Mittwoch, 30. Januar 2013

Chronik Bahnhof Ondrup Teil 1

Im letzten Monat hat sich hier auf den 1. Blick nicht viel getan. Dabei habe ich einige Berichte ergänzt und überarbeitet.

Der Bericht Rost und Gleisschotter wurde um einige Bilder ergänzt.

Auf der Seite Westmünsterlandbahn wurden Fakten und Links zur Ondruper Kanalbrücke ergänzt und unten eine kleine Bücherecke mit Literatur zur Eisenbahn im Münsterland angehängt.

Die Seite Aktuelle Bilder aus Ondrup zeigt Bilder von der Durchfahrt eines dampfgeführten Sonderzuges am 26.01.2013.


Nun aber zum eigentlichen Thema des heutigen Blogposts.

In den Archiven der Umgebung scheint der Bahnhof Ondrup ein weißer Fleck zu sein. Bisher bin ich bei meinen Nachforschungen auf keine offizielle Niederschrift gestoßen, in der Daten über Bau, Umbau und Stilllegung des Bahnhofs und später der Blockstelle enthalten sind.

Die Auflistung stützt sich daher also auf verschiedene Aussagen von Anwohnern, Datierungen von Plänen und Luftbildern und auf Zeitungsartikel. Ich würde mich über die Ergänzung von weiteren Fakten sehr freuen, um Lücken in der Chronik zu schließen und Vermutungen zu untermauern.

1875
Die Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahn nimmt am 15.06.1875 den Betrieb auf dem Streckenabschnitt Lüdinghausen-Dülmen auf, der durch Ondrup führt. Zunächst ist dort kein weiterer Bahnhof vorgesehen. In der Folgezeit entwickelt sich die DGEE, die Strecke verbindet das Ruhrgebiet und die Niederlande, wirtschaftlich glänzend und fährt Gewinne ein. (Quelle: Dülmener Heimatblätter S. 262, 263)

1891 - 1898
Mit dem Bau des Dortmund-Ems-Kanals verläuft ein noch mehr moderne Infrastruktur auf Ondruper Gebiet. Zur Kreuzung der Eisenbahnstrecke wird ca. 1500 m entfernt vom Bahnhof 1895 eine Kanalbrücke erbaut und in Betrieb genommen. Diese Brücke besaß Auflager für 3 Brücken, eine Straßenbrücke, eine Eisenbahnbrücke und ein nicht genutztes zweites Auflager für eine Eisenbahnbrücke, welches für den dann doch nie umgesetzten 2-gleisigen Ausbau vorgesehen war. (Quelle: siehe Link, TU-Berlin)

1903
Die DGEE wird verstaatlich und fortan von der Preußischen Staatsbahn geführt. Am 01.07.1903 geht der gesamte Besitz der über 30 Jahren alten Gesellschaft, immerhin rund 100 km Bahnstrecken, 11 Lokomotiven und fast 600 Wagons, in Staatsbesitz über. Die Aktionäre werden mit Staatsschuldverschreibungen im doppelten Wert ihrer Einlagen bei der DGEE entschädigt. (Quelle: Als Gurken und Gebisse noch mit der Bahn fuhren).

1907
In der Dülmener Zeitung erscheint am 09.07.1907 eine Meldung: "Neuer Bahnhof, Ondrup wird angeschlossen". Zu dieser Zeit lag der Bahnhof noch auf Dülmener Gebiet, da Ondrup zum Kirchspiel Dülmen gehörte (bis wann?). (Quelle: Zeitungsarchiv Stadtarchiv Dülmen).

1908
Mit dem Bau der Anlagen muss dann im Jahr 1908 begonnen worden sein. Ein Plan aus dem Bauamt Lüdinghausen zeigt erste Gleisanlagen und Gebäude. Die Wahl für den genauen Ort des Baus wird dadurch begünstigt, weil der Bauunternehmer Heinrich Döpper der Reichsbahn das nötige Land überlässt. Dafür erhält er den Auftrag zur Errichtung des Empfangsgebäudes. (Quelle: Bericht von Ludwig Schulze Spüntrup)


Auszug aus dem am 05.09.1908 in Münster genehmigten Plan zur "Anlegung eines Bahnhofs mit Kreuzungsgleis" (Quelle: Bauamt Lüdinghausen).

1909
Die Bahnhofsanlagen werden fertiggestellt. Am 23.03.1909 wird in der Dülmener Zeitung vermeldet: "Bahnhof Ondrup. Die Eröffnung des zwischen den Stationen Dülmen-Ost und Lüdinghausen neu angelegten Bahnhofes Ondrup wird am 1. Mai d. Jh. erfolgen." (Quelle: Zeitungsarchiv Stadtarchiv Dülmen).
An Gebäuden werden errichtet: Das Empfangsgebäude, ein kleiner Güterschuppen und das Stall- und Abortgebäude. (Quelle: Bauamt Lüdinghausen u. Ausführungspläne aus anderen Quellen)

1910
Im Anschluss an den Bau des Empfangsgebäudes errichtet Bauunternehmer Döpper eine Bahnhofswirtschaft genau gegenüber des Empfangsgebäudes. Döpper war anfangs einer der Gegner der Idee, denn man wollte kein "Bahnhofsmilieu" in Ondrup. Am 22.09.1910 vermeldet die Dülmener Zeitung: "Ondrup: Schankkonzession für Heinrich Döpper, Bahnhof Ondrup." und fragt kritisch nach "Liegt Bedürfnis für Schankkonzession vor?" (Quelle: Zeitungsarchiv Stadtarchiv Dülmen).

1915
Der kleine Güterschuppen ist anscheinend schnell zu knapp geworden, denn die Dülmener Zeitung vermeldet am 08.12.1915: "Ondrup: Erweiterungsbau am Bahnhof Ondrup." (Quelle: Zeitungsarchiv Stadtarchiv Dülmen).

1924
Die "Bäuerliche Absatzgenossenschaft Seppenrade" errichtet an der Ladestraße einen Lagerschuppen. (Quelle: Festschrift der RCG Seppenrade).

1937
Große Umbaumaßnahmen am Bahnhof Ondrup. Das Empfangsgebäude erhält ein neues Stellwerk "Ondrup Fahrdienstleiter" (Of) als Vorbau. Der Schrankenposten am Bahnübergang Große Volksbeck wird durch ein großes Stellwerk "Ondrup West" (Ow) ersetzt. Möglicherweise wurde bei dieser Baumaßnahme der Bahnsteig vom Empfangsgebäude auf die andere Straßenseite verlegt und das Gleis für den 2. Bahnsteig gebaut. Luftbilder aus dem Katasteramt Coesfeld lassen frische Bautätigkeiten in diesem Bereich vermuten.(Quellen: Genehmigungspläne vom Bauamt Lüdinghausen, Luftbilder Katasteramt Coesfeld).


Ansicht des Ondruper Empfangsgebäudes mit dem 1937 errichteten Stellwerksvorbau Of. (Foto: Ludwig Schulte Spüntrup).

An dieser Stelle unterbreche ich die Chronik. Den 2. Teil werde ich im nächsten Blogpost veröffentlichen.