Samstag, 24. März 2018

Brawa Umbauwagen 3yg Teil 3: Patinierung

Die ganze Show im Innenraum ist zwar auf den zweiten Blick ein riesen Spass, aber eigentlich schaut man sich die Modellbahnfahrzeuge zuerst von außen an. Für die mehr oder weniger gelungene Formgebung zeichnet der Hersteller verantwortlich. Und der hat in diesem Fall großartige Arbeit geleistet. Anders sieht es bei der Farbgebung aus. Die Wagen sehen frisch aus der Schachtel aus wie frisch aus dem Ausbesserungswerk. Ich bin zwar kein Fan von übertriebenen Gammel-Patinierungen, aber typische Betriebsspuren müssen sein.


Das AB/BD3yg Pärchen im DGEG Eisenbahnmuseum Bochum Dahlhausen. Gut erkennbar sind die silbernen Trittroste und leichte Verschmutzungen am Fahrwerk.

Zunächst einmal geht es den Auftritten mit dem Pinzel an den Kragen. Die optimale Lösung wäre ein Tausch gegen die durchbrochenen Neusilbertritte von Weinert Modellbau (sofern diese eigentlich für den 4yg bestimmten Teile hier passen?). Die serienmäßigen Tritte sind aus Kunststoff, das Gittermuster ist nur graviert. Durch Trockenbürsten (Pinsel mit wenig und sehr trockener Farbe über die erhöhten Stellen streichen) und dem flächigen Lackieren der Außenkanten mit silberner Farbe (Revell 90) bekommt man aber fast den Eindruck von durchbrochenen Tritten.


Vergleich zwischen ursprünglichen und überarbeiteten Aufstiegstritten.

Dabei ist mir aufgefallen, dass die nur eingesteckten mittleren Stufen nicht fest genug halten, wie auf dem Foto sichtbar leicht nach oben klappen und beim nächsten Stoß verloren gehen. Ein von innen aufgebrachter Tropfen Sekundenkleber schafft Abhilfe.

Weiter geht es am Fahrwerk. Das ist im Auslieferungszustand seidenmatt schwarz. Ich habe gern einen Farbton in Richtung schwarzbraun und sehr matt. Nach der Demontage der Achsen und Kupplungen muss der Wagenkasten maskiert werden, damit er nicht auch diese Farbe annimmt. Das dazu gern verwendete Klebeband richtet oft Schäden an Zurüstteilen und Bedruckung an, und ein komplettes Zerlegen kommt aufgrund der schon im 2. Teil beschriebenen Bauweise der durchgesteckten und umgebogenen Achshalter nicht in Fragen. Daher habe ich dieses mal einen Styrodurblock genau so groß ausgeschnitten, das man ihn mit sanftem Druck über den Wagen schieben kann.


Der Wagen wird in dem der Maskierung dienenden Styrodurblock gehalten.

Der so super in der Hand liegende Wagen kann nun mit der sehr flach heran geführten Airbrush-Pistole verschönert werden. Ich verwende eine Mischung aus 10 Teilen Mattlack 02, einem Teil Schwarz 08 und einem Teil Lederbraun 84 von Revell Aquacolor, naturlich mit dem entsprechenden Colormix verdünnt. Diese Mischung bricht jeden Glanz, auch die zuerst doch arg leuchteten Aufstiegstritte sind jetzt wieder unauffällig. Man sollte in mehreren dünnen Schichten arbeiten, um nicht die Bedruckungen am Langträger und den Anbauteilen zu überdecken. Die Radscheiben werden mit einer deckenden 1:1 Mischung aus Schwarz und Lederbraun lackiert.


Vergleich zwischen bereits patiniertem Fahrwerk und einem noch glänzenden.

Die Dächer sind bei Modellbahnen ein leidiges Thema. So matt silber wie ausgeliefert sollten sie auf keinen Fall bleiben, denn so sahen sie vielleicht vor der Jungfernfahrt aus.


So matt silbern liefern fast alle Hersteller die Dächer von Personen- und Güterwagen aus. Das hier sind übrigens die der GFN-Wagen.

Die Grundfarbe habe ich deutlich verändert, wenngleich die silberne Grundfarbe an den stark geneigten Rändern noch leicht durchscheinen darf. Dafür habe ich eine 1:1 Mischung aus mattlack 02 und Geschützgrau 74 mit der Airbrushpistole im steilen Winkel aufgesprüht. So bleiben die Ränder noch leicht silbrig. Nicht vergessen das ganze einmal zu drehen, denn diese Lüfter am Wagenende werfen sonst einen Schatten.


