Nachdem das Brückenmodul in Teil 2 technisch fertig gestellt und damit mechanisch und elektrisch befahrbar ist kann es oben herum so richtig los gehen. Vor dem Zuschneiden der Modulwangen und Stirnbretter hatte ich mir ja mit Hilfe einer Skizze Gedanken zum Geländeprofil gemacht. Die so bereits feststehenden Anschlüsse müssen nur noch verbunden werden. Im Wesentlichen sind das die Straßen und Wege. Diese schneide ich aus 4 mm Sperrholz ca. 1cm zu breit mit dem Cuttermesser (das staubt weniger) aus, damit durch Anfasen die Kanten bereits einen Böschungswinkel erhalten können. Wichtig ist es dabei die Sperrholzbrettchen im Bereich der Modulwangen und Segmentübergänge von oben anzubringen, ansonsten reißt später die Fahrbahn an dieser Arbeitsfuge. Am Bahnübergang sollte man ca. 0,5 mm unterhalb der Schienenoberkante bleiben wenn die Fahrbahnoberflächen durch Aufstreuen von Sand hergestellt werden soll. Die Anbauteile vieler Loks, z.B. Zylinder, Gestänge und Tanks, hängen so tief, dass sie schon bei den geringsten Erhöhungen auflaufen. Das Lichtraumprofil ist auch unten herum ernst zu nehmen!
Aus 4 mm Sperrholz entstehen die Straßen und Wege. Das Sperrholz lässt auch das Formen von organischen Straßenformen zu.
Bei dem Trägermaterial der Landschaftshaut kommt mal wieder eine Glaubensfrage: Drahtgitter und Spachtel sind für Module zu schwer, genau wie eine komplette Unterkonstruktion aus Holz. Auch möglich wäre ein Drahtgitter mit Pappmache, aber das mag ich nicht.
Als sehr leichte und stabile Landschaftshaut haben sich Dämmplatten aus Styrodur oder Styropor etabliert. Beide Materialien haben Vor- und Nachteile. Styropor lässt sich nicht so schmutzfrei schneiden wie Styrodur. Styrodur ist auch bei eine Dicke von 2 cm schon sehr stabil. Daher nutze ich lieber Styrodur. Nachteil ist aber, dass Styrodur schrumpft. Man sagt, das Material schrumpft im ersten Jahr nach der Herstellung um ca. 1 Prozent. Gegenmaßnahme Nr. 1 ist also: Die Platten schon zu Beginn des Projektes kaufen und gut ablagern. Meine hier benutzten blauen Platten sind sogar 5 Jahre alt. Gegenmaßnahme Nr. 2: Bei größeren Tragweiten das Styrodur satt auf Druck einbauen. Zur Verklebung nutze ich Heißkleber. Empfehlenswert ist hier aber Fliesenkleber. Der ist ein wenig Flexibel und gleicht sogar das Schwindverhalten des Styrodurs aus.
Das Styrodur verwende ich als Trägermaterial für die Landschaftshaut. Das Material lässt sich mit dem Cuttermesser in jede beliebige Form schneiden.
Das erste Segment ist hier bereits fertig mit Styrodur ausgebaut.
Der Materialverbrauch ist recht hoch, ca. 1,5 qm Styrodurplatten habe ich verarbeitet. Die Schnitten sollten wohl überlegt sein, um nicht zu viel Material zu verbrauchen und nicht zu viel stückeln zu müssen.
Die komplett mit Styrodur ausgebauten Segmente. Drei verschiedene Produkte kamen zum Einsatz, ist aber alles das gleiche.
Wichtig bei Brückenmodulen über Flüsse ist die Darstellung des Wassers. Damit wurden schon ganze Bücher gefüllt. Es gibt viele Möglichkeiten: Rauhfasertapete mit Bootslack, Gießharz oder Plexiglas. Ich habe mich für eine Plexiglasplatte mit Riffelung entschieden. Die Riffelung ist quer zur Richtung des Kanals. So sieht es so aus, als würde sich die Wasseroberfläche unter dem durch den Kanaleinschnitt ziehenden Wind leicht kräuseln. Schneiden lässt sich das 5 mm starke Material mit der Stichsäge bei niedriger Geschwindigkeit. Sonst wird es so heiß, dass sich der Schnitt hinter dem Sägeblatt wieder verschweißt.
Die fertig zugeschnittene Plexiglasplatte.
Da die Plexiglasplatte wegen ihres Eigengewichtes zum Durchhängen niegt, habe ich eine Unterkonstruktion aus Polystyrol gebaut. Diese dient auch als Schutz für die Unterseite des Wassers. Um dem Wasser den typischen Eindruck eines trüben Kanals zu verleihen habe ich die Plexiglasplatte auf der glatten Unterseite mit Revell Nr. 67 "Grüngrau" lackiert.
Fazit dieser Methode der Wasserdarstellung: Mit dem Wasser bin ich sehr zufrieden. Die Riffelung ist zwar ein wenig fein, aber die Tiefenwirkung ist sehr schön. Unzufrieden bin ich aber mit meinem Ansatz, die Platte durch Vergießen an die gespachtelte bzw. durch Mauerplatten dargestellte Uferbefestigung anzupassen. Das ist mir optisch nicht gelungen. Bei zukünftigen Projekten würde ich die Wasserplatte unter der Landschaftshaut überlappen lassen. So ist zwar nichts von der Struktur durch das Wasser hindurch sichtbar, da man aber meist ein Binnenschiff auf das Wasser setzt ist halt gerade ein Moment dargestellt, in dem viel Schlamm aufgewirbelt wird und das Wasser dadurch völlig trüb ist.
