Fertig lackiert funkelt die Brücke nun vor sich hin.

Als nächstes mussten die Vollmer Holzplatten #6023 ihren endgültigen Anstrich erhalten. Wie schon bei der ersten Brücke erfolgte dies in drei Schritten: Lackieren mit abgedunkeltem Ocker, Washing mit verdünntem Schwarz und anschließend patinieren mit Staubfarbe.


Die fertig vorbereiteten Holzbohlen für die Seitenwege.

Um die Holzbohlen aus Kunststoff an der Brücke befestigen zu können musste der Lack von der Oberseite der Querträger entfernt werden. Dies geschah mit Hilfe eines Glasfaserradierers. Die Holzbohlen wurden mit Revell Kunststoffkleber befestigt.


Die ersten bemalten und patinierten Holzbohlen sind hier auf der Brücke befestigt.

Auch die Riffelbleche, welche auf den Holzbohlen liegen, erhielten die finale Lackierung. Da die Bleche von Weinert aus Messing bestehen musste die Lackierung in drei Stufen erfolgen: entfetten mit Aceton, grundieren mit Universalhaftgrund, Lackierung mit der Airbrush-Pistole.


Mit diesen drei Schritten gelingt eine sehr haltbare Lackierung auf Messing.


Die Farbgebung für die Bleche ist eine 2/3 Mischung Hellgrau76/Rost 83.

Das Gleis für die Brücke hatte ich ja bereits im 2. Teil vorbereitet. Trotzdem habe ich noch eine Änderung vorgenommen: Um dem Gleis langfristig die Möglichkeit zu geben sich bei Längenausdehnung zu bewegen, durften Kleineisen und Schienen nicht miteinander verbunden werden. Dies geschieht beim Lackieren der Gleise mit Rostfarbe. Die Kleineisen habe ich daher ohne Schienen lackiert. Die Schienenprofile habe ich gegen brünierte von Tillig getauscht. Diese sind zwar etwas höher als die von Peko, dafür sehen sie aber annähernd aus wie bereits gerostet.


Die Fahrbahn der Brücke mit Holzbohlen, Riffelblechen und gealtertem Gleis.

Das Aufkleben des Gleises war kompliziert. Ein Versuch mit Stabilit scheiterte, da dieser zu schnell abbindet. Besser war es das Gleis komplett plan aufzulegen und die Klebebereiche mit einigen Tropfen Kunststoffkleber zu fluten, dann das Gleis leicht zu lupfen, und anschließend zu belasten bis der Kleber abgebunden war. Die Riffelbleche habe ich dann wiederum mit 2 Komponenten Kleber aufgebracht. Somit hat die Konstruktion jetzt ihre endgültige Stabilität erreicht. Das Gesamtgewicht der Brücke beträgt gut 600 g. Die Trägfähigkeit schätze ich auf auf deutlich über 5 kg, zumindest als Streckenlast.


Die fertige Brücke hat mal eben einen 634 Triebwagen verschluckt.


Auch beim Modell lohnt sich jetzt ein Blick von vorn.

Wie es weiter geht? Am Eisenbahnclub liegt bereits das Holz für die Modulkästen, und die werden in den nächsten Monaten passgenau um die Brücke herum gebaut werden. Ich werde weiter berichten.

Montag, 13. Februar 2017

Die Dreigurtbrücke von Lüdinghausen Teil 2

Nach dem Zusammenbau der drei Hauptelemente der Dreigurtbrücke kommt jede menge Kleinkram an die Reihe. Doch zunächst werfen wir zunächst noch einen Blick auf das Vorbild:


Der Talent der Prignitzer Eisenbahn überquert am 21.10.2009 die Dreigurtbrücke.

Ein sehr kleinteiliges Detail verbirgt sich auf der Außenseite der jeweils zweiten Stütze: Ein Leitergang, über den man zu den Servicewagen (früher waren es zwei) gelangt, die auf einer Schiene auf dem oberen Brückengurt laufen.


Die Sprossen führen zum Obergurt, wo man einen der früher mal zwei Servicewagen erklimmen kann.

Sechs mal fünf mal vier Sprossen, also 120 Kleinteile, die auf Maß geschnitten und eingeklebt werden mussten. Beim nächsten mal mache ich eine Bohrschablone, bohre beide Ebenen vor und stecke dann die 0,75 mm Stäbe durch. Weil dieser Bereich später schlecht erreichbar sein wird habe ich die Träger vor der Montage der Hauptelemente mit der Airbrushpistole von der späteren Innenseite aus mit der Glimmermischung vorlackiert.


Mal eben 120 Leitersprossen geschnitten und eingepasst, schon ist wieder ein Vormittag vorbei.

Der Obergurt muss bei der Brücke die gesamten Druckkräfte aufnehmen. Daher ist er auch sehr stabil, wenngleich er von unten offen ist. Als Aussteifung dienen fliegenförmige Bleche. In den beiden äußeren Feldern sind es sieben Felder, die beiden mittleren sind mit jeweils einem Blech mehr ausgesteift und daher in acht Felder unterteilt.


Der Obergurt der Dreigurtbrücke. Die fliegenförmigen Bleche steifen ihn aus und nehmen einen Großteil der Scherkräfte auf.

