Freitag, 21. März 2025

Nachbau eines Artilleriezuges

Es gibt Projekte, die müssen erste reifen. 2009 kam ich dank eines sehr netten Kontaktes auf Drehscheibe Online zu einer Reihe von Bildern vom Dülmener Bahnhof. Zu der Bilderserie gehörte auch eine Reihe Ladeszenen aus dem Bahnhof Dülmen Ost.


Eine Haubitze M110 fährt im Bahnhof Dülmen Ost auf einen Schwerlastwagen.

In Dülmen war seit Einrichtung der Barbarakaserne im Jahr 1966 das 7. Artillerieregiment mit dem Artilleriebattalion 71 stationiert. Die 2. Kompanie verfügte über Haubitzen M107. Aufgrund des Lokalkolorites hatte ich schon damals Interesse daran, einen Transport dieser Panzer nachzustellen, auch wenn auf den Vorbildfotos offensichtlich nur eine Verladeübung zu sehen ist.


Gleich vier M107 Langrohrträger sind hier aufgeladen. Im Hintergrund kann man einen Faun erahnen.

Schnell machte sich aber Ernüchterung breit: Seitdem Roco Minitanks Geschichte ist sind Militärmodelle im Maßstab 1:87 schwer zu bekommen. Arsenal M hat auch vieles gemacht, ist aber mittlerweile ebenfalls nur noch in Restbeständen der nicht gerade üppigen Auflagen erhältlich. M107 und M110 von Roco: Börsen und Ebay als einzige Quelle.


Der M109 in seiner fertig gesuperten Form. Die Zurrösen sind nachgerüstet. Sie liegen den Ssy45 Waggons von Artitec bei.

10 Jahre später, mittlerweile überschwemmte Artitec den Modellbahnmarkt mit Militärmodellen. Im Winter 2022 habe ich das Thema erneut betrachtet. Dann wurde mir zunächst einmal klar, wie viel mehr als ein paar Haubitzen ist benötigt, um eine Artilleriekompanie darzustellen. Neben 6 M107 oder M110 sind das:
3 Hotchkiss Spähpanzer
3 Faun L 912/21 Mun
6 Magirus Jupiter Pritsche (für die Mannschaften)
2 Unimog San
2 Unimog Funk
4 DKW Munga
3 Krads


Vieles an diesem alten Modell ist sehr grob geraten, aber immerhin sind einige Details dargestellt.

Davon wurde aktuell NICHTS im Handelangeboten. Aber der Ehrgeiz war geweckt und wegen C war sowieso Lockdown. Also auf in die Bucht und alles zusammengekauft, was zu kriegen war. Einige Haubitzen von Roco Minitanks hatte ich schon auf Börsen erstanden und die Fehlenden fanden sich schnell. Nun ist ein Modell aus den 80ern nicht gerade neuester Stand der Technik. Und die Minitanks waren z.B. nie für besonders hübsche Fahrwerke bekannt. Aber wir wollen ja Ladegut darstellen. Also wurde das vorhandene Material so gut wie möglich mit Farbe aufgehübscht und mit Decals ein gutes Finish erreicht.


M107 Verladen auf einem Schwerlastwagen. Die Spannketten stammen von Artitec, genau wie der authentisch zu den Vorbildfotos passende Waggon.

Dann die totalen Exoten: Faun L 912. Diese Uhrviecher wurden mal von Roco Minitanks produziert. Aber auch Arsenal M hatte so etwas. Nähere Recherche zu den Faun und die ersten eintrudelnden Modelle brachten aber die nächsten Probleme mit sich: Der Roco hat zwar eine sehr gelungene Form im Bereich der des Führerhauses und die Proportionen wirken gut. Das war es dann aber aber: Keine Verglasung, falsche Pritsche (mit Kran vorn in der Mitte für die Raketentruppe) und die Rückseite mit Lampen und was da alles hin gehört wurden weg gespart. Viel Arbeit.


Was man so aus der Bucht fischt ist oft schon von anderen Modellbauern nach ihren Vorstellungen verändert worden.


Nach einiger Detailarbeit (Schwimmhäute an der Pritsche entfernen, yähy...) macht eine Lackierung mit Nato-Oliv schon einen großen Unterschied.

