
Eine Haubitze M110 fährt im Bahnhof Dülmen Ost auf einen Schwerlastwagen.
In Dülmen war seit Einrichtung der Barbarakaserne im Jahr 1966 das 7. Artillerieregiment mit dem Artilleriebattalion 71 stationiert. Die 2. Kompanie verfügte über Haubitzen M107. Aufgrund des Lokalkolorites hatte ich schon damals Interesse daran, einen Transport dieser Panzer nachzustellen, auch wenn auf den Vorbildfotos offensichtlich nur eine Verladeübung zu sehen ist.

Gleich vier M107 Langrohrträger sind hier aufgeladen. Im Hintergrund kann man einen Faun erahnen.
Schnell machte sich aber Ernüchterung breit: Seitdem Roco Minitanks Geschichte ist sind Militärmodelle im Maßstab 1:87 schwer zu bekommen. Arsenal M hat auch vieles gemacht, ist aber mittlerweile ebenfalls nur noch in Restbeständen der nicht gerade üppigen Auflagen erhältlich. M107 und M110 von Roco: Börsen und Ebay als einzige Quelle.

Der M109 in seiner fertig gesuperten Form. Die Zurrösen sind nachgerüstet. Sie liegen den Ssy45 Waggons von Artitec bei.
10 Jahre später, mittlerweile überschwemmte Artitec den Modellbahnmarkt mit Militärmodellen. Im Winter 2022 habe ich das Thema erneut betrachtet. Dann wurde mir zunächst einmal klar, wie viel mehr als ein paar Haubitzen ist benötigt, um eine Artilleriekompanie darzustellen. Neben 6 M107 oder M110 sind das:
3 Hotchkiss Spähpanzer
3 Faun L 912/21 Mun
6 Magirus Jupiter Pritsche (für die Mannschaften)
2 Unimog San
2 Unimog Funk
4 DKW Munga
3 Krads

Vieles an diesem alten Modell ist sehr grob geraten, aber immerhin sind einige Details dargestellt.
Davon wurde aktuell NICHTS im Handelangeboten. Aber der Ehrgeiz war geweckt und wegen C war sowieso Lockdown. Also auf in die Bucht und alles zusammengekauft, was zu kriegen war. Einige Haubitzen von Roco Minitanks hatte ich schon auf Börsen erstanden und die Fehlenden fanden sich schnell. Nun ist ein Modell aus den 80ern nicht gerade neuester Stand der Technik. Und die Minitanks waren z.B. nie für besonders hübsche Fahrwerke bekannt. Aber wir wollen ja Ladegut darstellen. Also wurde das vorhandene Material so gut wie möglich mit Farbe aufgehübscht und mit Decals ein gutes Finish erreicht.

M107 Verladen auf einem Schwerlastwagen. Die Spannketten stammen von Artitec, genau wie der authentisch zu den Vorbildfotos passende Waggon.
Dann die totalen Exoten: Faun L 912. Diese Uhrviecher wurden mal von Roco Minitanks produziert. Aber auch Arsenal M hatte so etwas. Nähere Recherche zu den Faun und die ersten eintrudelnden Modelle brachten aber die nächsten Probleme mit sich: Der Roco hat zwar eine sehr gelungene Form im Bereich der des Führerhauses und die Proportionen wirken gut. Das war es dann aber aber: Keine Verglasung, falsche Pritsche (mit Kran vorn in der Mitte für die Raketentruppe) und die Rückseite mit Lampen und was da alles hin gehört wurden weg gespart. Viel Arbeit.

Was man so aus der Bucht fischt ist oft schon von anderen Modellbauern nach ihren Vorstellungen verändert worden.

Nach einiger Detailarbeit (Schwimmhäute an der Pritsche entfernen, yähy...) macht eine Lackierung mit Nato-Oliv schon einen großen Unterschied.
Aber wir haben schon ganz anderes bewerkstelligt. Also wurde alles was fehlte geschnitzt bzw. das Rocomaterial so umgefrokelt, dass es passte. Die Ladefläche wurde durch geritzte Bretterfugen deutlich verbessert und der Kran dem Vorbild entsprechend verkleinert. Dazu kamen Rückleuchten, ein Auspuff, Schmutzfänger und ein Nachtfahrkreuz. Ja, ich habe die wirlich für jedes der Fahrzeuge aus Polystyrol gebaut!

Der Ladekran wurde verkürzt und wanderte von vorn mittig nach mittig rechts. Die Ladefläche erhielt Gravuren, Farbe und Washing.
Auch ausprobiert habe ich den Bausatz von Arsenal M. Resinbaukunst vom Feinsten. Aber leider, und das ist sehr schade, bin ich mit ihm nie richtig warm geworden. Manche Details (Reifen!!!) sind schlicht genial. Aber das Fahrerhaus ist irgendwie falsch. Keine Ahnung, ob es bei späteren Vorbilder Änderungen gab, aber für mich passte das überhaupt nicht. Die Entscheidung fiel daher leicht, doch bei den Rocos zu bleiben.