Die Unterseite der Plexiglasplatt wird mit der Airbrushpistole in Grüngrau lackiert.
Schon am Ende des letzten Beitrages zur Brücke war die Auhagen Platte Nr. 52427 zu sehen, mit der ich die Böschungssicherung unterhalb der Brücke darstelle. Ich finde diese ist ein guter Kompromiss. Zwar wird keine Bruchsteinmauer, sondern Bruchsteinplatten dargestellt. Die Struktur ist aber ähnlich ungleichmaßig wie beim Vorbild. Die Platten lassen sich durch geschicktes Kombinieren der Übergänge zu längeren Mauern zusammensetzen. Befestigt habe ich die Platten dann mit Heißkleber. Dieser macht durch die Temperatur die Mauerplatten flexibler.
Zwischen Wasserfläche und Mauerplatte bzw. Landschaftshaut bleibt nur ein kleiner Spalt.
Dann kam die große Spachtelorgie, die insg. eine ganze Woche gedauert hat. Hauptsächlich, weil mit doch noch ein paar Fehler bei der Festlegung der Form der Modulwangen aufgefallen ist. Das Gelände wurde außerhalb der Seitengräben des Kanals überall noch einmal um 5 mm angehoben. Dies geschah durch Aufkleben von Vierkantleisten, gesammelt an diversen Neujahrsmorgenden. Das Styrodur wurde einfach noch einmal ausgeschnitten und um 5 mm nach oben versetzt, um nicht zu viel Gewicht durch Spachtelmasse zu gewinnnen. Spachtelmasse, gutes Stichwort. Ich benutze Moltofill und bin locker mit 1 kg ausgekommen. Das Pulver rühre ich immer in ein Leim- Wassergemisch im Verhältnis 1:3 ein. Der Leim enthält Kunststoffanteile. Diese sind dauerhaft flexibel und machen den erhärteten Spachtel somit bruchsicherer. Die Masse kann man zusätzlich mit Abtönfarbe (dann braucht man weniger Wasser) oder, ganz neuer und heißer Tipp, mit Pigmenten einfärben. Sollte später doch einmal irgendwo Spachtel abplatzen kommt nicht direkt der auffällige weiße Untergrund durch. Trotzdem wird die gesamte Landschaft außerhalb der Straßen nach dem Trocknen schokobraun angestrichen.
Gerade einmal 800 g Spachtelmasse habe ich für das Füllen aller Segmente benötigt.
Nun endlich kann man auch die Gleise einschottern. Vorher ist das Risiko den Schotter mit Spachtelmasse oder Farbe zu verhunzen viel zu groß. Man könnte das Schotterbett zwar abkleben, aber wozu die Arbeit? Mit Schmutzfarbe auf den Schwellen und Rostfarbe auf den Schienen habe ich die Gleise bereits behandelt. Vor dem Schottern muss erst einmal der Sand auf dem Randweg (im Vorbild ist das "Filterkies") aufgebracht werden. Dieser wird in verdünnten Weißleim eingestreut. Dann kommt die bei einem Vereinskollegen ausgeliehene Schotterhilfe zum Einsatz. Eigentlich stammt der von Digitalzentrale.de, wird aber im Moment von Peter Post Werkzeuge vertrieben. Dazu sollte man unbedingt den kleinen Schotterbesen kaufen. So schnell habe ich noch nie geschottert! Dafür jagd der Plexiglaskasten, den man beim Ziehen kräftig aufdrücken muss, den Schotter in einem Tempo durch, dass man die Eurostücke nur so purzeln hören kann. Ich verwende Diabasschotter 1401 von Asoa.
Nach dem Besanden des Randweges kann geschottert werden. Die Schotterhilfe von Peter Post Werkzeuge ist ein tolles Werkzeug.
Gut, dass ich das Trassenbrett durch das Buchenbrettchen nur um 3 mm erhöht, und die Zwickelbereiche mit Rundhölzern gefüllt habe. So geht nich zu viel Material drauf. Trotzdem ist mein Vorrat jetzt fast aufgebraucht. Mit der 200 ml Dose habe ich ca. 5 m Streckenmodule geschottert. Das sind 3,50 EUR je Meter und damit völlig okay! Sind die Schwellen mit dem kleinen Besen abgefegt, und die Seitenbereiche (keine übertreibenen Schotterkronen am Rand, die braucht man nur an der Außenseite von Kurven!) mit dem Borstenpinzel profiliert wird das ganze Werk mit entspanntem Wasser eingenebelt. Zum Verkleben verwende ich wieder entspanntes Leimwasser im Mischungsverhältnis von ca. 1:5.
Bei richtiger Anwendung der Schotterhilfe ist kaum Nacharbeit nötig.
Jetzt geht es daran den ganzen Sand für die Landschaftshaut zu sieben. Ist der aufgebracht geht es endlich daran Details darzustellen. Das aber dann erst im nächsten Blogpost.
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