Aber wir haben schon ganz anderes bewerkstelligt. Also wurde alles was fehlte geschnitzt bzw. das Rocomaterial so umgefrokelt, dass es passte. Die Ladefläche wurde durch geritzte Bretterfugen deutlich verbessert und der Kran dem Vorbild entsprechend verkleinert. Dazu kamen Rückleuchten, ein Auspuff, Schmutzfänger und ein Nachtfahrkreuz. Ja, ich habe die wirlich für jedes der Fahrzeuge aus Polystyrol gebaut!


Der Ladekran wurde verkürzt und wanderte von vorn mittig nach mittig rechts. Die Ladefläche erhielt Gravuren, Farbe und Washing.

Auch ausprobiert habe ich den Bausatz von Arsenal M. Resinbaukunst vom Feinsten. Aber leider, und das ist sehr schade, bin ich mit ihm nie richtig warm geworden. Manche Details (Reifen!!!) sind schlicht genial. Aber das Fahrerhaus ist irgendwie falsch. Keine Ahnung, ob es bei späteren Vorbilder Änderungen gab, aber für mich passte das überhaupt nicht. Die Entscheidung fiel daher leicht, doch bei den Rocos zu bleiben.


Noch ohne Außenspiegel, aber sonst sehr viel besser als das Ausgangmodell.

Dann ging es an die nächste Herausforderung: Magirus Jupiter. Auch hier gibt es weiterhin nur das Modell von Roco. Militärmodelle sind schwer vergriffen, also galt es THW Fahrzeuge zu ergattern und zu militarisieren. Und auch hier war mal wieder schnell klar: Alles an Details wurde nicht dargestellt.


Massenabfertigung: 5 Jupiter und 4 Unimogs unter der Farbdusche.


10 Fahrzeuge warten auf Detailierung. Wie schon geschrieben, es war Lockdown. Zeit genug war also da.

Die Fahrzeuge dienten beim Vorbild dem Mannschaftstransport. Also dürfen auch die Doppelbänke auf der Ladefläche nicht fehlen.


Zugegenben ein arg gerupftes Jupiter Exemplar. Spiegel, Verglasung und Decals machen einen Unterschied zu dem, was Roco da einst lieferte.

Die Planen sind ganz in Ordnung. Ich habe sie in einer etwas helleren Farbe lackiert, als der Rest des Fahrzeugs. Das erzeugt den Eindruck einer leicht ausgebleichten Plane.


Am Heck fällt neben Rückleuchte vor allem das Nachtfahrkreuz auf.

Das Gleiche Thema auch bei den Unimogs. Nackter Arsch, also kein Licht, kein Kennzeichen, kein Nichts. Hinzu kommt: Beim Transport sind die Fensteröffnungen der Container mit Blenden verschlossen. Also mal wieder Serienproduktion an Frokelteilen. Zu bauen waren je zwei Funk- und Sanitätkoffer. Die sind sich zum Glück auch im Vorbild recht ähnlich.


Vorn wurde die Verglasung (auch der Lampen) ergänzt und mit Farbe und Decals viel Detailgrad gewonnen.

Der Sanitätskoffer lebt vor allem von den roten Kreuzen und dem Blaulicht. Auch an diesen Modellen wurden Verglasung und Rückleuchten ergänzt. Dazu kann man sich an allen Ecken und Kanten mit dem Entfernen von Gußgraten aufhalten. Das hat nichts mit dem zu tun, was andere Firmen heute liefern. Das Preisniveau war aber auch damals ein etwas anderes.


Am Heck sieht es jetzt aus wie ein richtiger Lastwagen. Alle Teile wurde aus Polystyrol geschnitzt. Die runden Leuchten sind Scheibchen von runden Polystyrolprofilen.

Dann sind da ja noch 3 Spähpanzer darzustellen. Hotchkiss Schützenpanzer waren bei der frühen Bundeswehr mit 1.600 Exemplaren absolute Massenwahre. Im Modell ist das zum Glück auch so. Hier lohnte es sich aber dann doch auf das hervorragende Modell von Arsenal M zurück zu greifen. Der Roco Minitank gibt zwar auch die Proportionen gut wieder, hat aber nochmal falschere Ketten als die Haubitzen.


Klein war er, der Hotchkiss Schützenpanzer, auch "Schützenpanzer kurz" genannt. Man beachte das feine Fahrwerk.

