Montag, 11. April 2016

Die alten Ondruper Kanalbrücken Teil 3

Die Eisenbahnbrücke

Nach der Straßenbrücke ging es an den Nachbau der Eisenbahnbrücke. Für die Straßenbrücke hatte ich die Pläne der TU-Berlin. Die Eisenbahnbrücke ist auf diesen Unterlagen nur in schlechter Qualität abgebildet, so dass ich vieles ableiten musste. Auch das hoch auflösende Foto half bei der Bestimmung der kunstruktiven Unterschiede.

Hauptunterschied war natürlich die massivere Bauweise der Eisenbahnbrücke. Ich habe die Stärke des Obergurtes und die der Diagonalen um den Faktor 1,5 erhöht. Ebenfalls einen großen Unterschied stellen die Fachwerkständer dar. Diese sind zwar auch aus jeweils vier L-Eisen zusammengesetzt. Doch bilden diese kein Doppel-T, sondern eher eine Art H mit Flügeln. Die Flachen Profile, aus denen die Fachwerke bestehen, mussten dieses mal eine Stärke von 0,5 mm haben. Die untere Platte wird jetzt nicht in diesem Schritt montiert und die Ständer damit nach unten offen gelassen. Der Grund dafür folgt später.


Die Fachwerkständer der Eisenbahnbrücke. Für die Montage wurden die L-Profile genau anders herum in die Lehre gelegt, als es bei der Straßenbrücke der Fall war.

Durch die Drehung der L-Profile ist eine Montage der Ständer von innen an die Knotenbleche nicht möglich. Diese waren also von außen angenietet. Dies war vor allem bei der Montage sehr kompliziert, weil die vormontierten Träger in die aus innerem und äußerem Bogen bestehenden Hauptteile hinein gedreht werden müssen.


Hier sieht man die Konstruktion der Straßenbrücke im Bereich der Knotenbleche. Die Fachwerkständer sind von innen angebracht.


Zum Vergleich hier die Konstruktion an der Eisenbahnbrücke. Die gedrehten L-Profile sind außen an den Knotenblechen befestigt.

Viele der Bauschritte sind die gleichen, wie bei der Straßenbrücke. Bei den Obergurten habe ich auf die Fachwerkkonstruktion an Ober- und Unterseite verzichtet. Auf den Zeichnungen ist dies nicht ganz eindeutig sichtbar. Doch aufgrund der statischen Anforderungen bin ich von ein Konstruktion aus massiven Platten ausgegangen. Beim Modell habe ich diese aus 0,5 mm dickem Polystyrol hergestellt. Ein weiterer Unterschied in der Konstruktion ist noch der untere Gurt. Bestand dieser bei der Straßenbrücke aus vier L-Profilen, so ist die Eisenbahnbrücke von innen mit weiteren viel Profilen je Träger verstärkt, also ein Doppel-Plus-Träger


Ansicht des Untergurtes der Eisenbahnbrücke aus acht L-Profilen.

Der Mittelteil der Eisenbahnbrücke hat nichts mit dem der Straßenbrücke gemeinsam. Hier gibt es massive Rippen und zwei durchlaufenden Doppel-T Träger. Beim Vorbild bestehen diese zwar auch wieder aus L-Profilen, aber beim Modell ist dieser Bereich nicht einsehbar. Ich habe die Träger daher auch ca. 1 mm höher ausgeführt als beim Vorbild. Die Träger bestehen aus 1mm starkem Material und sind 4 mm hoch.

Die Rippen sind die aufwändigste Baustelle. Jede der 10 Rippen besteht aus drei Lagen 0,5 mm Polystyrol. Und in jede dieser Lagen muss an genau der gleichen Stelle das Loch für die Doppel-T Träger geschnitten werden. Dank Messschieber geht das sehr gut. Die mittlere Lage ist entscheidend für die spätere Montage der gesamten Brücke. An dieser Ebene befinden sich auch die Dreiecke, welche die Brücke beim Vorbild versteifen. Diese Dreiecke habe ich beim Modell in horizontaler Richtung jeweils so verlängert, dass die untere Platte, die ich bei den Ständern weg gelassen habe, jetzt als Verbindungselement zwischen Fahrbahnebene und Trägern fungiert.


30 Platten für den Bau von 10 jeweils 1,5 mm dicken Rippen. Eine ist hier bereits fertig montiert.

Die Montage der Rippen erfolgt durch auffädeln auf die Doppel-T Träger und das Verkleben der Ebenen, ohne dabei die Rippen mit den Trägern zu verbinden. Die endgültige Ausrichtung erfolgt erst bei der Montage der Hauptträger. Oben und unten habe ich die Rippen mit 2,5 mm breiten und 0,25 mm starken Profilen verstärkt.


Alle Rippen sind nun fertig und warten auf die Montage. Die verlängerten Flügel an den Seiten werden im nächsten Schritt einfach in die Fachwerkständer eingesteckt.

Dann kommt der Clou: Die Fahrbahnebene kann aufgrund der verlängerten Dreiecksplatten nun einfach in die Träger eingesteckt und nach dem finalen Ausrichten an einem Winkel mit Revell-Contacta verklebt werden.


Hier kann man erahnen, wie die Rippen in die Fachwerkständer eingeschoben sind.

Unter der Fahrbahn musste ich mit den Zugbändern etwas tricksen und diese Ebene, die weiter aus einem einzigen Teil besteht, tiefer einsetzen. Das ist zu verschmerzen, weil sie eigentlich nur als Spiegelung auf der Wasseroberfläche sichtbar sein werden. Geschuldet ist dies den dicker als beim Vorbild ausgeführten Hauptträgern.


Die Eisenbahnbrücke von unten.

Erste Belastungsversuche zeigen, dass diese Brücke noch einmal wesentlich stabiler als die Straßenbrücke ist. Sie wiegt ca. 45 g. 1 kg Gewicht als Streckenlast in der Länge einer großen Diesellok sind kein Problem. Damit sollte auch der Halt eines Zuges auf der Brücke nicht zur Durchbiegung führen. Und die Eisenbahnbrücke wird durch die Holzverschalung genau wie die Straßenbrücke weiter an Stabilität gewinnen.


Eine BR94 zeigt, dass die Brücke kein Problem mit Lasten hat. Auch die Größenverhältnisse werden so deutlich.

Zum Abschluss habe ich noch das Gleis vorbereitet. Speziell sind hierbei die Schwellen. Da diese, genau wie beim Vorbild, die Holzverschalung, über welche die Brücke begehbar ist, tragen, ist mehr als jede zweite Schwelle länger ausgeführt. Für eine Langschwelle müssen drei normale Schwellen geopfert werden. An den Klebestellen habe ich nicht sonderlich sorgfältig gearbeitet, denn auch hier wird alles wieder durch die Verschalung verdeckt werden. Von unten sind die Klebestellen durch ein Polystyrol-Profil verstärkt.


Die Schwellen für das Brückengleis sind hier zunächst auf kürzere Montageschienen aufgefädelt.

Zum Abschluss kommt hier noch die Bilderschau der fertig montierten Brücke:

Nicht annähernd so luftig wie die Straßenbrücke, aber auch bei der Eisenbahnbrücke hat man noch viel freien Durchblick.


Von oben sind die massiven Obergurte sichtbar.


Die Konstruktion der Fahrbahnebene ist hier gut sichtbar.

Und nun beide Brücken auf einmal:


So werden die Brücken im eingebauten Zustand nebeneinander liegen.


Beim Vorbild hatten die Brücken einen Abstand von ca. 50 cm.

Ich hätte vor 4 Wochen, als ich mit dem Projekt angefangen habe, nicht damit gerechnet so schnell so weit zu kommen. Nun muss ich anfangen mich um den Modulbau zu kümmern. Wenn die Werkstatt vor dem nächsten Fremotreffen (Cloppenburg Himmelfahrtstreffen) frei geräumt ist, kann es weiter gehen.

1 Kommentar:

  1. Wow! Die sehen toll aus. Verstehe ich es richtig dass du dass so Freihand gebaut hat, ohne Machinen? Respekt!

    Grüße,
    Edgar

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