Mit Geschützgrau lackierte Wagendächer.

Nun muss man sich zunächst einmal über den Einsatz klar werden. Werden Personenwagen unter Fahrdraht von E-Loks gezogen setzt sich auf dem Dach Metallabrieb ab, der braun ausblüht. Hinter der Dampftraktion werden die Dächer natürlich schwarz. Oben sehr stark deckend, aufgrund der steigenden Dachneigung und sporadischer Reinigung am Rand deutlich schwächer. Auch diese Farbe, 1:1 Mischung Mattlack 02 und Schwarz 08, sprühe ich aus steilem Winkel und geringer Entfernung auf. Auch hier wieder in dünnen schichten, damit der Kontrast zwischen Oberseite und Seiten nicht zu stark wird, sondern fließend ineinander übergeht.


Die typisch für den Dampfbetrieb fertig schwarz verdreckten Dächer.

Hat man die Dächer vorsichtig wieder aufgeklippst, geht es noch einmal ans Fahrwerk. An allen Kanten kann man durch das Setzen von Lichtern noch mehr Tiefe erzeugen. Dazu habe ich etwas sandfarbene Staubfarbe mit dem Pinsel aufgebracht. Auf der mattierten Oberfläche halten die Pigmente sehr gut, also ist sparsamer Umgang damit wichtig! Die Achshalter, Federpakete und Bremsen erhalten etwas mehr Farbe, der restlichen Teile nur einen Hauch.


Sandfarbene Pigmente werden mit dem Pinsel sparsam aufgebracht, um mehr Tiefe zu erzeugen.

Die Fixierung der Pigmente mit Mattlack erspare ich mir. Zunächst einmal haften sie auf dem matten Untergrund sehr gut. Außerdem lässt der Mattlack die Pigmente und die damit erzeugte Tiefe größtenteils wieder verschwinden. Sollten sich die Pigmente über die Jahre verflüchtigen kann man noch einmal nachstubsen.

Vom Wagenkasten selbst lasse ich bei diesen Wagen die Finger. Der grüne Kunststoff ist wunderbar matt, und so usselig ausgebleicht, wie in vielen Tutorials angegeben, waren die Wagen meiner Meinung nach in ihren ersten Einsatzjahren nicht. Die junge DB pflegte ihre Fahrzeuge, und blass kenne ich diese Wagen eigentlich nur vom Bauvorrat von Museumsbahnen, wo noch viele auf ihre Aufarbeitung warten. Auf Farbaufnahmen aus den frühen bis mittleren 1970er Jahren sehen die Seitenwände der dreiachsigen Umbauwagen meist noch aus wie aus dem Ei gepellt. Manchmal glänzen die Seiten sogar. Und mit dem Umbeschriften auf UIC-Nummern hat man es wohl auch nicht so eng gesehen, denn z.B. die Wagenparks im 70er Jahre Dampf-Mekka Lauda waren auch 1975 noch mit alten Raucher- und Nichtraucher Beschilderungen und gelben Wagennummern zwischen erstem und zweitem Fenster versehen. Einem epochenübergreifenden Einsatz der Wagen steht also anscheinend nichts entgegen.


Die fertig bearbeiteten Einstiege.

Nun noch einmal zur technischen Seite des Modells. In diversen Foren wird der schwergängige Schlitten für das Auslenken der Mittelachse kritisiert. Ein möglicher Fehler kann hier sein, dass sich der Lösezug der Bremse unter der Bremsleitung am Wagenboden verklemmt hat, und der Schlitten dadurch an der hier ebenfalls dargestellten Bremsleitung gehemmt wird. Das war bei zwei meiner Wagen der Fall. Jetzt laufen die Schlitten zwar noch nicht so leicht wie die von Roco oder GFN, ich hoffe aber es macht im Betrieb keine Probleme.


Fertiger B3yg.

Als weiteres Manko wird der schlechte Lauf kritisiert. Ich kann das leider bestätigen, vor allem wenn man die Wagen mit leichtem Druck von oben schiebt. Zieht man sie horizontal an den Kupplungen ist es wesentlich besser, aber noch nicht perfekt. Mögliche Fehlerquellen: Schleifende Zurüstteile und die Breite der Achsen. Bei mir schliff eine Bremse auf der Lauffläche, was durch beherztes biegen am zähen Brawa-Kunststoff zu korrigieren ist. Dann ist da der Riemen der Lichtmaschine. Auch diese kann man so zurecht biegen, dass die Achsen frei laufen.