Der Bausatz von Arsenal M ist sehr Kleinteilig. Und das bei einem schon sehr kleinen Modell an sich. Trotzdem macht es von vorn herein Spass die Details mit Farbe zu betonen. Sogar eine Inneneinrichtung wäre darstellbar. Für den Transport natürlich unnötig. Leider ist auch dieses Modell schon länger vergriffen. Zwei Exemplare habe ich bekommen, nach einem dritten halte ich immernoch Ausschau.


Vorn wie hinten viele Details. Selbst wenn die Fotos ein 1:43 Modell zeigen würden hätte man wenig zu meckern.

Nun noch was Flottes, so denkt man. Dabei glaube ich, dass Mungas (Allradfahrzeuge!) mit ihrem Zweitaktmotor nicht gerade sportlich waren. Um es etwas abwechslungsreich zu gestalten habe ich zwei Munga 4 und zwei Munga 6 dargestellt. Der Munga 4 kommt von Roco und ist nicht gerade gelungen, war aber günstig zu bekommen und mit etwas Feintuning ganz gut aufzuhübschen.


Der Bausatz von Artitec steht dem von Arsenal M in nichts nach.

Der Munga 6 ließ als Bausatz von Artitec ewig auf sich warten. Aber 2024 kam er dann endlich. Wie immer ein guter Bausatz, der sich an zwei Abenden zweimal gut bauen ließ. Hier muss man dann nichts mehr ergänzen. Aufgrund der etwas übertriebenen Texturen ist das Anbringen der Decals aber nicht gerade einfach. Die Decals kommen übrigens von TL-Modellbau. Ein Albtraum sind dabei die taktischen Beschriftungen. 7, 1, Waffengattung und 2 sind dabei einzelne Decals. Tipp: Erste das Trägerpapier dünner zupfen. Dann biegen die Ziffern beim Aufschieben nicht an die Unterseite des Papieres ab, sondern haben eine Chance auf den Fahrzeugen zu landen.


Zwischen den Modellen von Roco links und Artitec rechts liegen fast 40 Jahre.


Zum Glück werden unterschiedliche Vorbilder dargestellt. Sonst würden die Unzulänglichkeiten des Roco Modelles mehr auffallen.

Und damit war es vollbracht. 25 Fahrzeuge nachgebaut. So viele Fahrzeuge, um 6 Geschütze zu betreiben. Eigentlich hätten es übrigens 6 M107 mit 175mm Langkanone sein müssen. Um ein bisschen mehr Abwechslung herein zu bringen und noch eine andere Varianten zu zeigen habe ich aber zur Hälfte M110 mit 203mm Kanone dargestellt.


Auf dem Bild fehlen noch 2 Munga und 1 Hotchkiss. Auch ein M88 Bergefahrzeug muss eigentlich immer dabei sein, was aber nicht sicher überliefert ist.

Die Verladung ist dann auch mal wieder ein spannendes Thema. Die passenden Schwerlastwagen Ssy45 lassen sich zum Glück in der vom Foto überlieferten Variante von Artitec in ausreichender Stückzahl bestellen. Gleiches kann leider nicht über die Kbs Rungenwagen geschrieben werden. Eigentlich werden sie von Roco nur noch mit abgefahrenen aber kostspieligen Ladungen aufgelegt. Das Kibri-Modell ist auch nicht zu verachten und landete auch zweimal bei mir. Finger weg aber vom Mätrix Kbs. Der hat viel zu dicke Bordwände.


Der Militärtransport wurde in Buldern auf die Seite genommen.

Nachdem ich die Haubitzen anfangs mit Weinert-Ketten verzurrt hatte, die aber schnell wieder anfangen zu schlabbern, habe ich mittlerweile auf die Ätzketten mit Zurrschlössern von Artitec umgestellt. Passend umgebogen und am Wagenende verankert machen sie, siehe das 5 Bild dieses Beitrages, eine gute Figur.


Und da kommt der Militärtransport schon zurück von der Übung.

Eigentlich müssten auch noch alle Radfahrzeuge auf den Kbs verzurrt werden. Ich denke aber die Aktion werde ich mir sparen. Durch die Bordwände kann man von der Verzurrung, die meiste unterhalb der Fahrzeuge angebracht wird, kaum etwas sehen. Gleiches gilt für die nötigen Keile. Die müssen aber sein, sonst rollen die Fahrzeuge unkontrolliert auf den Wagen herum.


Im Bahnhof Ondrup kreuzt die Artillerie mit einem 624.

Was fehlt noch? Natürlich die Personenwagen zum Transport der Soldaten auf der Schiene. Hier setzte man auf Althergebrachtes. Es gab immer eine Reserve für Militärtransporte, die aber tendenziell aus älteren Baureihen bestand. Eilzugwagen, Hechtwagen und vereinzelt 4yg und D-Zug Wagen wurden eingesetzt. Nicht vergessen darf man dabei die 1. Klasse für die höheren Dienstränge. Und es sollten auf jeden Fall 2 Waggons sein, denn die Kompanie besteht mit Fahrern aus 141 Mann.


Ein Polenhecht von Brawa. Diese Wagen gehörten bei der Bundesbahn lange zur Reserve, die für Militärtransporte bereit gehalten wurden.

Und schon bin ich auf den nächsten Mangel gestoßen: Sitzende Soldaten in normaler Uniform gibt es nicht zu kaufen. Sollte man nicht meinen, ist aber anscheinend auch noch keinem Hersteller aufgefallen. Hier bin ich dann mal den billigen Weg gegangen: Chinaware in der Großpackung. Bescheiden bemalt sind die sowieso. Also alle männlichen Personen heraus gesucht, entgratet, die Haut mit richtiger Hautfarbe bemalt und alles andere in Nato-Oliv. Und für den besonderen Kick dann noch jedem auf beide Schultern eine Deutschlandflagge gemalt. Ja, von Hand. Jetzt sitzen in dem Wagen immerhin ca. 25 Soldaten. Die anderen muss man sich denken.


Soldaten im Hechtwagen. Die Deutschlandflaggen auf den Ärmeln kann man hier sogar erahnen.

Resultat der ganzen Bastelei: Ein Zug mit über 20 Wagen, vor den man 41er, 44er, 50er oder auch mal eine V200 oder V160 hängen kann. Einsetzbar ist das alles bei Fremotreffen natürlich nur bedingt. Als Z-Trasse, oder als besondere Leistung zu einem Bahnhof mit Rampe.
Kosten? Besser nicht fragen. Aufgrund der schlechten Verfügbarkeit ist das alte Zeug sündteuer, und über die Preise von Neuware (hier besonders die Waggons) sollte man nicht unbedingt nachdenken. Allein ein Artitec SSy mit M110 kommt so locker auf 70 EUR. Aber wenn dann die Fuhre mit Getöse über die Vereinsanlage fährt ist das alles vergessen.

Freitag, 7. März 2025

Fremotreffen Bonn Oberkassel 2024

Das Fremofrühjahr ist nicht vollständig, bevor man nicht in Bonn-Oberkassel am Rhein war. Nachdem ich in 2023 mit Ondrup teilgenommen habe, war ich 2024 mal wieder schnöder Modullieferant.


Hallenansicht Oberkassel 2024.

Das Lieblingsthema der Fremofreunde vom Rhein sind seit langer Zeit die Rheinhäfen. Nach 15 Jahren als Gast des Treffens kann man wirklich schön beobachten, wie langsam aus Fotos und Plänen ausgewachsene Kaianlagen werden. Vorbilder aus dem Köln-Bonner Raum sind dabei die Regel, aber auch selbst erdachte Anlagen kommen vor.


Hafenanlagen im Deutzer Hafen.

Auch authentische Fahrzeuge hat man sich bereits gewidmet. So entstehen langsam die passenden Triebfahrzeuge und Güterwagen der KBE.


Das Ladegut wurde hier über ein Schlauchsystem aus den offenen Güterwagen abgesaugt.


Güterzug der KBE fährt aus dem Hafengebiet nach Kranenburg.

Da ich zu dem Thema "Häfen und Wasser" nicht viel beitragen konnte, waren mal wieder eine Vielzahl meiner Streckenmodule eingeplant worden. Diverse Kurvenmodule, die Ondruper Kanalbrücke, Das Blaue Auge, und das Duckmodul waren dabei.


Das Ondruper Kanalmodul stellt einen Teil der an den Rheinhäfen angeschlossenen Binnenwasserstraßen dar.


Meine alten Kurvenmodule waren mal wieder dabei.


Kurzer Güterzug überquert einen der Bahnübergänge auf dem Blauen Auge.

Die WLE war auch mal wieder anwesend. Damit also zwei Privatbahnen auf einem Fremotreffen. Kann das gut gehen? ;-)


Kalkzug am Einfahrsignal von Neulippertor.

