Freitag, 23. September 2016

Die alten Ondruper Kanalbrücken Teil 5

Fünf Wochen nach dem letzten Bericht ist es nun Zeit für ein Update.

Die Brücken brauchten jetzt erst einmal, nachdem der konstruktive Teil abgeschlossen war, eine angemessene Veredelung in Form der Lackierung. Bei der Farbwahl hatte ich mich schon vor einiger Zeit auf Revell-Aquacolor 74, Geschützgrau, festgelegt. Doch zunächst musste die Brücke hauchzart mit Universal Haftgrund aus der Sprühdose überzogen werden. Dieser lösemittelhaltige Lack haftet auch sicher an leicht fettigen stellen. Sofort eine Farbe auf Wasserbasis zu verwenden würde an diesen Stellen zu Tropfenbildung oder Verlaufen führen. Mit Aceton entfetten kann man Polystyrol logischerweise nicht, es würde sich auflösen. Aber auch die Grundierung habe ich in einigen sehr dünnen Schichten aufgetragen, damit sich sich das Lösemittel schnell verflüchtigen konnte, bevor sich der Kunststoff verzieht. Auch eine gerade Unterlage ist wichtig, damit die Brücke nicht unter Spannung steht.


Die Eisenbahnbrücke ist hier bereits mit Geschützgrauer Farbe lackiert, die Straßenbrücke nur grundiert.

Beim Aufbringen der Aquacolor muss man nicht mehr so vorsichtig sein. Die Fachwerkträger haben allerdings unendlich viele schlecht zugängliche Ecken. Es waren daher viele Lackier- und Trockendurchgänge nötig. Für beide Brücken zusammen habe ich das Farbtöpfchen zu ca. 3/4 aufgebraucht.


Erstmals ist die frisch lackierte Brücke hier in das Modul eingebaut.

Nun konnte es mit den Widerlagern der Brücke weiter gehen. Bisher bestanden diese ja nur aus den rohen Polystyrolblöcken. Für die Mauern habe ich die Auhagen Platten Nr. 48578 (das ist so ein Tütchen mit 2 Platten) benutzt. Diese Mauer ist zwar etwas gröber als die Vorbildmauer, aber leichte Übertreibungen bei den Texturen sind beim Modellbau aus meiner Sicht in Ordnung. Der optische Eindruck entspricht dann subjektiv betrachtet eher dem Vorbild, als eine maßstäbliche Umsetzung.


Erste Stellprobe mit einer Stützmauer aus der Auhagen Platte 48578.

Die erworbenen Mauerplatten mussten unter Optimierung der Materialausbeute nach und nach an die Polystyrolauflager und die Modulkiste angepasst werden. Am Ende bin ich knapp mit einer Tüte ausgekommen. Besonders an den Ecken des Widerlagers konnte ich die Einzelteile nicht einfach verkleben, sondern rund feilen und Mauerfugen nachritzen. Hier musste darauf geachtet werden, dass die Mauerfugen an den zusammengesetzten Einzelteilen durch laufen.


Eine rund gefeilte und nachgeritzte Ecke des Widerlagers.

Die winkeligen Mauern oberhalb des Widerlagers, welche das Gelände bzw. Gleisbett und Straße stützen, mussten noch aufwendiger gestückelt und aufgeklebt werden. Auch hier sind durchlaufende Fugen wichtig, besonders bei den gut sichtbaren Bereichen am nicht genutzten Widerlager der zweiten Eisenbahnbrücke. Flügelmauern und Abdeckplatten (ein Teil einer alten Mauerplatte von Kibri, ich hätte vielleicht doch das Auhagen-Produkt nutzen sollen) schließen die Schnitzarbeiten ab


Das lackierte Widerlager nach der Lackierung. Auch die Lagersteine für die Brückensträger unter den Gleisen der nicht vorhandenen Brücke habe ich dargestellt.