Fertiger AB3yg.

Die Achsen sind aber ein generelles Problem. RP25 Tauschachsen für Brawa sind mir nicht bekannt. Es gibt nur solche für H0fine, keine Ahnung warum das so ist? Die gelieferten Achsen sind Steckachsen, also Radscheiben mit Achsstummeln, die in eine Kunststoffhülse gesteckt werden. Die Spurkränze sind an der Untergrenze des für NEM zulässigen. Sie sollten also auch auf RP25 Gleismaterial unauffällig bleiben. Wäre das nicht das gemeine Spurkranz-Innenmaß. Dies muss bei 14,4 mm liegen. Der Messschieber brachte es zu Tage: alle Achsen, die schwergängig liefen, hatten ein Maß von ca. 14,1 mm. Dadurch laufen die Achsen nicht mehr auf den Spitzen, sondern auf den Flanken. Das hat gehemmt. Die Achsen lassen sicht leicht justieren, und jetzt ist auch der Lauf gut. Nur das Gewicht der Wagen, immerhin 83 g, sorgt noch dafür, dass sich die Loks nicht langweilen.


Typischer Nahverkehrszug der Epoche III mit Dampflok BR 78.

Ich bin sehr zufrieden mit meinen neuen Wagen, und hoffe mit diesen Artikeln mal wieder ein paar Hobbykollegen angeregt zu haben, auch schönere Personenwagen zu gestalten. Und beim nächsten Fremotreffen erfreuen sie dann hoffentlich die Mitspieler.

5 Kommentare:

  1. Hallo Patrick,
    es gibt von Weinert Modellbau RP25-Tauschachsen für Brawa unter der Bestellnummer 9706. Ich habe hier etwas zu den Radsätzen im Vergleich geschrieben:
    https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?010,8404004,8417153#msg-8417153
    Grüße
    Lars

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    1. Hallo Lars,
      danke für den Hinweis, die Code 110 Achsen waren mir noch nicht bekannt, ich dachte es gäbe nur Fine. Aber für diese Wagen kann man sie auf keinen Fall verwenden. Wagen, die eine Stromabnahme über die Achshalter erstellen, müssen immer Steckachsen haben. Man könnte zwar die Abnahme auf die Kupferbleche an jeweils einer Stelle isolieren und dann mit gedrehten Achsen mit nur einer Isolierung arbeiten. Dann hat man aber jeweils nur noch ein Rad zur Stromabnahme, sehr wenig.
      Ich würde es bei den gelieferten Achsen belassen. Wer kleinere Spurkränze will kann die Steckachsen ganz einfach in die Bohr... ähm, Drehmaschine einspannen und um 0,25 mm abdrehen. Dann ist aber die Brünierung runter, und es wird auch nicht schöner.
      Fazit: Die Achsen sind, wenn man sie nachjustiert hat, gut wie sie sind und man kann den Wagen auch im RP25 Code 110 Bereich uneingeschränkt einsetzen.
      LG
      Patrick

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  2. Die Nichterhältlichkeit von RP 25 Code 110-Tauschachsen für Brawa-Modelle liegt in deren zu schmalen Achshaltern begründet: mit dem dafür empfohlenen Innenmaß von 14,5 mm schleifen die 2,8 mm breiten Räder an den Achshaltern oder laufen zumindest so nah, daß es zu Kurzschlüssen kommen kann. Daher wohl auch Brawas knapp bemessenes Innenmaß.

    Bei den 2,2 mm breiten Code 88-Finescale-Rädern stellt sich das Problem natürlich nicht.

    Abhilfe liefert leider nur die Firma Weinert in Form von 2,6 mm breiten Rädern auf 23 mm langen Achsen unter der Bestellnummer 9746. Die insgesamt vier Zehntel mehr Luft reichen!

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    1. Seufz. Man sollte schon vorher die Kommentare lesen, bevor man seinen Senf dazugibt. Das Problem der geteilten Achsen ließe sich evtl. durch Aufpressen von Weinert-Radscheiben auf die Brawa-Achshälften umgehen. Da ein Weinert-Radsatz aber nur eine nichtisolierte Radscheibe mitbringt, verdoppelt das die schon nicht unbeträchtlichen Kosten ...

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  3. Ich schnitze mir die Halbachsen aus reichlich vorhandenen, einseitig isolierten Tauschachsen, deren isolierte Räder anderswo eingebaut wurden. RP25/88 gibt es auch schön hinterdreht.

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