Der letzte Teil in dieser Reihe der Bauberichte vom "Gasthof zum Bahnhof".
Nach dem Hauptgebäude waren jetzt die Außenanlagen dran. Das Original ist durch einen Zaun vom Bahnhofsvorplatz getrennt. Dadurch ergibt sich ein großer Biergarten. Rund um den Gasthof stehen Bäume, früher waren es Eichen. Ein Lagerschuppen in Fachwerkbauweise wurde mittlerweile zum Eingangstor in den Biergarten umfunktioniert. Diese Situation habe ich auch im Modell nachgestellt.
Der Modellzaun ist von Busch und wurde matt braun lackiert. Der Durchgangsschuppen entstand genau wie das Fachwerkgebäude auf der Ladestraße. Als Grundlage wurde Pappe auf die richtige Größe geschnitten. Mauerplatten-Stücke wurden auf die richtige Größe geschnitten und auf die Pappen aufgeklebt.
Der Rohbau des Durchgangsschuppens mit Holzlattenzaun
Dann erfolgte ein grauer Grundanstrich und wie immer das Trockenbürsten mit Ziegelrot, um die Mauersteine wieder hervorzuheben.
Grau grundierte Klinkelflächen und Fugen
Die Fachwerkträger wurden erst nach dem Bemalen eingesetz und bestehen aus Furnierhölzern, genau wie die Nachbildungen der Türen. Das Dach ist aus Auhagen-Ziegelplatten. Nach dem Setzen des Zaunes und dem Aufstellen des Durchgangsschuppens wurde der gesamte Innenhof mit leicht verdünntem Leim bestrichen und dann mit grobem Sand bestreut. So entsteht der Eindruck von hellem Kies.
Der fertige Durchgangsschuppen aus dem Garten heraus gesehen
Der Selbstbau von Bäumen wird von mir seit vielen Jahren nach einer teils kopierten, teils selbst ausgedachten Methode durchgeführt. Entstanden ist die Methode aus der Not heraus, weil keine Bäume in zufriedenstellender Größe im Handel zu kaufen waren. Nun gibt es diese Bäume zwar, aber zu einem stolzen Preis.
Um den Gasthof herum wollte ich nur kleine Bäume mit einer Höhe von ca. 7 cm aufstellen. Kostenpunkt im Handel: ca. 10 Euro pro Stück. Das ist für meine Selbstbau-Bäume schon fast der Gesamtpreis für alle 8 Stück. Grundlage ist Blumendraht.
Blumenbindedraht aus dem Baumarkt
Dieser wird je nach Baumgröße so geknickt, dass eine längliche Wurst entsteht. Diese wird an einem Ende mit Heißkleber dicht zusammengedrückt verklebt. So ribbelt sich der Draht beim nächsten Schritt nicht so leicht auf.
Der Baumrohling mit verklebtem Ende
Der Draht wird nun verdrillt und zuerst im unteren Bereich an der Klebestelle zum Stamm geformt. Dann werden nach und nach immer wieder 2-6 Drähte herausgezogen. Die Doppelten Drahtenden werden abgekniffen und durch das richtige Ablängen die Astspitzen erzeugt. Die Astspitzen sollten gleichmäßig verteilt sein, um ein dichtes Laubdach befestigen zu können.
Drahtbaum nach dem groben Formen. Die Drahtenden müssen noch abgekniffen werden.
Der Drahtbaum wird als nächstes mit Heißkleber überzogen. Dabei wird die Spitze der Pistole so bewegt, dass besonders am Stamm unebene Strukturen entstehen, die Rinde ähnlich sehen. Die einzelnen Drahtenden an den Astspitzen brauchen nur einen sehr dünnen Kleberüberzug. Die später aufzutragende Dispersionsfarbe haftet dann besser.
Mit Heißkleber überzogener und Dispersionsfarbe gestrichener Drahtbaum
Der getrocknete Baum wird später in einem Bad mit flüssigem Leim getunkt und mit feinem gesiebtem Boden bestreut, der ungefähr die gewünschte Rindenfarbe hat. Als Laub habe ich Laubfoliagen von Polak verwendet. Die sind zwar nicht in jedem Modellbahnladen zu bekommen, aber sie sind sehr schön matt und erzielen eine gute Wirkung. Einzelne Placken werden von der Foliage abgerissen, in Form gezogen und mit Weißleim am noch kahlen Baum befestigt.
Die Selbstbau-Drahtbäume rund um den Gasthof zum Bahnhof
Im Biergarten selbst durften Tische und Bänke nicht fehlen. Ich habe mich in ein Ausstattungsdetail von Busch verliebt, und zwar in ein Set mit Tischen, Bänken und einer bunten LED-Girlande.
Die leuchtende Girlande noch vor dem Einbau der Bäume
Unter den Bäumen laden die Außensitzplätze nun zum Verweilen ein
Vor dem Zaun entsteht noch ein Geländer. Er diente früher zum Anbinden von Pferden. Bei mir ist es erst einmal nur ein Fahrrad, sobald ich ein passendes Pferd finde wird es dort aufgestellt.
Die noch leere Anbindestange für Pferde
Beim Blick von vor auf den verputzten Giebel des Gasthofes fällt es auf: Es fehlt noch das Schild mit der Aufschrift "Gasthof zum Bahnhof", das auf dem 1. Bild im 2. Teil dieser Reihe zu sehen war.
Zwar handelt es sich bei der Vorlage um ein Schwarzweißbild, doch ich bin vom Zeitgeist des frühen 20 Jh. ausgegangen: Goldene Buchstaben auf grünem Grund.
Aber wie erzeugt man goldene Buchstaben? Von Hand malen kam nicht in Frage, und vergoldete Buchstabennudeln (Gruß nach Solingen) waren mir etwas zu grob. Einfache Lösung: Schrift erstellen und als Negativ auf goldenes Papier aus dem Künstlerbedarf (z.B. Askania oder Idee) drucken. Schriftgrundlage war wieder "Schwabenalt" und ein "s" aus "Old English Text MT". Diese ergeben ein akzeptables Immitat der auf dem Original verwendeten Beschriftung. Mit einem Farblaser gedruckt, ausgeschnitten und dann die Ränder nochmal mit grün angepasst ist das Schild schnell fertig.
Das Gasthofschild schon fertig an seinem Platz
Damit ist das Gasthof-Segment fertig gestaltet. Viele Kleinigkeiten werden noch folgen, z.B. die Ausgestaltung des Krämerladens im vorderen Raum unter dem Gasthofschild. Und, soeben ist es mir aufgefallen, ein in der Gegend übliches "DAB Aktien Bier" Schild fehlt auch noch. Das sind die Details, die dann den Unterschied zwischen Modell und täuschend echtem Nachbau ausmachen. Vorerst bin ich aber mit meinem Ergebnis sehr zufrieden.
Der "Gasthof zum Bahnhof" im Umfeld des Ondruper Bahnhofes
Ein wirklich sehr schönes Gebäude, wohlüberlegt konzipiert und sehr sauber gebaut.
AntwortenLöschenMein Glückwunsch!
Ingo