Der zunächst letzte Schritt ist auch hier die Lackierung (natürlich erhalten sowohl Brücke als auch Widerlager zum Schluss noch eine Patinierung und Alterungsspuren). Zuerst habe ich alle Teile mit leicht abgedunkeltem Steingrau (Revell 75) lackiert, die Fugenfarbe. Die Steine wurden dann mit einer Mischung aus Beige (Revell 89) und Sand (Revell 16) in der Trockenbürst-Technik hervor gehoben. Den Sandton empfand ich als passend, denn für den Bau wurden sicherlich damals Materialien aus der Umgebung verwendet, warum also nicht Sandstein aus dem nahen Seppenrade?


Das gegenüberliegende Lager hat eine noch spitzere Ecke, die abgerundet wurde.

Auf der Brücke fehlte auch noch etwas. Bei der Straßenbrücke waren es Fahrbahn, Fußwege und Geländer, bei der Eisenbahnbrücke die Ausbohlung auf den Eisenbahnschwellen. Nach langem Suchen und einigen Vergleichen habe ich mich beim Holz für die H0 Bretterplatten 2802 von Brawa entschieden. Die Postleitzahl auf diesem Tütchen mit 2 Platten ist dreistellig, aber es scheint nach wie vor erhältlich zu sein. Großer Vorteil diese Produktes: Die Platten sind nur ca. 1 mm dick. So bleibt der von der Seite freie Durchblick zwischen Gehweg und Fahrbahn erhalten. An der Eisenbahnbrücke mussten die Holzplatten erst um die dreieckigen Aussteifungen herum gestückelt werden. Lackiert habe ich die Platten hellbraun. Die Fugen wurden anschließend mit stark verdünnter Revell Email Anthrazit Farbe abgedunkelt. Die Oberfläche habe ich durch das Trockenbürsten mit hellgrauer, fast weißer Farbe betont (Lichter setzen). Abschließend erhalten die Flächen eine Patinierung mit Pigmentfarbe, Farbton "Schmutz" von H0fine. Diesen Schmutz habe ich auf der Eisenbahnbrücke vor allem in der Mitte wo die Loks fahren aufgetragen, auf der Straßenbrücke in der Mitte und am Rand. Die Fahrspuren bleiben heller, weil dort der Schmutz durch Reifen und Räder abgefahren wird.


Fertig beplankt mit patiniertem Holz aus Kunststoffplatten.

An der Straßenbrücke mussten noch Geländer mit 3 Sprossen angebracht werden. Als ich mich schon fast damit abgefunden hatte diese selbst ätzen zu lassen fand ich bei Joswood unter der Nummer 40116 ein passendes Lasercut-Geländer. Dies ist sogar schon in der korrekten Farbe durchgefärbt. Nachdem die Straßenbrücke an den Verbindungspunkten von Farbe befreit war konnte ich die Holzplatten mit Kunststoffkleber befestigen. Bei der Eisenbahnbrücke habe ich mich für eine Verklebung mit zwei Klebstoffen entschieden. Auf den Schwellen funktioniert kein Kunststoffkleber, weil diese aus Nylon bestehen. Daher habe ich mich für abwechseld auf die Schwellen aufgetragenen Sekundenkleber für die Anfangsfestigkeit und Zweikomponentenkleber für die dauerhafte Stabilität entschieden. Das hält tatsächlich sofort. Dadurch hat die Brücken jetzt auch ihre endgültige Festigkeit erreicht.


Durch Holzbeplankung mit Gehweg und Fahrbahn kann man jetzt nicht mehr durch die Straßenbrücke hindurch schauen. Die Joswood Geländer stellen das Vorbildgeländer gut dar.

Aktuelle Baustelle sind die Stützmauern am Kanalufer. Hier werde ich Auhagen Natursteinplatten 52427 einsetzen. Die Platten müssen dreidimensional verformt und fixiert werden. Mal sehen wie gut das klappt. Damit wird dann die Verbindung zwischen Brücke und Modul abgeschlossen sein.


Erste optische Probe mit den Natursteinplatten.

Dies ist der letzte Bericht zur Brücke selbst, denn diese sehe ich nun als abgeschlossen an.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen