Samstag, 11. April 2020

Nachbau der Dürener Dreigurtbrücke Teil 6

Beim letzten Bericht über die Brücke vor mehr als einem Jahr hatte ich versprochen, etwas über die Gestaltung des Wassers zu schreiben. Irgendwie bin ich dann aber nicht mehr zum Bloggen gekommen, bzw. Treffenberichte und andere Basteleien waren wichtiger. Aber verschoben ist wie immer nicht aufgehoben. Daher geht es jetzt weiter.

Wichtig war mir natürlich wieder die Nähe zum Vorbild, wobei es nicht auf den letzten Meter ankommt. Die Gewässersohle an der Vorbildörtlichkeit war in den 1840er Jahren befestigt und die Strömung durch das aufstauen an einem Wehr gebremst worden, damit die Steinbogenbrücke nicht unterspült werden konnte. Aufgrund des vorhandenen Sohlgefälles der Rur ergibt sich daraus hinter der Brücke eine Schwelle von ca. 50 cm, über die das Wasser stürzt. Diese Schwelle ist beim Vorbild ca. 50 m von der Gleisachse entfernt. Ich wollte sie aber trotzdem als Teil des Gesamtbauwerkes zeigen, und daher habe ich sie 15 cm von der Modell-Gleisachse entfernt dargestellt.


Das Ober- und Unterwasser der Brücke ist mit einer Höhendifferenz von 5 mm verbaut worden.

Die Klaren Polystyrolplatten mit Riffelung aus dem Baumarkt habe ich schon bei meinen vorherigen Brückenprojekten verwendet, und finde sie weiterhin gut. Auch hier erhielten sie eine dunkelgrüne Lackierung von unten. Um die Sohlschwelle darstellen zu können, habe ich die Platte mit der Stichsäge in einem welligen Schnitt geteilt, und mit einer leichten Überlappung und einer Höhendifferenz von 5 mm auf die Grundplatten geklebt. Diese Höhendifferenz hatte ich natürlich zuvor bei den Modulseitenwänden eingeplant.


Einzelne Verlandungen wurden mit 4 mm Styrodur vormodelliert, und dann mit Spachtelmasse auf der Wasseroberfläche verblendet.

Wie bekommt man nun aber die Wiederlager der Steinbogenbrücke so auf die Wasseroberfläche montiert, dass sie nicht, wie so viele Häuser von Modellbahnkollegen, wie schwebend wirken, weil man die Fuge zum Untergrund sieht? Ich habe dafür Reste von Trittschalldämmung aus Styrodur genommen und auf die Polystyrolwasserfläche geklebt. Die Brückenfüße habe ich dann aufgestellt und mit dem Cuttermesser genau den Bereich ausgeschnitten, in den der Strompfeiler einsinken muss. Die nun senkrechte Fuge kann man kaum sehen, da der Blick von oben durch die Brücke kaum möglich ist. An der Vorderkante des Moduls wird sie durch hohes Gras kaschiert.


In die Verlandungen gestellt ist der Übergang vom Pfeiler auf das Wasser glaubhaft kaschiert.

Die Spachtelmasse habe ich mit einem 1:1 Wasser-Leim-Gemisch und brauner Farbe angerührt. Durch den Kunststoffanteil im Leim wird der Spachtel nach dem Aushärten bruchfester und flexibel. Die Braune Farbe sorgt auch für mehr Flexibilität, und bei Abplatzungen, mit denen ich langfristig trotzdem vereinzelt rechne, kommt keine schneeweiße Bruchkante zum Vorschein.


Für die Stromschnelle habe ich Woodland Scenics Water Effects verwendet.

Für die dynamische Darstellung von Wasser bietet der Modellbahnmarkt verschiedene Produkte an. Weil es beim Händler gerade vorhanden war, habe ich mich für ein Produkt von Woodland Scenics entschieden: Water Effects.


Die Dickflüssige Masse wird nach dem Auftragen mit dem Pinsel nachmodelliert.

Das Material hat die Konsistenz von sehr zähem Leim. Direkt aus der Tube auf eine glatte Oberfläche aufgetragen muss man selbst für unregelmäßige Schlängel sorgen. Dabei hilft auch das Nachmodellieren mit dem Pinsel.


Nach dem Trocknen hilft eine Klinge beim Abheben von der Trägerplatte.

Nachdem die Masse durchgetrocknet ist kann man sie mit dem Cuttermesser von der Trägerplatte abheben. Man erhält dann dauerhaft flexible Lappen, die weiter verarbeitet werden können.


Vor dem Aufkleben des schießenden Wassers, habe ich die Fuge zwischen den Wasserplatten mit dem Water Effects Material verschlossen. Auch Steine, die Rur führt aus der Eifel reichlich Feststoff mit, werden so aufgeklebt.

Dann geht es gemäß der Tutorials bei Youtube weiter. Die Stellen, an denen die Wellen haften sollen, werden mit Water Effects eingepinselt.


Water Effect als Klebegrund für die Wellen.

Dann legt man die 2-3 cm breiten Wellenabschnitte nebeneinander auf die Masse, und modelliert die Übergänge mit einem Pinsel. Besonders an den Seiten sollte man sich vorher passende Wellenabschnitte mit Aussparungen für die Steine vorbereiten. Auch die Steine kann man mit der flüssigen Masse anmodellieren, bzw. das Wasser sogar darüber laufen lassen.


In die Wassermasse gedrückte vorbereitete Wellen.

Das Aufbringen der Wellen erfordert etwas geduld. Die trockenen Wellenabschnitte neigen dazu an den Rändern nicht zu halten. Man muss sie daher immer wieder andrücken und die Übergänge nachpinseln. Nach 1-2 Stunden trocknet das Material aber langsam durch, und die Wellen bleiben da, wo man sie haben will.


Umströmte und teilweise überströmte Steine sorgen für einen realistischen Eindruck.

Ist die Water Effects Masse getrocknet wird sie klar. Man kann aber noch beliebig oft weitere Schichten auftragen und Strukturen nachmodellieren. Besonders im Unterwasser kann man die durch die Steine verursachten Verwirbelungen und Strömungsschatten nachbilden.


Nach dem Trocknen. Im Unterwasser habe ich weitere Wellen und Verwirbelungen aufgebracht.

Was fehlt noch? Schaumkronen! Manche Modellbauer verwenden hier Watte oder Uhukleber. Ich habe einfach mit weißer Farbe die Wellenkämme hervorgehoben. Da der Anteil an Weißwasser in der Rur sich bei dem von mir dargestellten niedrigen Pegel, die Verlandung an der alten Brücke sind schließlich sichtbar, in Grenzen hält, halte ich das auch für glaubwürdig. Trotzdem bringt auch dieser sehr diskrete Farbauftrag viel mehr Leben und Tiefe in die Darstellung des Wassers.


Mit etwas Farbe habe ich die Schaumkronen an der Sohlschwelle hervorgehoben.

Zuletzt habe ich noch ein Paket mit alten Baumstämmen von Woodland zur Darstellung von Treibgut über die den Fluss verteilt. Besonders im Strömungsschatten, am Ufer oder verkeilt an Hindernissen kommt das in der Natur häufig vor. Natürlich hätte ich das Material hierfür auch selbst im Wald sammeln können. Die Stämme von Woodland gefielen mir aber so gut, dass ich mir den Spass gegönnt habe.


Die Rurbrücke mit dem fertigen Wasser und Treibgut auf dem Fremotreffen in Cloppenburg 2019.

In Kürze geht es hier weiter mit den Berichten zu den letzten Handgriffen an der Brücke (Knotenbleche und Farbe), und mit der Dokumentation des Landschaftsbaus.

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