Beim Bau des Obergurtes am Modell ging ich in drei Schritten vor: Zunächst habe ich den oben noch offenen Träger, nachdem ich die Seitenteile nach oben hin plan gefeilt hatte, von Oben mit einem langen 1 mm Polystyrolstreifen abgedeckt und nach dem Aushärten die noch überlappenden Seiten genau auf der Ebene der Seitenteile abgeschnitten. Als zweites kamen dann auf beide Seiten 1 mm starke Aufdopplungen, die ich flächig aufgeklebt habe. Auch diese wurden dann durch Ziehen mit der Klinge des Cuttermessers abgeschnitten und anschließend, um ein leichtes Dachprofil zu erhalten, der Träger zu den Seiten abfallend gefeilt. Erst im dritten Schritt wurden dann von unten die fliegenförmigen Bleche eingesetzt.


Der Blick durch das Tragwerk ermöglicht auch eine Blick auf die Aussteifung des Obergurtes.

Lange haben wir überlegt, welche Bauzustand der Brücke man im Modell darstellt. Das fällt am stärksten bei Ausbohlung der Brücke aus, durch welche die Brücke zu Fuß und zur Not auch mit einem Straßenfahrzeug überquert werden kann. Die Schwellen waren immer mit Riffelblechen abgedeckt. Dahinter vermute ich eine Art Auffangvorrichtung für Betriebsstoffe der Züge, um den Kanal nicht zu verunreinigen. Der Bereich neben dem Gleis ist heute mit Gitterrosten ausgefüllt, die von unten einen Durchblick zulassen. Aber bis 1971 waren an dieser Stelle breite Holzbohlen angebracht. Da mit diesen sowohl die Modellbahnepoche III und IV abgedeckt werden, und keine zufriedenstellende und finanzierbare Modellumsetzung der Gitterroste auf dem Markt zu erwerben ist, fiel die Wahl auf die Holzbohlen.


Wahrscheinlich entstand dieses Foto tatsächlich beim Umbau 1971, als die Holzbohlen, von denen links noch eine Abdeckung zu sehen ist, gegen Gitterroste ausgetauscht wurden. Bildausschnitt aus der Broschüre "Über Kanal, Stever und Teufelsbach" der AG Westfälische Geschichte.

Die Holzbohlen, acht nebeneinander, erhält man durch Zuschnitt der Vollmer Holzplatte #6023. Damit bekommt das Modell exakt die acht im Vorbildfoto sichtbaren Holzbohlen. Das Riffelblech kommt von Weinert, #9332, und ist 3 mm dick.


Erste Stellprobe für Holzbohlen aus Kunststoff von Vollmer und Riffelblech aus Messing von Weinert.

Bei der Stellprobe fiel mir ein fatales Detail auf: Obwohl das Gleis aufgrund der beim Code 75 Schienenprofile eigentlich über 1mm zu hoch liegen müsste lag es 1mm unterhalb der erwarteten Ebene. Auch die Schwellenoberkante war zu tief. Der Grund ist trivial: Auf Brücken sind die Schwellen dicker, ca. 25 x 25 cm. Weil Holzschwellen im Modell meist dünner als Beim Vorbild dargestellt werden macht das einen Unterschied von 1,5 mm aus.
Und somit wieder ein Kapitel aus der Rubrik "Aufgaben für einen der Vater und Mutter erschlagen hat": 170 Schwellen zuschneiden und die Schwellenroste damit aufdoppeln. Als Klebstoff kam Stabilit-Express zum Einsatz. Anderer Kleber hält auf dem Nylonkunststoff der Gleise nicht.


170 Schwellen wurden aus 1,5 mm Polystyrol geschnitten und mit Zweikomponentenkleber aufgeklebt.

Nachdem diese Scharte ausgewetzt war konnte es an die Auflager gehen. Am Lüdinghauser Ufer liegt die Brücke auf einem Kipplager, am Ondruper Ufer auf einem Mehrrollenbrückenlager. Die heute darunter befindlichen Betonblöcke, die auf dem eigentlichen Widerlager stehen, wurden bei der Hebung der Brücke um 35 cm im Jahr 1998 ergänzt. Quelle: WSV.de


Das Kipplager am Lüdinghauser Ufer.


Das Mehrrollenlager am Ondruper Ufer.

Ein Mehrrollenlager hatte ich ja bereits bei der Ondrup-Berenbrocker-Brücke hin gefummelt. Aufgrund der gekippten Untergurte wird aber an der Dreigurtbrücke der Neigungswinkel mit Hilfe einer Konsole ausgeglichen. Für das Modell habe ich einen 4 mm starken Riegel laminiert und diesen dann so geschnitten und zurecht gefeilt, dass diese Konsolen enstanden. Über einen weiteres achteckiges Blech ist diese Konsole dann mit dem unteren Knotenblech verbunden.


Die fertig gefeilte Ausgleichskonsole neben dem Rohling.


So ist die Konsole am unteren Knotenblech befestigt.

Um die Konsolen nun an der Unterseite plan zu bekommen habe ich sie auf eine große Feile gestellt, die andere Seite der Brücke ebenfalls leicht erhöht gelagert und dann die gesammte Brücke so lange über die Feile bewegt, bis unten eine Ebene Entstand. Dann konnte ich den anderen Teil des Auflagers anbringen.
Das Auflager entstand aus mehreren aufeinander laminierten Lagen 5 mm Polystyrol, die ich dankenswerter Weise auf einer Proxxon Tischkreissäge zuschneiden konnte. Dieses Widerlager wird später wieder mit der Brücke verklebt und dann dan durch eine Maschinenschraube mit einer von unten aufgedrehten Flügelmutter am Modul befestigt.


Das fertige Brückenauflager am Rohling des Widerlagers.

Jetzt ist erstmal für einige Wochen Pause, vor den nächsten Schritten muss Material beschafft werden. Ich denke aber im März geht es in die letzte Phase. Auch mit dem ersten Segment des Kanalmuduls kann bald begonnen werden, die Planungen laufen bereits.