Noch ohne Außenspiegel, aber sonst sehr viel besser als das Ausgangmodell.
Dann ging es an die nächste Herausforderung: Magirus Jupiter. Auch hier gibt es weiterhin nur das Modell von Roco. Militärmodelle sind schwer vergriffen, also galt es THW Fahrzeuge zu ergattern und zu militarisieren. Und auch hier war mal wieder schnell klar: Alles an Details wurde nicht dargestellt.

Massenabfertigung: 5 Jupiter und 4 Unimogs unter der Farbdusche.

10 Fahrzeuge warten auf Detailierung. Wie schon geschrieben, es war Lockdown. Zeit genug war also da.
Die Fahrzeuge dienten beim Vorbild dem Mannschaftstransport. Also dürfen auch die Doppelbänke auf der Ladefläche nicht fehlen.

Zugegenben ein arg gerupftes Jupiter Exemplar. Spiegel, Verglasung und Decals machen einen Unterschied zu dem, was Roco da einst lieferte.
Die Planen sind ganz in Ordnung. Ich habe sie in einer etwas helleren Farbe lackiert, als der Rest des Fahrzeugs. Das erzeugt den Eindruck einer leicht ausgebleichten Plane.

Am Heck fällt neben Rückleuchte vor allem das Nachtfahrkreuz auf.
Das Gleiche Thema auch bei den Unimogs. Nackter Arsch, also kein Licht, kein Kennzeichen, kein Nichts. Hinzu kommt: Beim Transport sind die Fensteröffnungen der Container mit Blenden verschlossen. Also mal wieder Serienproduktion an Frokelteilen. Zu bauen waren je zwei Funk- und Sanitätkoffer. Die sind sich zum Glück auch im Vorbild recht ähnlich.

Vorn wurde die Verglasung (auch der Lampen) ergänzt und mit Farbe und Decals viel Detailgrad gewonnen.
Der Sanitätskoffer lebt vor allem von den roten Kreuzen und dem Blaulicht. Auch an diesen Modellen wurden Verglasung und Rückleuchten ergänzt. Dazu kann man sich an allen Ecken und Kanten mit dem Entfernen von Gußgraten aufhalten. Das hat nichts mit dem zu tun, was andere Firmen heute liefern. Das Preisniveau war aber auch damals ein etwas anderes.

Am Heck sieht es jetzt aus wie ein richtiger Lastwagen. Alle Teile wurde aus Polystyrol geschnitzt. Die runden Leuchten sind Scheibchen von runden Polystyrolprofilen.
Dann sind da ja noch 3 Spähpanzer darzustellen. Hotchkiss Schützenpanzer waren bei der frühen Bundeswehr mit 1.600 Exemplaren absolute Massenwahre. Im Modell ist das zum Glück auch so. Hier lohnte es sich aber dann doch auf das hervorragende Modell von Arsenal M zurück zu greifen. Der Roco Minitank gibt zwar auch die Proportionen gut wieder, hat aber nochmal falschere Ketten als die Haubitzen.

Klein war er, der Hotchkiss Schützenpanzer, auch "Schützenpanzer kurz" genannt. Man beachte das feine Fahrwerk.
Der Bausatz von Arsenal M ist sehr Kleinteilig. Und das bei einem schon sehr kleinen Modell an sich. Trotzdem macht es von vorn herein Spass die Details mit Farbe zu betonen. Sogar eine Inneneinrichtung wäre darstellbar. Für den Transport natürlich unnötig. Leider ist auch dieses Modell schon länger vergriffen. Zwei Exemplare habe ich bekommen, nach einem dritten halte ich immernoch Ausschau.

Vorn wie hinten viele Details. Selbst wenn die Fotos ein 1:43 Modell zeigen würden hätte man wenig zu meckern.
Nun noch was Flottes, so denkt man. Dabei glaube ich, dass Mungas (Allradfahrzeuge!) mit ihrem Zweitaktmotor nicht gerade sportlich waren. Um es etwas abwechslungsreich zu gestalten habe ich zwei Munga 4 und zwei Munga 6 dargestellt. Der Munga 4 kommt von Roco und ist nicht gerade gelungen, war aber günstig zu bekommen und mit etwas Feintuning ganz gut aufzuhübschen.

Der Bausatz von Artitec steht dem von Arsenal M in nichts nach.
Der Munga 6 ließ als Bausatz von Artitec ewig auf sich warten. Aber 2024 kam er dann endlich. Wie immer ein guter Bausatz, der sich an zwei Abenden zweimal gut bauen ließ. Hier muss man dann nichts mehr ergänzen. Aufgrund der etwas übertriebenen Texturen ist das Anbringen der Decals aber nicht gerade einfach. Die Decals kommen übrigens von TL-Modellbau. Ein Albtraum sind dabei die taktischen Beschriftungen. 7, 1, Waffengattung und 2 sind dabei einzelne Decals. Tipp: Erste das Trägerpapier dünner zupfen. Dann biegen die Ziffern beim Aufschieben nicht an die Unterseite des Papieres ab, sondern haben eine Chance auf den Fahrzeugen zu landen.