Mit den Bahnhöfen Neulippertor, der Zeche Unsesr Otto und dem neuen Friedelprojekt Großalmerode West waren auch hier einige Betriebstellen mit den typischen blauen Fahrzeuge zu bedienen


Der Triebwagen nimmt Fahrgäste am Bahnsteig von Neulippertor auf.


Der Bahnhof Großalmerode West ist noch im Bau, bietet aber schon viel Spielspass.

Etwas Bundesbahn gab es tatsächlich auch. So war Kranenburg der Anschlussbahnhof für die Hafenbahn und die WLE. An Hoffnungsthal schloss eine Nebenbahn an. Und Mittelrot war als idyllischer Landbahnhof ein Kreuzungsbahnhof mit hohem Binnenfrachtaufkommen.


Meine 41 222 wartet im Bahnhof Kranenburg.


Meine Faulhaber 94 durfte im Bahnhof Hoffnungsthal rangieren, nachdem eine Köf die Grätsche gemacht hatte.


Auf den Gleisen von Hoffnungsthal war aufgrund der angeschlossenen Nebenbahn immer etwas los.

Speziell am Treffen in Bonn Oberkassel ist die Lage direkt am Rhein. Zwischen Halle und Rhein verläuft noch die Güterzugstrecke. Zwei Personenzüge je Stunde und Richtung müssen reichen. Ansonsten sind Güterzüge und immer wieder Sonderleistungen und Überführungsfahrten zu beobachten. Dieses Jahr hatte ich besonderes Glück.


Ein ICE 4 durchfährt am 30.05.2024 den Bahnhof Bonn Oberkassel.


E44 044 am 31.05.2024 wahrscheinlich auf dem Weg zum DB Museum Koblenz Lützel.


103 113-7 mit TEE auf der Fahrt Richtung Süden überraschte mich am 01.06.2024.

Weitere Bilder von mir gibt es hier zu sehen: Galerie Fremotreffen Oberkassel 2024

Samstag, 1. März 2025

Bau einer BR41 mit Kurztender 2´2 T30

Manchmal kommt man erst nach Jahrzehnten auf Themen, die eigentich sehr offensichtlich sein sollten. Bei mir waren es jüngst die Tender der Dampfloks. So waren für den grenznahen Verkehr in die Niederlande bis in die 60er Jahre hinein Kurztender 2´2 T30 (Foto: Eisenbahnstiftung) die Regel. Diese Loks wurden durch das Bw Rheine unterhalten und von Münster, Osnabrück und Rheine aus eingesetzt. Natürlich nicht nur auf den Strecken in die Niederlande. Die Fahrzeuge kamen auf ihren Umläufen auch über Nicht-Grenzstrecken in Westfalen.


Rahmen und Fahrwerk sind innerhalb weniger Stunden montiert.

Die Loks, die mit diesen Tendern im Einsatz waren, gehörten zu den Baureihen 01 (Alt- und Neubaukessel) 03 (Altbaukessel) und 41 (Altbaukessel). Da mir vor einiger Zeit beim Dampflokmotivarchiv das Foto eines Sonderzuges mit 41 222 in Coesfeld auffiel, der genau hinter meinem Arbeitsplatz aufgenommen wurde, sollte es diese Lok sein. In Internet und Literatur fanden sich genug Aufnahmen der Vorbildlok.


Die Löcher im Kessel müssen alle gemäß der Anweisungen gebohrt werden. Die Steuerung mit den Kupppelstangen erfordert konzentriertes Arbeiten.

Passenderweise brachte Weinert Modellbau unter der Bestellnummer 41711 zeitgleich eine 41 mit genau diesem Tender auf den Markt. Dabei sollen die alten Günther-Formen genutzt worden sein. Dazu wurde ein neuer Antrieb konstuiert und geliefert (der später noch zu Problemen führen sollte). Also ging es los. Sparschwein geschlachtet, durch gute Verbindungen einen aktzeptablen Preis erzielt und nach einigen Tagen eine der berühmten blauen Schachteln in Empfang genommen.


Nach und nach werden mehr Messingteile an den Tender aus Weißmetall gesteckt.

Es sollte mein erster Bausatz einer Lok sein. Viel ist über die Modelle von Weinert schon geschrieben und erzählt worden. Zum Glück hatte ich einen Experten im Handy zur Hand, der mir jeden Abend neuen Mut machte. Danke Volker!


Auch im Führerhaus werden diverse Teile verbaut. Der Stehkessel bleibt aber weitgehend unverändert.

