Mittwoch, 20. Februar 2013

Chronik Bahnhof Ondrup Teil 2

Heute geht es nahtlos mit der im letzten Monat begonnen Historie des Ondruper Bahnhofs weiter

1945 bis 1949
Wie es genau nach dem Krieg in Ondrup aussah ist mir noch nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde der Betrieb erst wieder 1947 aufgenommen, denn die Kanalbrücke Lüdinghausen wurde vor dem Einmarsch der Alliierten unbrauchbar gemacht. Die Ondruper Bevölkerung gelangte zeitweilig über einen Holzsteg nach Lüdinghausen. Nach der Hebung der Brücke noch durch die Reichsbahn war die Strecke eine Verbindung, an der sich die Bewohner des Ruhrgebietes auf Hamsterfahrt begaben. Zu dieser Zeit ist am Bahnhof Ondrup die Rede von bis zu 1.000 Fahrgästen täglich. Mit der Währungsreform 1949 kehrte aber wieder Alltag ein. (Quelle: Berichte der Anwohner)

1961
Ungefähr 1961 wird der Bahnhof ein weiteres mal umgebaut. die Ausfahrtsweiche und -Signale in Richtung Dülmen werden vorverlegt, um sie vom Stellwerk "Of" aus stellen zu können. Damit wurde Personal eingespart. Das Stellwerk "Ow" wird bald darauf abgerissen. (Quellen: Berichte der Anwohner, Luftbilder)

1976
Nach einem Herbststurm ist das Empfangsgebäude und der Güterschuppen so stark beschädigt, dass eine Reparatur nicht mehr in Frage kommt. Das Gebäude ist zu der Zeit nicht mehr bewohnt. Im September macht ein Bagger dem Gebäude nach 67 Jahren den Gar aus. Erhalten blieb nur das Stellwerk "Of".(Quelle: Lüdinghauser Zeitung)


Der Abriss im Herbst 1976. Vorsichtig wurde um das Stellwerk Of herum gearbeitet (Foto: Hermann Nopto).

1983
Am 29.05.1983 ist vorbei mit Personenzughalten in Ondrup. Damit erleidet der Bahnhof das gleiche Schicksal wie Merfeld, Roxel und andere Stationen im Münsterland. Die Bundesbahn hatte konsequent alle Personenzughalte gestrichen, bei denen sich ein Halt des Zuges durch die zu geringe Zahl der Reisenden nicht mehr rechnete. Ab jetzt hält nur noch der Bus in Ondrup.(Quelle: Lüdinghauser Zeitung)


Einen Tag nach der Aufnahme war Schluss: "In Ondrup hält kein Zug mehr" titelte die Lüdinghauser Zeitung am 28.05.1983. (Foto: Lüdinghauser Zeitung).

1991
Der Bahnhof Ondrup verschwindet endgültig als solcher aus der Bundesbahnstatistik. Er wird in die Blockstelle "Bk Ondrup" umgewandelt.(Quelle: Lüdinghauser Zeitung, NRW-Bahnarchiv)


Blick aus der Blockstelle Ondrup im August 1991. Gleis 1 ist schon sichtlich zugewuchert. (Foto: Lüdinghauser Zeitung).

1995
Nachdem der Bahnhof nochmals als Entladestelle für eine Baumaßnahme (Bettungsreinigung in Richtung Dülmen) genutzt wurde werden auch die Weichen ausgebaut. Nur das Streckengleis bleibt erhalten.(Quellen: Eigene Erinnerungen und Berichte von Eisenbahnfreunden)


Eine V100 hat im Sommer 1995 einen Zug aus MFS-Einheiten nach Ondrup gebracht, dessen Inhalt nun auf Sattelzüge verladen wird. (Sammlung Thomas Woditsch).

2004
Das endgültige Ende: Die Blockstelle Ondrup wird aufgehoben. Die Strecke zwischen Lüdinghausen und Dülmen wird fortan als Streckenblock betrieben. Dadurch kann sich jetzt nur noch ein Zug zwischen den beiden Bahnhöfen aufhalten. Da aber seit vielen Jahren nur noch Personenzüge die Strecke befahren reicht dies für den Betrieb aus. 2006 erfolgt der Abriss des ehemaligen Stellwerkes und damit der letzten Mauern des Empfangsgebäudes.(Quelle: NRW-Bahnarchiv)

2010
Wieder wird die große ehemalige Fläche des Bahnhofes für das Umladen von Baustoffen bei einer Bettungsreinigung genutzt. Durch die Befreiung vom Bewuchs ist das Gleisfeld wieder gut erkennbar, auch der noch vorhandene Bahnsteig ist wieder zu sehen.(Quelle: Eigene Erinnerung)
















Blick vom Schotterhaufen über das leere Bahnhofsplanum. Die Ladestraßenkante ist auf ihrer ganzen Länge freigelegt. Foto: Patrick Voelker