Zwischen den Modellen von Roco links und Artitec rechts liegen fast 40 Jahre.

Zum Glück werden unterschiedliche Vorbilder dargestellt. Sonst würden die Unzulänglichkeiten des Roco Modelles mehr auffallen.
Und damit war es vollbracht. 25 Fahrzeuge nachgebaut. So viele Fahrzeuge, um 6 Geschütze zu betreiben. Eigentlich hätten es übrigens 6 M107 mit 175mm Langkanone sein müssen. Um ein bisschen mehr Abwechslung herein zu bringen und noch eine andere Varianten zu zeigen habe ich aber zur Hälfte M110 mit 203mm Kanone dargestellt.

Auf dem Bild fehlen noch 2 Munga und 1 Hotchkiss. Auch ein M88 Bergefahrzeug muss eigentlich immer dabei sein, was aber nicht sicher überliefert ist.
Die Verladung ist dann auch mal wieder ein spannendes Thema. Die passenden Schwerlastwagen Ssy45 lassen sich zum Glück in der vom Foto überlieferten Variante von Artitec in ausreichender Stückzahl bestellen. Gleiches kann leider nicht über die Kbs Rungenwagen geschrieben werden. Eigentlich werden sie von Roco nur noch mit abgefahrenen aber kostspieligen Ladungen aufgelegt. Das Kibri-Modell ist auch nicht zu verachten und landete auch zweimal bei mir. Finger weg aber vom Mätrix Kbs. Der hat viel zu dicke Bordwände.

Der Militärtransport wurde in Buldern auf die Seite genommen.
Nachdem ich die Haubitzen anfangs mit Weinert-Ketten verzurrt hatte, die aber schnell wieder anfangen zu schlabbern, habe ich mittlerweile auf die Ätzketten mit Zurrschlössern von Artitec umgestellt. Passend umgebogen und am Wagenende verankert machen sie, siehe das 5 Bild dieses Beitrages, eine gute Figur.

Und da kommt der Militärtransport schon zurück von der Übung.
Eigentlich müssten auch noch alle Radfahrzeuge auf den Kbs verzurrt werden. Ich denke aber die Aktion werde ich mir sparen. Durch die Bordwände kann man von der Verzurrung, die meiste unterhalb der Fahrzeuge angebracht wird, kaum etwas sehen. Gleiches gilt für die nötigen Keile. Die müssen aber sein, sonst rollen die Fahrzeuge unkontrolliert auf den Wagen herum.

Im Bahnhof Ondrup kreuzt die Artillerie mit einem 624.
Was fehlt noch? Natürlich die Personenwagen zum Transport der Soldaten auf der Schiene. Hier setzte man auf Althergebrachtes. Es gab immer eine Reserve für Militärtransporte, die aber tendenziell aus älteren Baureihen bestand. Eilzugwagen, Hechtwagen und vereinzelt 4yg und D-Zug Wagen wurden eingesetzt. Nicht vergessen darf man dabei die 1. Klasse für die höheren Dienstränge. Und es sollten auf jeden Fall 2 Waggons sein, denn die Kompanie besteht mit Fahrern aus 141 Mann.

Ein Polenhecht von Brawa. Diese Wagen gehörten bei der Bundesbahn lange zur Reserve, die für Militärtransporte bereit gehalten wurden.
Und schon bin ich auf den nächsten Mangel gestoßen: Sitzende Soldaten in normaler Uniform gibt es nicht zu kaufen. Sollte man nicht meinen, ist aber anscheinend auch noch keinem Hersteller aufgefallen. Hier bin ich dann mal den billigen Weg gegangen: Chinaware in der Großpackung. Bescheiden bemalt sind die sowieso. Also alle männlichen Personen heraus gesucht, entgratet, die Haut mit richtiger Hautfarbe bemalt und alles andere in Nato-Oliv. Und für den besonderen Kick dann noch jedem auf beide Schultern eine Deutschlandflagge gemalt. Ja, von Hand. Jetzt sitzen in dem Wagen immerhin ca. 25 Soldaten. Die anderen muss man sich denken.

Soldaten im Hechtwagen. Die Deutschlandflaggen auf den Ärmeln kann man hier sogar erahnen.
Resultat der ganzen Bastelei: Ein Zug mit über 20 Wagen, vor den man 41er, 44er, 50er oder auch mal eine V200 oder V160 hängen kann. Einsetzbar ist das alles bei Fremotreffen natürlich nur bedingt. Als Z-Trasse, oder als besondere Leistung zu einem Bahnhof mit Rampe.
Kosten? Besser nicht fragen. Aufgrund der schlechten Verfügbarkeit ist das alte Zeug sündteuer, und über die Preise von Neuware (hier besonders die Waggons) sollte man nicht unbedingt nachdenken. Allein ein Artitec SSy mit M110 kommt so locker auf 70 EUR. Aber wenn dann die Fuhre mit Getöse über die Vereinsanlage fährt ist das alles vergessen.