Gegen die Lok an sich ließ sich nicht viel sagen. Sehr gut geklappt hat das Löten des Rahmens und die Montage des Fahrwerkes. Man muss wirklich genau den Anweisungen der Anleitung folgen und immer wieder auf dem Gleis checken, ob alles läuft wie vorgesehen. Spezialwerkzeuge habe ich nicht gebraucht. Das Vernieten einiger Teile war auch mit Hilfe eines Stichels aus dem Laubsägekasten für Kinder möglich.


Erste Stellprobe mit Tender. Oh weh, das ist ja das falsche Fahrwerk.

Der Tender war dann aber anders. Wohl, weil er aus dem alten Günther-Bausatz entstand. Das war aber kein Problem. Schlecht war aber, dass Weinert zunächst mal den falschen Antrieb beilegte. Der Austausch war aber kein Problem, nach einer Woche war der passende Antrieb da.


Das ist der Tender, der Fotolink zum Vorbild macht einen Vergleich möglich.

Die ersten Fahrversuche brachten aber Ernüchterung: Lief wie ein Sack Nüsse! Also das ganze vor die Wand.... Nein, erstmal zerlegen und analysieren. Und siehe da: In der Hektik schien man bei Weinert vergessen zu haben, die Messinglaufbuchsen zu entgraten. Dadurch verzog sich der vormontierte Getriebegehäusedeckel beim anziehen der Schrauben, die Achsen und Zahnräder fanden keinen richtigen Halt und machten schlimme Geräusche. Der Weinertmotor bringt nämlich eine Zanradkette in Bewegung. Das ist von Natur nicht der leistete Art, einen Antrieb zu konzentrieren. Rau läuft er, der Antrieb. Aber nach einiger Einlaufzeit wurde es erträglich.


Die Gussgrate der Laufbuchsen stehen deutlich über das Getriebgehäuse heraus. Zu erkennen ist auch die Zahnradkette.

Die Wartezeit auf den korrekten Antrieb wurde mit dem Bau des Führerhauses und dessen Gestaltung überbrückt. Es werden zwar keine Unmenge an Teilen angesetzt, aber durch die farbige Gestaltung der Armaturen und einiger Handräder kommt etwas Leben in die Bude. Dazu ein gedruckter Holzfußboden, schon sieht es so aus, wie sich das Lokführer und Heizer wünschen. Die genaue Anpassung des Führerhausdaches machte überraschenderweise am meisten Arbeit. Hier schien dauernd irgendetwas den richtigen Sitz zu verhindern. Nach viel Schnitzen und Schleifen passte es aber irgendwann.


Erste Farbe im Bereich des Führerhauses.


Im Führerhaus kann man sich über die eigentlich vorgesehene Detailierung hinaus austoben.

Am Kessel mussten einige Leitungen klassisch mit Messingdrähten angesetzt werden. Die Hauptleitungen sind aber bei Weinert mittlerweile in Gruppen zusammengefasst. Trotzdem muss man für jedes Teil an der vorgeprägten Stelle Löcher in der vorgeschriebenen Größe in den Kessel bohren.


Langsam verschwinden die Löcher auf der Heizerseite unter den angesteckten Leitungen, Armaturen und Griffen.


Auf der Lokführerseite kommt noch einiges an Bedienelementen dazu.

Erste wenn alle Teile angesetzt sind können Kessel und Umlauf grundiert und dann lackiert werden. Ich nehme zur Grundierung eine hellgrau leicht füllende Grundierung aus der Sprühdose, erworben im lokalen Baumarkt. Die endlgültige Farbe ist das Seidenmatt von Weinert. Ich mag es, wenn Dampfloks leicht glänzen. Bei Museumsloks ist das heute genau so. Ich bilde mir aber auf Fotos aus den 60ern ein, dass dies im Vorbild auch oft so war. Ist ja heute auch nicht anders.


Die Lok glänzt nun hübsch seidenmatt. Die geklebten Anbauteile sind jetzt auch endgültig fixiert.

Die Rote Farbe unterhalb des Umlaufes bringen viele Modellbauer als Airbrushlackierung auf. Aber auf die Abklebeorgie, bei der garantiert wieder Teile der schwarzen farbe mit abgezogen werden, wollte ich mir sparen. Also habe ich alle Bereich von Hand mit dem Pinsel lackiert. Das hat ganz gut funktioniert.


Nach schwarz kommt rot.

Dann begann ein Kapitel wie ein Albtraum: Die Verkabelung! Ich musste natürlich mal wieder alles beleuchten. Am liebsten sogar mit Duo-LED in weiß und rot. Die Messinglampen damit auszustatten war noch ohne große Verluste möglich. Aber dann begannen die Probleme: Im Kessel müssen Sounddecoder und Lautsprecher untergebracht werden. Dazu werden hier die Kabel verlegt, die auch zum Tender geführt werden müssen. Und das ganze in einer Lok, die komplett leitend aus Metall besteht. Und dazu liegt immer ein Potential an all diesen Teilen an. Das ist konstruktiv durch die Achsen bedingt, die ja auch in Messingbuchsen im Metallrahmen laufen.


Optisch ist es fast geschafft. Leider ist es ein Grauen, die Lampen funktionstüchtig zu bekommen.

Die Lampen, vorher mühsam mit Micro-LED versehen und verglast, stecken wiederum auch in diesem Strom führenden Gehäuse. Und Zack, sind wieder alle LED im Eimer. Beim nächsten mal muss ich mir dazu etwas anderes ausdenken. Alle Lampen müssen eigentlich in eine Isolierung eingesteckt werden. So habe ich es am Tender in den Griff bekommen. Eigentlich wäre es aber auch eine Lösung, wenn endlich jemand diesen verdammten Lampen als Kunststoff- bzw. 3D-Druck Teil anbieten würde. Wahrscheinlich gibt es das auch auf den Ersatzteillisten diverser Hersteller. Beim Nächsten Loknachbau werde ich definitiv diesen Weg gehen, auch wenn die Kunststoffnachbildungen der renomierten Hersteller meist minimal zu groß sind.


Bereit für den schnellen Güterzugdienst beim Fremotreffen in Bonn-Oberkassel.

Der Frust bewirkte eine einjährige Pause an dem Projekt. Doch irgendwann habe ich die Lok dann vollendet und mit der Loknummer 41 222, den DB Schildern von Beckert-Modellbau und einigen wenigen Decals veredelt.


In Hoffnungsthal wartet die Lok auf Ausfahrt. Bald geht es zum Grenzbahnhof Kranenburg und dann, fiktiv, weiter in die Niederlande.

Eigentlich läuft sie jetzt ganz gut. Aber halt nicht Weinert-Preis-Gut. Dazu neigt die Konstruktion der Stromabnahme dazu, nach längerem Betrieb zu verrutschen und dann wieder für Kurzschlüsse zu sorgen. Das bringt dann nicht selten auch den Decoder aus dem Konzept. Ich mag garnicht daran denken was das wieder für ein Ärger wird, wenn er mal einen der Kurzschlüsse nicht überlebt.


Stellprobe in Ondrup nach den ersten Fremotreffen.


Abgesehen von einem abgerissenen Windleitbleich (lustigerweise das gleich, dessen sich das Vorbild auch einmal endledigt hat) hat sie den Fremoalltag ganz gut verkraftet. Ließ sich zum Glück leicht wieder reparieren.

Ich bin also erstmal mit dem Thema Loks aus Metall fertig. Zwar lasse ich die 41 mittlerweile auch auf Fremotreffen auf die Strecke, doch für schwache Nerven ist das nichts.



Lokführer und Heizerseite im Vergleich. .

Trotz allem Frust mache ich weiter mit dem Thema Kurztender. In den letzten Monaten sind bei der Eisenbahnstiftung unmengen von Bildern solcher Loks im nahen Münster aufgetaucht. Und mit BRAWA hat 2025 sogar ein Hersteller ein Serienmodell einer 01 NK mit Kurztender angekündigt.


Der Weinert/Günther Kurztender hat mir einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Das Resultat ist aber in Ordnung.

Noch haben sich leider viel zu wenige Modellbahner mit den Optionen bei der Tenderausrüstung befasst. Dabei ist hier die Vielfalt selbst zu DB-Zeiten noch bemerkenswert. Altbautender der Preußenloks mit 3 oder 4 Achsen, Nietentender, Kurztender, Einheitstender, Wannentender, kompletter Alleingang der Baureihe 23 Tender und die 5-achsigen Tender der 01.10 und 45er. Leute, traut euch auch mal hier exotischer zu werden! Als fester Teil der Dampfloks ist das beileibe kein Nischenthema.